Kapitel 51: Großer Yeti, kleine Schnervs

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Sichtwechsel: Layla

Gierig verschlang ich den Schichtsalt „Spezial", extra für mich angefertigt. Der war aber auch wirklich lecker. Genüsslich löffelte ich das Blut in meinen Mund und gelangte zu den Blutkugeln, die wie Knödel in meinem Mund zergingen.

Nach dem Essen beschlossen wir, in der Nacht Wache zu halten, damit wir schnell mitbekommen würden, wann Rose zurückkommen würde. Und sie würde zurückkommen. Sie könnte die Reise auch ohne uns durchführen. Schließlich brauchte sie als Geist ja keine Verpflegung und musste auch keine Feinde fürchten, dachte ich jedenfalls. Deswegen hätte sie uns einfach alleine hier lassen können. Irgendwann wären wir in Vergessenheit geraten. Rose hätte erzählt, dass uns eine wilde Kreatur getötet hätte und, dass nur sie überlebt hätte, da sie ja ein Geist war. Unsere Eltern hätten diese Last mit Fassung getragen. Nur die irgendwann erscheinenden Reporter würden noch lange über unseren Tod berichten. Kümmern würde es niemanden. Mir wäre das aber auch egal. Dann wäre ich ja schon tot. Wobei, das war ich ja rein biologisch gesehen schon. Tja, und trotzdem lebte ich. Ich war tot und trotzdem lebte ich. Wie poetisch!

Aber ich glaubte nicht, dass Rose zu so etwas in der Lage wäre, oder? Mal ganz ehrlich. Die wäre dafür doch nicht, ich meine... Ihr glaubt doch nicht etwa, dass sie... dass sie abgehauen wäre?! Wobei, zuzutrauen wäre es ihr ja, oder nicht? Obwohl, nein, oder?

„Sie ist abgehauen", sprach eine Stimme in meinem Kopf. Ich blendete sie aus.

„Nein. Das ist sie nicht", entgegnete ich der Stimme schnell energisch.

Paul und Jake saßen im Wohnzimmer. Ich saß vor dem Zelteingang und hatte die erste Wache. Der Spiegel bündelte das rote Licht in einem Lichtstrahl. Unser Plan lief perfekt. Alles war still, nichts war zu hören.

„Dass du das denkst ist doch klar. Aber du irrst dich. Sie ist schon längst verschwunden. Sieh es ein. Du solltest deine Rettung nicht von ihr abhängig machen. Finde lieber selbst einen Weg hier heraus", sprach die Stimme von neuem. Sie klang dunkel und tief.

„Hör nicht auf sie. Deine Freundin ist längst auf den Weg zu dir und deinen Freunden. Alles wird wieder gut. Hab Vertrauen in deine Freundin. Sie wird dich retten", sagte plötzlich eine andere, viel hellere und reinere Stimme in meinem Kopf.

„Was? Wer seid ihr?", fragte ich in den dunklen Raum hinein, der nur von dem Licht der Taschenlampe erhellt wurde. Neugierig spitzte ich die Ohren.

„Wenn ihr noch ein Wort sagt, egal wer ihr seid, bringe ich euch um!", drohte ich und blieb still, wurde wütend. Dass sie es wagten, über Rose zu urteilen, war ihr eigenes Todesurteil, wenn sie es in meiner Gegenwart sagten.

„Nur ich allein urteile schlecht über Rose! Verstanden?"

„Guck doch nicht so blöd in den Raum hinein. Du kannst uns nicht sehen", sagte die tiefe Stimme von neuem.

„Wer seid ihr?", fragte ich erneut. Das konnte doch nicht wahr sein!

„Dein Unterbewusstsein natürlich", sprach die tiefe Stimme.

„Mein was?"

„Dein Unterbewusstsein. Hast du was mit den Ohren?", rief die Stimme.

„Sei doch nicht immer so ungeduldig. Layla hat uns lediglich etwas gefragt", antwortete die helle Stimme. „Wir sind dein Gewissen. Dein Unterbewusstsein. Wir sind deine Gedanken. Kennen dich einfach in allem. Deswegen versucht manch einer dich auch gerne zu manipulieren. Aber höre nur auf dein Herz. Selbst Gedanken können irren. Rose wird kommen. Sie ist sicherlich auf den Weg zu dir."

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