Fate And The Present- Die Auserwählte

Kapitel 24: Phase 1

Sichtwechsel: Paul

Ich öffnete meine Augen und befand mich im Herzen von Screenwich. Heute sollte unser erstes Halloweentraining stattfinden, damit wir gut genug vorbereitet waren. Mr. Shepard und die Auserwählte warteten bereits auf mich. Auch Madam Bouchet und Daisy kamen, obwohl ich nicht genau wusste, warum. Nach einer Weile kamen auch Bite und Darklight angelaufen. Dann konnte das Training beginnen.

Statt jedoch etwas Praktisches durchzuführen, wie es sich Darklight und Bite erhofft hatten, zauberte Mr. Shepard Abbilder von uns selbst in die Luft. Schweigend blickte jeder auf sein Abbild, was in Wirklichkeit eigentlich keines war. Es versinnbildlichte uns nur unsere schrecklichste Gestalt, die wir verkörpern konnten und die bei uns zum Vorschein kommen sollte in der Nacht von Halloween.

Das Abbild der Auserwählten war nahezu nicht mehr wieder zu erkennen. Sie trug ein weißes, langes, zerrissenes Kleid, mit offenen Haaren. Ihr Gesichtsausdruck war furchtbar qualvoll. Zudem schrie sie, sodass ihr Mund zu einem O geformt war. Sie wirkte fast wie eine Irre.

Darklight sah da schon ein bisschen normaler aus. Ihre Augen waren blutrot und milchig trüb, nahezu blutunterlaufen. Sie trug offene Haare, ihre Kleidung war abgrundtief schwarz, ihre Haut schneeweiß, und ihre Zähne gestochen scharf. Zudem funkelte sie einen mit voller Wut an und ballte ihre Hände zu Fäusten.

Bite stand in Wolfsgestalt vor uns, knurrte und fletschte seine Zähne.

Mein Abbild wechselte hin und wieder die Gestalt mehrerer fürchterlicher Gestalten aus Mythen und Legenden, vor denen viele Leute Angst hatten. Wenn ich nur ich war, leuchteten meine Augen gefährlich auf und meine Haut wurde leichenblass, sodass ich ein wenig wie ein Zombie wirkte, aber nur fast. Stolz hob ich meinen Kopf. Ich hatte wahrhaftig die gruseligsten Gestalten auf Lager. Die anderen würden es niemals so gut schaffen, wie ich. Ich fühlte mich stark und hob meinen Kopf etwas an. Nur ich konnte das Niveau heben...

Abermals spürte ich Wut in mir aufkeimen. Die Anderen waren schwächer. Nur ich allein sollte in die Menschenwelt an Halloween reisen. Sie waren dumm, schwach und unbrauchbar. Jeder musste dienen.

„Ich hoffe ihr wisst, dass ihr genau so auftreten müsst, wenn ihr den Besuch in die Menschenwelt wagt. Bei der ersten Generation war es so, dass wir, nachdem wir fünf den Gang in die Menschenwelt gewagt haben, nie mehr so aussahen, wie wir vorher aussahen. Uns gefiel unsere Rolle als Bösewichte, weswegen wir sie uns aneigneten. Dies wird bei euch genau so sein. Um diese Gestalt zu erreichen, liegt bei manchen von euch aber noch ein langer Weg vor euch. Genau deswegen fangen wir heute schon an", sagte Mr. Shepard.

Die Abbilder verschwanden in der Luft und Madam Bouchet hexte stattdessen vier riesige Spiegel in den großen, fensterlosen Raum.

„So, Kinder. Stellt euch bitte alle gegenüber einem Spiegel auf, sodass ihr in ihm ganz zu sehen seid. Nun versucht ihr, euch gegenseitig Angst einzujagen. Wenn ihr euch selbst Angst einjagt, ist das die halbe Miete, da ihr so gegenüber eurem Gegner unberechenbar werdet. Auch, wenn das zuerst recht einfach klingt, werdet ihr sehen, dass es fast unmöglich ist, vor sich selbst Angst zu haben. Also, versucht es ruhig. Das alles gehört dann zu Phase 1 des Plans. Die anderen Phasen werden wir euch schon noch erklären."

„Wenn es unmöglich ist, warum verschwenden wir unsere Zeit dann damit?", fragte ich.

„Junger Mann, ich sagte nicht, dass es unmöglich ist. Es ist fast unmöglich", trällerte sie.

Ich schüttelte verächtlich den Kopf. Das war lächerlich. Auch die Anderen schienen nicht zu wissen, was sie davon halten sollten.

Jeder lief zu einem der Spiegel hin. Mein Spiegelbild war unscheinbar. Derselbe kalte, unberechenbare braunhaarige Junge mit den dunkelblauen, fast schwarzen leer wirkenden Augen wie sonst auch in jedem Spiegel. Ich könnte mich in jede beliebige Gestalt verwandeln, und doch würde das Funkeln in den Augen, das Gefahr oder gar Angst andeutete, nicht entflammen. Es war schon seit viel zu langer Zeit vollends erloschen.