Sichtwechsel: Jake
Ich schlug die Augen auf. Konnte dieser Scheiß Wecker nicht einfach mal die Schnauze halten? Mit meiner rechten Hand tastete ich nach dem Wecker, packte ihn und schmiss ihn weg. Dummerweise knallte dieser jedoch mit voller Wucht gegen die Wand und verstummte. In solchen Fällen war ich es leid so stark zu sein. Immer wieder gingen meine Sachen kaputt, wobei das mit dem Wecker tatsächlich jedem passieren konnte.
Wütend schmiss ich die kaputten Einzelteile in den Mülleimer. Ich hatte bloß eine Stunde eine kurze Pause gemacht, mehr benötigte ich nicht.
Damit Mum keinen Grund hatte, mich anzuschreien, stand ich schnell auf und warf mir ein graues Shirt über. Gleich danach lief ich mit dem schweren Schulrucksack auch schon nach unten und verdrückte mein blutiges Steak. Unten am Frühstückstisch befanden sich bloß zwei meiner Geschwister, der Rest war weg.
„Hallo Jake", begrüßte mich mein kleinster Bruder Josef. Mein anderer Bruder Gerad nickte nur. Lucy war gar nicht da.
„Muss los, sonst komm ich mal wieder zu spät. Sehn uns später. Ciao!", verabschiedete ich mich hastig, verwandelte mich in einen Wolf und rannte zum Ministerium.
Das Wochenende war vorbei und in einigen Stunden ging in der Menschenwelt die Sonne auf. Da wir aber sowieso nicht schliefen, mussten wir eben für Halloween üben. Es dauerte nicht mehr lange, bis zu diesem Tag und wir waren nicht einmal mit Phase 1 des Trainings fertig. Und innerlich wusste ich, dass wir das auch niemals werden würden. Pure Zeitverschwendung, dachte ich verächtlich.
Nun war ich im Ministerium angekommen. Zeitgleich erschien auch Layla, sodass wir mit dem Training beginnen konnten. Die anderen waren schon da.
Madam Bouchet fing direkt an zu erzählen: „Keiner von euch hat Angst vor sich selbst gekriegt. Es ist vollkommen natürlich und erfordert Zeit, die wir nun aber nicht mehr haben. Die erste Phase überspringen wir, weil sie ohnehin nicht von Nöten für euch am Tag von Halloween sein wird. Heute findet Phase 2 statt. Wir bringen eure Innere Boshaftigkeit nach außen. Folgt mir in unseren Laden Mode parfaite."
Wenig später saß ich neben Paul auf einem Stuhl und wartete darauf, dass die Mädchen in den raus gelegten Sachen endlich aus der Umkleidekabine rauskommen würden. Als es dann so weit war und sie raus kamen, war das erst einmal ein Schock. Nein, natürlich nicht. Sie sahen einfach anders aus.
Rose trug ein langes zerrissenes graues Kleid, das über dem Boden schlurfte und dreckig war. Layla trug ein schwarzes Bodenlanges mit Blut beschmiertes Kleid. Keine Sekunde lang zweifelte ich daran, dass es tatsächlich echtes Blut war. Selbst Paul war nicht mehr wieder zu erkennen in seinen neuen Klamotten, die genau so schwarz waren wie die Seele, die er von außen allen Leuten zeigte. Was mich anging, so blieb ich, was neue Kleidung anging, als Wolf leider leer aus. Dafür wurden mir aber ekelige Fleischwunden gemalt. Rose wurde noch viel blasser geschminkt und bekam sogar Augenringe, sodass ihr Gesicht elendig wirkte. Layla sprühte nur so voller Energie und war recht aufgedreht. Am Ende wirkte sie jedoch einfach nur noch gefährlich. Angst hatte ich allerdings vor keinem von ihnen.
„So, nun stellt ihr euch wieder vor eure Spiegel und macht, dass ihr Angst vor euch habt. Ihr müsst die Angst fühlen und sie gleichzeitig beherrschen. Nur wenn euch das gelingt, dürft ihr die anderen Menschen erschrecken. Zuallererst werdet ihr gleich versuchen, uns zu erschrecken. Daisy und ich haben uns bereiterklärt, eure ersten Personen zu sein, denen ihr Angst einjagt", sagte Madam Bouchet mit ihrem Akzent.
„Herzchen, du darfst beginnen."
Rose trat vor. Schüchtern, wie sie nun mal war, blieb sie einfach stehen. Erst nach einer Weile fasste sie ihren gesamten Mut zusammen und fing an zu weinen. Sie jauchzte und schluchzte in den unterschiedlichsten Tönen und flog schließlich durch Madam Bouchet und Daisy hindurch.
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Fate And The Present- Die Auserwählte
FantasyGut ist nicht gleich gut und böse ist nicht gleich böse. Aber wer bist du wirklich, wenn die Grenzen verschwimmen? Was soll Rose nur tun? Es ist nicht nur so, dass die 16-jährige Adelige aus dem beginnenden 17. Jahrhundert gestorben ist...Nein, jetz...