Kapitel 55: Ein etwas anderer Friedhofsausflug

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Plötzlich spürte ich Nässe. Nur langsam erkannte ich, wo ich mich befand. Denn ich war ins Wasser geschubst worden. Der Sack, indem ich mich befand, füllte sich eilig mit Wasser. Die Luft wurde knapp. Eilig zückte ich mein Taschenmesser, welches ich seit meinem achten Lebensjahr in meiner Hosentasche verwahrte, und schnitt den dicken Sack auf- und befreite mich. Das Gewässer war nicht sonderlich groß. Eigentlich war es nicht einmal ein richtiges Gewässer. Der Ort, wo ich mich befand, war ein gigantischer, schwarzer, geschlossener Kochtopf. In ihm befanden sich noch zwei weitere Kartoffelsäcke, wie ich dunkel erkennen konnte. Aufgrund der Tatsache, dass sie sich bewegten, als wolle jemand heraus, schnitt ich erst den einen und dann den anderen Sack auf. Prustend kamen Layla und Jake an die Wasseroberfläche.

„Sind die noch ganz dicht?", presste sie aus zusammengebissenen Zähnen hervor und schnappte gierig nach Luft. Wir alle sahen uns an. Keiner von uns konnte auch nur einen klaren Gedanken fassen. Zusammen öffneten wir den schweren Deckel des Kochtopfs. Heißer Qualm stieg heraus. Erst jetzt bemerkte ich, wie heiß es wirklich in dem Kochtopf gewesen war.

„Die wollten uns wirklich kochen", sprach Jake aus, was wir alle dachten.

„Wir müssen hier raus", beschloss Layla sofort und machte sich daran, aus dem Topf zu klettern- erfolglos. Der Rand war viel zu glitschig. Neben dem Kochtopf patrouillierten die Zombies wage.

„Unser!", riefen sie wütend und kamen auf uns zu. Erschrocken schwammen wir vom Rand des Kochtopfs und starrten ängstlich in die Richtung des Zombies. Ich fühlte mich eher wie ein eingepferchtes Schaf.

Doch bevor sie kommen konnten, um uns den Kopf abzureißen- und das wortwörtlich- wurde mir plötzlich etwas von hinten über den Kopf gezogen und ich sah nur noch schwarz. Der Boden wurde mir unter den Füßen weggerissen, ich fiel in ein dunkles Nichts.

Nach einer Weile öffnete ich meine Augen wieder ein Stück. Eine nur wenig beleuchtete Gegend war zu erkennen. Schemenhafte Umrisse deuteten ein Regal an, einen Tisch mitsamt Stuhl und ein paar unbrauchbare Kisten. Ich lag auf einem weichen Untergrund. Kein Ausgang war zu erkennen. Ich brauchte einen Moment, damit sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnen konnten. Wo war ich? Die Umgebung kam mir bekannt vor. Layla und Jake lagen neben mir. Erst jetzt erkannte ich, wo ich mich befand. Die anderen beiden sahen mich ratlos an.

„Wir sind in der Tasche von Rose!" Sie hatte uns also doch gerettet. Ein Schwall voller Erleichterung überkam mich. Ohne das Zelt sah die Tasche merkwürdig einsam aus.

Schließlich stand ich auf. Die anderen beiden blieben faul liegen, verstanden nicht, was passiert war, wollten es wohl auch nicht.

„Rose?", fragte ich laut. „Kannst du mich hören?" Eine Weile war es still.

„Oh, Gott sei Dank! Ihr seid wach", erwiderte sie endlich zurückhaltend und mit heller, lieblicher, fast schon freudiger Stimme. „Geht es euch gut? Ich hatte schon Sorge, ihr wärt vielleicht... Ich bin so froh, dass ihr weggelaufen seid und noch glücklicher darüber, dass ihr wohlauf seid. Euch geht es doch gut, oder?"

„Ja", meinte Layla. „Du hast uns übrigens einen ganz schönen Schrecken eingejagt."

„Ich weiß", ertönte die erschöpfte Stimme von Rose erneut. „Aber ich wusste einfach nicht, wie ich euch sonst hätte warnen können."

„Wo bist du gerade eigentlich?"

„Ich fliege vor den Zombies weg und ich werde erst aufhören, bis ich mir ganz sicher bin, dass sie mir nicht gefolgt sind. Zudem brauchen wir noch einen Plan, wie wir unser Zelt zurückbekommen sollen. Die Kapelle wird von den Zombies sicher bewacht werden."

„Halten wir nicht irgendwie auch ohne Zelt durch?", fragte Jake mit ein bisschen Hoffnung in der Stimme.

„Ich fürchte nicht", antwortete Rose ehrlich. „Denn in der Tasche befinden sich Medizin, Verpflegung, Hygieneartikel, sowie viele andere wichtige Sachen, die ihr zum Überleben braucht."

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt