Kapitel 73: Isabelle

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Sofort drehte sich das Innere der Teleportationszelle und ich mich mit ihr. Dann war ich da. Ich öffnete die Augen, befand mich im Wald. Aber dieses Teilstück war mir bekannt. Sehr bekannt. Ich bin oft hier gewesen. Das letzte Mal als ich hier war, das war das letzte Mal, dass ich überhaupt in Screenwich war. Ich stand direkt vor dem Eingang zum Hauptquartier. Ich stutzte. War das Zufall? Oder hatte ich instinktiv auf diese Stelle gedrückt? Wahrscheinlich, weil ich gewollt hatte, dass ich hier raus käme.

Schnell schob ich schließlich ein bisschen Laub zur Seite, um sicherzustellen, dass ich auch nicht am falschen Ort war. Es war noch grün und recht frisch. Zudem stammte es von einem der höheren Bäume in den Baumwipfeln. Unter dem Laub verbarg sich ein dickes Stück Rinde. Auch das räumte ich weg. Endlich war der Eingang wieder frei gegeben, so dass ich hindurchkriechen konnte.

Als ich in dem Hauptquartier ankam, war es erst einmal ein kleiner Schock. Der kleine Tisch war zusammengebrochen. Die Vorhänge zerrissen und unheimlich weit aufgezogen. Ein paar Bücher lagen auf dem Boden. Die Federn der Kissen lagen überall im Raum verteilt. Es war einfach nur schlimm. Hier musste ein Kampf stattgefunden haben. Aber nur Layla, Jake, ich und Paul wussten davon. Das bedeutete, dass... Wenn ich die gesamte Zeit auf der Wiese war, und Layla höchstwahrscheinlich auch...

Wie von allein setzten sich die letzten Puzzleteile in meinem Kopf zusammen, denn ich wusste nun, woher Jake und Paul gekommen waren, als sie auf die Wiese teleportiert waren. Hätten sie das doch bloß nie gemacht. Dann wäre Paul noch am Leben. Wie konnte sein eigener Großvater, ob Teufel hin oder her, wie konnte man nur so etwas machen?

Ich setzte mich auf das Sofa und atmete schnell ein und aus. Mein Mund stand offen. Vor meinen Augen bildete sich das Szenario von Pauls letzten Sekunden. Die Blutspritzer, das Messer, sein starrer Blick und er hatte nicht einmal Angst gehabt. Er hatte keine Angst gehabt vor seinem Tod. Er hat meinen Blick gesucht, dessen war ich mir sicher und nun war er tot. Ich würde ihn nie wieder sehen. Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen. Oh Gott, hörte das denn nie auf?

Eine Weile verharrte ich in meiner Position. Dann stand ich auf. Wie von allein. Meine Füße marschierten stramm auf den offenen Vorhang zu und ich konnte nichts dagegen machen. Ich ließ es einfach zu. Mein Gesicht wurde monoton. Ich blendete meine Gedanken und Gefühle vollkommen aus. Ich wollte, dass es aufhörte. Das Weinen, der Schmerz, die Fragen, die sekündlich durch meinen Kopf schossen. Was wäre, wenn...?

Einen Millimeter vor dem großen schwarzen Loch blieb ich stehen. Ich dachte an unsere bisher zusammen verbrachte Zeit. An die Freundschaft von uns vieren und dann dachte ich an unsere Abenteuer. Was wir alles erlebt hatten. Und dann an treue Wegbegleiter und andere Freunde. Fate, Felicity, Madam Bouchet, Daisy.

Doch plötzlich erinnerte ich mich an das, was Madam Bouchet zuletzt gesagt hatte. Isabelle. Was würde jetzt bloß mit ihr geschehen? Ihre Eltern und alle anderen Familienmitglieder waren tot. Eilig entfernte ich mich von dem schwarzen Loch und nahm dann den Geheimgang der Hexen und Zauberer unter dem Bild von Arrogance Moonrise.

„Ich bin stark", rief ich mir selbst ins Gedächtnis. Der Weg war recht kurz. Sein Ende war eine vergoldete Tür mit Runen. Ich kannte sie. Es war immer wieder das gleiche Zeichen. Der Kreis als Vollmond, der mit einem Strich als Zauberstab durchtrennt war. Ein Stern für das Zeichen des Teufels, ein Blutstropfen dazu und das Unendlichkeitszeichen. Mein Familienamulett wies das gleiche Zeichen auf. Das erkannte ich erst jetzt.

War mein Schicksal wirklich vorherbestimmt gewesen, oder bloß ein schrecklicher Zufall mehrerer Ereignisse?

Dann flog ich inmitten der Tür hindurch. Die Decke reichte bis weit in den Himmel hinein, sodass man nur etwas Weißes ausmachen konnte, doch alles wirkte freundlicher, heller. Überall liefen Leute lächelnd umher, die Stimmung war ausgelassener als zuvor. Papiere und Teetassen flogen durch die Luft wie Vögel, als sei alles vollkommen normal. Eine vergoldete Treppe befand sich im Mittelpunkt des Raumes und führte einige Stufen herab. Große, verzierte und ebenso goldene Aufzüge fuhren in sämtliche Richtungen davon. Ein riesiger Empfangstresen befand sich hinter der Treppe nach unten und bot reichliche Informationen laut den vielen Personen dahinter. Links daneben führten drei Stufen unter einem roten Teppich zu einer weiteren hölzernen Treppe. Es sah noch genauso aus, wie als wir von unserem ersten Auftrag im Namen des Untergrundes an Homecoming die Menschen erschreckt hatten und danach hier mit Mr. Shepard in sein Büro gegangen waren.

Fate And The Present- Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt