18

29 3 1
                                    

Die Jungs nehmen Hasso mit in den Speisesaal. Der Speisesaal ist ein düsterer grosser Raum an dessen Wänden tatsächlich Fackeln hängen. Der grosse Kamin ist nicht beheizt und dementsprechend kalt ist es in dem alten Gemäuer.Hasso entdeckt hoch über den Köpfen riesige Kronleuchter die aber ebenfalls nicht beleuchtet sind. Unweigerlich fragt er sich ob dieser Saal noch für andere Zwecke benutzt wird als die Jungs zu verköstigen. Die lange Tafel ist mit genau zehn Tellern gedeckt. Die Jungs setzen sich und wie durch Zauberhand stehen Schüsseln voller duftender Kartoffeln, Platten mit saftigem Braten und herzhaftes Gemüse auf dem Tisch. Dazu Karaffen mit eiskaltem Wasser und etwas Wein. Die Jungs lächeln über Hassos erstaunte Blicke und sie langen alle tüchtig zu. Auch Hasso merkt dass er lange nichts mehr gegessen hat und isst bis er fast platzt. Als er wirklich nicht mehr nachnehmen kann sehen die Schüsseln und Platten so aus als wären sie kaum berührt worden. Wie durch Zauberhand verschwinden die Speisen und ein leckerer Nachtisch erscheint dort wo eben noch der Braten stand. Hasso muss bei dem Anblick von dem süssen Brei an seinen Mikesch denken. Dem Katerchen würde das sicherlich sehr gut munden. Hasso treibt es die Tränen in die Augen und er kann kaum von dem süssen Brei kosten. Rex bemerkt den Kummer seines alten Freundes und er legt einen Arm um den traurigen Jungen. "Ist es wegen Mikesch?" fragt er mitleidig und Hasso nickt. Die Jungs schauen alle sehr betroffen aber sie sagen nichts. "Weisst du was mit Mikesch passiert ist?" fragt Rex unvermittelt. Hasso schluckt seine Tränen tapfer runter und er räuspert sich etwas um seine Stimme wieder zu finden. Er kann kaum aufblicken aber er erzählt was er weiss. "Die Dorfbewohner haben uns bedroht und darum ist unser Zirkus schon in der Nacht abgereist. Mikesch hat wie immer geholfen. Weisst du, bei so einem grossen Zelt weiss einfach jeder welchen Handgriff er machen muss und es ist Mikeschs Aufgabe gewesen die grossen Heringe in die Kisten zu verstauen. Ich habe ihn damit beladen und habe dann geholfen den Mittelmast umzulegen. Danach habe ich Mikesch nicht mehr gesehen und auch nicht mehr vermisst bis fast alle Wagen los gefahren waren. Es waren nur noch Antonio und ich auf dem Platz und Lucky." Nun schaut Hasso doch nach oben und er schaut in fragende Gesichter. Darum erklärt er wer Antonio ist. "Antonio ist der Zirkusdirektor. Er hat uns aufgenommen weil er auch einmal einer von Hamishs Jungs war. Die meisten nicken verstehend. "Dann war der sicherlich korrekt. Einer von uns sozusagen. Kein Wunder dass er einen Hybriden akzeptiert hat." Die Jungs sind sich einig dass Antonio ein guter Mann sein müsse. Hasso nickt. "Ich habe Mikesch überall gesucht und ihn zum Schluss sogar versucht zu erschnüffeln. Doch Mikeschs Spur endete bei einer Stelle die nach ganz vielen Dorfbewohnern und ein wenig nach Mikeschs Angst und seinem Blut gerochen haben. Ich habe die Spur bis ins Dorf verfolgt und dort verloren. Ich weiss nicht wo Mikesch ist aber ich will ihn finden." Hasso blickt die Jungs entschlossen an. Sein Kätzchen will er unbedingt wieder haben. Er liebt den Kleinen viel zu sehr als dass er ihn nun im Stich lassen wollen würde. Die Jungs beeilen sich Hasso ihre Unterstützung zu versprechen. "Komm, lass uns zu Hamish gehen und ihn um Rat fragen." schlägt Rex vor denn keiner der Jungs traut sich ins Dorf. Sie wissen dass sie dort mit Sicherheit nicht willkommen wären. Weder in ihrer menschlichen Gestalt noch in ihrer Wolfsgestalt. "Als Wolf wirst du sofort erschossen, als Fremder argwöhnisch beäugt. Sie lassen dich nicht aus den Augen. Ich kann mir nicht vorstellen dass wir dort etwas finden werden." gibt Rex zu bedenken. Hasso nickt und er folgt Rex in Hamishs Stube. Hamish bewohnt genau wie die Jungs ein Turmzimmer. Er hat das erste Zimmer in dem Turm und dort flackert das Feuer in dem Kamin. Das Feuer taucht das Zimmer in ein angenehmes Licht. Ein paar Kerzen erhellen die Ecken damit das Zimmer wohnlich und gemütlich wirkt. Hamish sitzt in einem bequemen Ohrensessel an dem Kamin und er hat sein Essen auf dem Kaminsims abgestellt. Genau das was auch die Jungs vorhin bekommen haben: Braten mit Kartoffeln und Gemüse. Auf einem kleinen Tischchen steht eine Karaffe voll Wein und eine Flasche Wasser und ein paar Gläser. Hamish hat sich ein Glas Wasser eingeschenkt und er nippt gerade daran als die Jungs eintreffen. "Meine Lieben! Was führt euch zu mir?" fragt er die Jungs mit seiner krächzenden Stimme. Hasso erzählt dem alten Mann was ihn bedrückt. Hamish wiegt seinen Kopf. "Das ist schlimm! Schlimm! Schlimm!" sagt er zwischendurch immer wieder. Doch dann verbietet er Hamish seinen Mikesch zu suchen. "Weisst du, wir sind Werwölfe. Wir sind hier nicht nur nicht willkommen, sondern wir sind hier auch in Gefahr. Ich bin mir sicher dass die Dorfbewohner uns lynchen würden sollten wir versuchen Mikesch zu befreien. Die haben sich den kleinen Kerl nicht ohne Grund geschnappt." Hasso meint seinen Ohren nicht trauen zu dürfen. "Wieso sollten wir Mikesch nicht helfen? Er ist einer von uns! Und was haben die Dorfbewohner für einen Grund Mikesch zu entführen?" fragt er perplex. Hamish wiegt weiter seinen Kopf. "Weisst du was Hunde für gewöhnlich mit Katzen machen wenn sie sie auf der Strasse treffen?" fragt der Alte und Hasso schaut ihn unwissend an. Rex antwortet: "Hunde jagen Katzen." Es klingt bei ihm wie eine Tatsache. So wie der Himmel blau und Regen nass ist. Hamish nicht. Hasso widerspricht. "Also unsere Hunde haben unsere Katzen stets in Ruhe gelassen!" sagt er aufgebracht. Hamish nickt und brummt: "Aber die kannten ja auch die Katzen. Die Dorfbewohner glauben nicht dass wir Mikesch kennen. Sie haben sich eine echt grosse Katze genommen um nun echt grosse Hunde in die Falle zu locken. Seit dem wir hier angekommen sind sind die Menschen in Aufruhr. Sie ahnen wer wir sind und sie wollen uns zur Strecke bringen. Sie versuchen die Werwölfe mit einer Katze aus ihrem Versteck zu locken. Sie hoffen dass wir nicht widerstehen können und uns diese fette Katze krallen wollen." Hamish lacht trocken und Hasso ist entsetzt. Sollte sein kleiner Freund ein Köder sein? Ausgerechnet er? Der Kater der nun schon so lange zwischen den Wölfen gelebt hat? "Aber du hast nie einen Unterschied zwischen uns Jungs gemacht! Egal ob wir Werwolfblut in uns tragen oder nicht?" fragt Hasso entsetzt. Hanisch nickt und er sagt: "Aber dass wissen die Menschen nicht. Sie wissen nicht dass wir den kleinen Kater kennen. Aber bitte, Hasso, tu nichts unüberlegtes und bringe uns nicht alle in Gefahr. Andrashek und ich werden uns einen Plan ausdenken um Mikesch zu befreien. Tust du mir den Gefallen und unternimmst nichts auf eigene Faust?" Hasso starrt den alten Mann entsetzt an. Doch dann nickt er und er verspricht es. In seinem Inneren hat er das Gefühl als würde er sein Katerchen verraten.

Nur eine KatzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt