Kapitel 4: Mode parfaite

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Sichtwechsel: Rose

Madam Bouchet streifte sich Handschuhe über, kam mit einem Maßband auf mich zu und begann mich zu messen.

Wie war das möglich? Warum konnte sie mich berühren?

Vorsichtig streckte ich meinen Arm zu ihrer Hand aus und berührte sie. Ich fühlte ihre Hand und konnte sie greifen.

„Wie ist das möglich? Ich kann doch sonst auch nichts berühren? Liegt das darin, dass Sie eine Hexe sind?"

Madam Bouchet schüttelte den Kopf und trug die Messwerte auf einem Blatt Papier ein. Verwundert überlegte ich weiter.

Als sie fertig war ging sie zu einer Kleiderstange und stöberte eine Weile. „Wie alt bist du, Herzchen?", fragte Madam Bouchet.

„Ich bin 16 Jahre alt", antwortete ich und sie fuhr fort: „Ich habe ein paar Kleider zur Auswahl für dich. Welches gefällt dir besser? Sieh dir diese Kleidung in Ruhe an. Vielleicht hilft dir Layla bei der Auswahl. Wenn du unsere Empfehlung hören willst..."

„Ich tendiere zu diesem Kleid", sagten Daisy und Madam Bouchet gleichzeitig, nur, dass sie dabei jeweils auf ein anderes Kleid zeigten. Sie sahen sich etwas merkwürdig an, bis Daisy anfing zu grinsen: „Es ist natürlich allein deine Entscheidung, welches Kleid du nimmst."

Layla lächelte verächtlich: „Ignoriere die beiden und schau dir die Kleider an. Keine Angst, es ist nicht schlimm, wenn du länger brauchst. Damals habe ich bei meinen Outfits fast eine Stunde gebraucht. Aber auch nur um meine Eltern weitestgehend zu nerven." Sie hatte recht, zumindest mit dem zweiten Teil. Vielleicht sollte ich mir die Kleider erst einmal ansehen, bevor ich in Panik verfiel.

Dennoch stand ich vor einem unausweichlichen Problem. Meiner Sehkraft. Die Kleider waren leicht verschwommen, sodass ich demzufolge nicht viel erkennen konnte.

„Es tut mir leid, jedoch kann ich beide Kleider nur schlecht erkennen, wegen einer Augenkrankheit, die ich seit ein paar Jahren habe. Der Doktor hatte keine Medizin dagegen."

Daisy und Madam Bouchet sahen sich vielsagend an und fingen an zu lächeln. Das machte mir Angst.

Ein gefährliches Funkeln leuchtete in ihren Augen auf, als hätten sie eine geniale Idee. „ Eine Brille", riefen sie im Chor und sahen mir dann direkt ins Gesicht.

Überrascht machte ich den Mund auf. „Eine was?"

Layla ballte ihre Hände zusammen und murmelte genervt: „Eine Brille, Mädchen. Hast du auch noch was mit den Ohren?"

Verwirrt schüttelte ich den Kopf. „Nein, aber was bitteschön ist eine Brille?"

Madam Bouchet lächelte. „Kurz oder weit? Siehst du Dinge in der Ferne oder vor deiner Nase schlecht?"

„Ferne", antwortete ich perplex.

„Gut. Daisy, besorgst du bitte eine kurzsichtige Brille in schwarz mit den richtigen Werten? Du kennst den richtigen Spruch um das herauszufinden doch noch, oder?" Die angesprochene Frau nickte sofort und verschwand durch eine Tür ins Hinterzimmer.

Eine Weile hörte man nur wildes Stimmengewirr von Daisy, dann Stille. Bis jedoch die Tür aufgeschlagen wurde und sie mit einem schwarzen Gestell und zwei Gläsern in der Mitte zu uns kam und mir besagtes Ding überreichte, als hätte sie nie etwas Besseres erschaffen. Mit reichlich Skepsis betrachtete ich das unhandliche Ding. „Ist das eine Brille?", wollte ich wissen, kannte bereits solche Gläser, nur das Gestell war mir unbekannt.

„Setz sie auf. Die Bügel kommen hinter die Ohren und die Gläser vor deine Augen, sodass die Verbindung in der Mitte zwischen den Gläsern, die man Nasensteg nennt, auf deiner Nase sitzt."

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt