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Am nächsten Morgen wacht Mikesch auf und ist ganz traurig. Ihm fällt nämlich seine Katzenfreundin und ihre Welpen ein und der Tod seiner Amy und ihrer Welpen geht denn kleinen Jungen sehr nahe. Mikesch versucht wieder ganz leise zu schluchzen aber Hasso wacht dennoch auf. „Kleiner, was ist denn los?" fragt Hasso gähnend. Nun brechen bei Mikesch alle Dämme. „Meine Katzen..." schluchzt er erstickt und hält sich entsetzt seine Hände vors Gesicht. „Ruhe!" knurrt es aus den anderen Betten und Hasso schnappt sich kurzerhand den kleinen Kater und nimmt ihn mit in die Küche. Dort setzt er den kleinen Mann auf die Bank vor dem warmen Ofen. Dann greift er in die Röhre und fischt dort zwei Schälchen mit saurer Milch hervor. Er schüttet reichlich Hafer in die Schüsseln und setzt das warme und nahrhafte Essen vor Mikesch ab. Der schluchzt noch einmal auf, schnieft dann herzhaft und zieht sich die Nase hoch. Die Augen wischt er an seinem Ärmel trocken und dann schaut Mikesch Hasso mit seinen großen dunklen Augen fragend an. Hasso schlingt schon seinen Brei hinunter. „Iss, dann reden wir." fordert Hasso den kleinen Jungen auf. Der lässt sich nicht zwei mal bitten und schlabbert gierig den Brei. „Hmmm!" stöhnt Mikesch wonnig weil ihm das warme Essen so gut schmeckt. Er hat die Augen geschlossen und mampft genießend den Brei. Hasso muss bei dem Anblick des Kleinen Genießers grinsen. „So etwas Gutes hab ich noch nie in meinem ganzen Leben gegessen!" erklärt Mikesch als er bemerkt wie Hasso ihn amüsiert mustert. „Danke vielmals." bedankt sich der Kleine lieb. „Es ist doch nur Brei." murmelt Hasso und kaut nachdenklich die Reste seines Frühstücks. Für ihn ist die saure Milch und die Flocken ein eher lästiger Sattmacher. Ihm mundet der Papp schon lange nicht mehr. Er kann sich noch gut an die Zeit erinnern als er hier ankam. Auch er war halb verhungert und die Milch mit dem Hafer hat ihm geschmeckt wie eine Köstlichkeit. Hasso hat lange mit seinem Vater auf der Strasse gelebt. Sein Vater war fahrender Händler und die Tage wann Hasso einmal satt geworden ist waren rar. Meistens hat er nichts oder nur sehr sehr wenig zu essen gehabt. Bier gab es dagegen immer. Hasso hat als Kind dieses eklige Gebräu gegen den Hunger getrunken. Doch wirklich geschmeckt hat es ihm nie. Als sein Vater ihn an Hamisch verkauft hat weil Vaters Schulden zu gross wurden hat Hasso zunächst geglaubt es sei ein schlimmer Tausch. Hamisch ist dafür bekannt Jungs zu sammeln um sie zum Klauen zu schicken. Doch für Hasso war der Tausch nie schlimm. Er hat von Hamisch diesen sauren Brei bekommen und alleine für dieses himmlische Essen hat er den alten Mann geliebt. Als er dann ein richtiges Bett bekommen hat hat Hasso beschlossen alles für seinen Besitzer zu tun. Seit dem ist er täglich in der Stadt unterwegs und stiehlt. Manchmal rauben er und die anderen Jungs auch nachts die Villen aus. Hamisch ist nicht wählerisch was ihm die Jungs bringen. Hasso ist in den Jahren die er bei dem alten Pfandleiher wohnt zu einer Art "Grosser Bruder" oder "Klassensprecher" geworden. Er ist der Mittler zwischen den Kindern und Hamisch. Er sagt den Jungs was sie zu tun haben. Hamisch hat mit den Kindern wenig zu tun. Lediglich sein Hinterzimmer stellt er den Buben zur Verfügung. Und nun hat Hasso den kleinen Mikesch mit genommen. Er findet den winzigen Jungen irgendwie süss und ausserdem kann er den Kleinen gut riechen. Doch nun schaut der etwas traurig aus seinen grossen runden Knopfaugen. "Was drückt dir auf der Seele, Kleiner?" fragt Hasso als Mikesch aufgegessen hat. Sofort springen wieder die Tränen bei Mikesch. "Meine Katzen." schluchzt er und Hasso schaut den Jüngeren mitleidig an. Er weiss ja was passiert ist. Der Kurze hat seine Katzen laufen lassen. "Sollen wir sie suchen gehen?" fragt er den jüngeren tröstend und Mikesch nickt. Sogleich machen sich die Knaben auf den Weg. Die Haustür ist zwar noch versperrt aber die Hintertüre ist leicht zu öffnen. Hasso nimmt den kleinen Jungen an seine Hand und leise schwinden die beiden in das Dunkel des anbrechenden Morgen. "Wo würdest du die Katzen suchen?" fragt Hasso. Mikesch schaut vertrauensvoll zu dem grossen Jungen. "Bei ihrem Vater, dem Kater Greebo." sagt er und scheint den Ort zu kennen wo besagter Kater wohnt. Zielstrebig führt Mikesch Hasso. Der folgt dem Kleinen und ist gespannt ob dort die kleinen Kätzchen zu finden sind. Als Mikesch am Ziel seiner Reise ist faucht und maunzt er bis Greebo aus seinem Versteck kommt. Greebo kennt den kleinen Jungen. Seine Mutter hat den Knirps adoptiert weil sie gehofft hat dass er sie und ihre Jungen beschützt. Was der Junge nun erzählt bestürzt Greebo. Er hat seine Mutter sehr geliebt auch wenn er schon lange kein Welpe mehr ist. Seine Geschwister hat er leider nicht gesehen, doch er verspricht Mikesch bei der Suche zu helfen. Hasso ist von dem Knirps beeindruckt. „Kannst du wirklich mit Katzen sprechen?" fragt er den Jungen das offensichtliche. Der Kleine nickt gedankenverloren. „Wo können sie nur sein?" jammert Mikesch. „Lass uns mal bei deiner Lagerhalle nachschauen." schlägt Hasso vor. Er kann sich denken dass die unerfahrenen Welpen nicht weit weg gelaufen sind. Die kleinen Katzen sahen nicht so aus als seien sie jemals aus diesem Kellerloch heraus gewesen. Mikesch nickt geknickt aber Hasso schreitet vertrauensvoll mit dem kleinen Jungen an der Hand aus. Als die beiden bei der Lagerhalle ankommen weint Mikesch. Er schaut Hasso verzweifelt an. Das Kellerfenster aus dem es gestern gebrannt hat ist kohlschwarz und es riecht entsetzlich. „Wo sollen sie denn sein?" fragt Mikesch klagend und Hasso schlägt vor dass er die Kätzchen mal ruft. Prompt maunzt Milesch lockend und ein kleines Kätzchen springt ihm entgegen. Mikesch wird blass und er fasst sich entsetzt an den Mund. Hasso merkt dass etwas nicht stimmt und mit einem Satz ist er bei dem kleinen Jungen. „Lucky!" haucht Mikesch entsetzt und dann sprintet er in die Richtung aus der der Katzenwelpe gekommen ist. Hasso hebt das  Baby auf und folgt seinem Freund. Der saust wie von der Tarantel gestochen hinter einem Busch und bricht dort schluchzend zusammen. Hasso lässt das Katzenbaby auf den Boden gleiten und geht dann zu Mikesch. Dort sieht er was seinen Freund so entsetzt. Ein winziger Katzenwelpe liegt dort leblos auf der Erde. Hasso beugt sich zu dem winzigen Wesen und beugt sich zu ihm herunter. Das Baby passt genau in seine hohle Hand. Hasso hebt das kleine Bündel mehr als vorsichtig hoch. Er hebt ihn an seine Wange und er fühlt wie das kleine Ding zittert und atmet. Mikesch beobachtet Hasso mit panischem Blick. Stumm schauen seine großen dunklen Augen auf jede von Hassos Bewegungen. Hasso haucht die winzige Bündel in seiner Hand ganz zart an. Die kleine Katze scheint entsetzlich zu frieren. Zumindest zittert es ganz schlimm. Hasso haucht und haucht das Kätzchen warm. Nach einer endlos wirkenden Weile in der Mikesch stumm schluchzt hebt das Kätzchen sein Köpfchen und er wimmert leise. Mikesch antwortet prompt. Ganz zart und liebevoll klingt sein Maunzen und Hasso schaut lächelnd zu dem strahlenden Mikesch. „Lucky hat Hunger. Ich schau mal ob seine Milch vielleicht noch da ist." sagt der kleine Junge und will gerade in das Kellerloch steigen. Hasso hält den Buben davon ab. „Selbst wenn du noch Reste findest ist es bestimmt nicht mehr genießbar. Lass uns nach Hause gehen und deinem Lucky ein wenig von unserer sauren Milch geben. Er müsste alt genug sein dass er das verträgt. Nun himmelt Mikesch Hasso voll Dankbarkeit an. Hasso grinst zurück und gemeinsam huschen die beiden Buben zusammen mit den drei Katzenkindern nach Hause.

Nur eine KatzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt