Kapitel 64: Vom Friedhofsbesuch und einem etwas anderen Pulver

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Sichtwechsel: Paul

Am Abend des großen Festes hatte Rose uns gleich von ihrem Gespräch mit Fate berichtet. Auch wenn mir einige der Neuigkeiten bereits bekannt waren, war ich dennoch erstaunt über so manches Detail, das der Untergrund uns gegenüber immer verschwiegen hat. Ich bekam Angst, nicht um mich, sondern um Rose. Ich würde nicht zulassen, dass ihr etwas geschah. Sie würde ihn nicht töten...Nein, ich würde ihr helfen und zur Not lieber sterben, als dass er sie tötete...

Nun legte sich der Rummel auf dem Marktplatz ein wenig. Viele Kreaturen gingen wieder in ihr heimisches Gebiet zurück. Dennoch hörte die Musik nicht auf. Schließlich waren immer noch ein paar Elfen und Feen auf der Tanzfläche. Zudem vergnügten sich die Zwerge ein wenig an den Getränken, von denen jedoch niemand so recht wusste, was wirklich in ihnen drin war. Vermutlich war auch Alkohol dabei. Wobei ich ja aber auch nicht wissen konnte, ob diese Wesen hier wussten, was Alkohol überhaupt war. Allerdings rochen ziemlich viele Mixturen verdächtig danach.

„Du wunderst dich, ob in den Getränken Alkohol ist", sprach mich plötzlich eine Nymphe an. „Nein, ist er nicht. Die Getränke riechen und schmecken so wie die liebsten Getränke und sehen auch so aus. Es ist aber bloß Wasser."

Ich drehte mich verwundert um.

„Woher...?", fragte ich mich, beantwortete meine Frage dann jedoch selbst. Sie konnte Gedankenlesen. Die Nymphe nickte lächelnd.

„Könntest Du damit bitte aufhören?", fragte ich dann ziemlich direkt.

„Ich kann's zumindest versuchen. Du bist doch Paul, oder? Meine Freundinnen reden schon die ganze Zeit von dir, wie hübsch du doch wärst. Jake ist zwar auch hübsch. Aber du mehr", sagte sie daraufhin. „Warum übernachtest du heute nicht bei einer von uns Nymphen heute Nacht. Unsere Bäume sind von innen echt einladend eingerichtet."

„Nein danke. Ich bleibe lieber bei meinen Freunden. Zudem bin ich nicht bereit für ein Treffen. Denn ich habe erst vor kurzem meine Freundin verloren", log ich instinktiv.

Wobei, eine so große Lüge war das gar nicht. Offiziell waren Jessica und ich ja leider zusammen. Zum Glück liegt die Nachricht von ihrem Tod bereits sechs Monate zurück. Allerdings muss ich schon zugeben, dass mir die Nachricht ihres Todes nicht unbedingt nahe ging. Auch wenn das jetzt vielleicht blöd klingt, aber ich vermisse sie überhaupt nicht. Dabei sollte man das doch eigentlich in einer richtig guten Beziehung.

„Du bist verliebt", riss mich die Nymphe wieder aus meinen Gedanken. „Du bist immer glücklich, wenn du an sie denkst."

„Ich glaube, du verwechselst mich mit wem. Höre also sofort auf, meine Gedanken zu lesen", erwiderte ich scharf.

„Du liebst sie", flüsterte die Nymphe in mein Ohr und wies dabei auf Rose. Sie unterhielt sich gerade mit einer Elfe, bis ihr Blick auf mich fiel. Ein wunderschönes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich wieder der Elfe zu wand.

„Ich lüge nicht. Ich sehe nur die Verbundenheit zwischen euch und, dass du glücklich bist. Das Glück ist nämlich wichtig. Ohne das Glück, wärt ihr vier heute nicht hier. Denk an die Orks oder die Sirenen", flüsterte die Nymphe weiter.

Plötzlich erinnerte ich mich an Roses Worte, was sie über Fate erzählt hatte. Es gab fünf Geschwister. Das Schicksal, die Hoffnung, die Überheblichkeit, den Schmerz und das Glück.

„Bist du Felicity?", fragte ich interessiert. Wieder lächelte die Nymphe, und nickte schließlich.

„Genau. Ich habe euch beschützt und euch am Leben gelassen. Ich habe euch gezeigt, was es heißt, glücklich zu sein und sein Leben zu Leben. Aber ohne das Schicksal und die Hoffnung wärt ihr nun auch nicht hier."

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt