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Sarah erklärt den anderen was sie aus dem Artikel liest. Die anderen hätten ihn glatt überlesen weil er in einem Hausfrauenmagazin gedruckt wurde. Also nicht zu den vertrauenswürdigen journalistischen Leistungen gehört, sondern eher in die Rubrik Unterhaltung fällt. "Warum drucken die ausgerechnet das was wirklich gegen Magie hilft nicht fett in die Tageszeitungen?" fragt Mikesch neugierig. Sarah lächelt und sie erklärt: "Weil es von Frauen ist. Frauen wurden einfach nicht ernst genommen. Der Sieg über das magische Wesen gebührt den beiden Frauen. Doch die Männer werden als Helden gefeiert. Doch in Wirklichkeit haben die nicht mehr gemacht als zu zweit eine hilflose Frau umgebracht. Das ist keine besonders heroische Tat. Die Mädchen haben die Magie gebannt. Entweder war das Zufall oder sie haben es gekonnt. Doch ich denke mal dass es Zufall war, denn auf unserem Grundstück, das sie einst als lebendige Frauen bewohnt haben, ist die Magie ja geblieben. In dem Gartenhaus leben heute noch dreizehn magische Wesen und das Haus ist auch nicht an der geplanten Stelle gebaut worden." erklärt sie. Sebastian zeigt einige Artikel die er gelesen hat und er sagt: "Am Haus sind dann allerhand seltsame, unerklärliche und unheimliche Dinge passiert. Recht bald ist der Hausherr selber in Verdacht geraten für dieses mysteriöse Treiben verantwortlich zu sein und er ist verdächtigt worden ein Magier zu sein. Seine Bediensteten haben ihn stets verteidigt doch dieser Kampf hat sich über einige Jahre gezogen. Schaut! Diese Artikel beschreiben noch die Brüder König als vertrauenswürdige Geisterjäger deren Urteil man bestimmt trauen darf und hier, etwa zehn Jahre später wird ihr Vertrauen schon in Frage gestellt." Nicolae legt einen weiteren Artikel dazu und er sagt: "Und hier werden sie sogar verdächtigt in Wirklichkeit auf die andere Seite zu gehören. Der Tod der Hexe sei nur Tarnung." Peter legt einen Artikel daneben und in dem geht es um die entsetzlichen Morde an der Familie. Da sie bereits der Hexerei verdächtigt waren, zumindest im Zusammenhang mit ihr gesehen wurden hat man lange gerätselt wer für den Mord an ihnen verantwortlich war. Wilde Theorien dass es der Hausherr gewesen sei, oder die Hexen sich gerächt hätten oder ganz anders: dass sie sich der Sodomie schuldig gemacht hätten und der Mord gerechtfertigt sei lösen sich beständig ab. "Wie kann ein Mord gerechtfertigt sein?" regt sich Lucky fauchend auf. Die meisten verstehen ihn inzwischen weil er eine Art Fauchsprache entwickelt hat. Das A und U bekommt er ja ganz gut kehlig hin. Das I und E faucht er. Und so kann er Worte bilden die auch diejenigen verstehen die keine Katzensprache können. In Katze kann man ja leider nicht alles sagen. Doch allmählich gewöhnen sich alle an Lucky seltsame Aussprache und verstehen ihn ganz gut. So wie Mütter ihre Kinder verstehen die ihre ersten Sprechversuche tätigen. Die Mamas sind immer ganz stolz und erzählen was der Nachwuchs schon alles kann und man selbst erlebt ein seltsam brabbelndes Kind und versteht nix. Genau so geht es nun den Anwesenden mit Lucky. Sie verstehen ihn gut aber sonst halt niemand. Also Dariush versteht Lucky. Mikesch und Hasso selbstverständlich auch. Aber für Nicolae, Sebastian, Sarah und Peter muss immer noch übersetzt werden. "Ihr könntet euch Mühe geben um ihn zu verstehen!" rügt Mikesch die anderen etwas verletzt. Sarah schaut ganz schuldbewusst und Peter verspricht: "Ich werde mich bemühen. Tut mir leid dass ich nichts verstanden habe. Jetzt wo du es übersetzt hast verstehe ich es ein bisschen besser." Lucky versteckt sich hinter Hasso und Dariush tröstet seinen kleinen Kater. Er versteht seinen Liebling inzwischen recht gut und das ist für ihn die Hauptsache. Dass Lucky für die anderen immer noch stumm ist verletzt ihn nicht so sehr. Doch das geknickte Gesicht von Lucky lässt ihn mitfühlen und er nimmt den Kater in seine Arme. Dariush sagt nix. Er weiss dass Worte Lucky nicht trösten können. Nicht mehr stumm zu sein ist der grösste Wunsch seines Katers. Wenn er ihn doch nur erfüllen könnte! Er hat schon versucht Lucky noch einmal zu beissen aber das hat den Kater nicht mehr verändert. Dariush ärgert sich dass er damals nicht noch ein Schlückchen mehr von Lucky genascht hat. Dann wäre Lucky wie Mikesch und alles wäre gut. Doch nach der Traurigkeit diskutieren sie alle über Luckys Idee dass Mord nie gerecht sein kann. "Was ist denn mit den Schwerverbrechern die zu Tode verurteilt sind?" sagt Nicolae. "Da ist es doch sicher recht dass man die hinrichtet, oder?" sagt er und Sebastian schaut Nicolae zustimmend an. "Ja, wer sich an anderen vergriffen hat hat doch sein Leben verwirkt, oder?" Peter schüttelt seinen Kopf. "Nein. Auch bei den Verbrechern besteht immer noch das Restrisiko dass sie den Mord nicht begangen haben für den sie verurteilt worden sind und wer tot ist kann nichts mehr bereuen und sich nicht mehr ändern. Wenn du davon ausgehst dass ein lebendes Wesen wachsen und sich entwickeln kann dann darfst du es einfach nicht töten." Alle schauen Peter an und erwarten noch mehr Erklärung von ihm. Peter seufzt und er erklärt: "Schaut, meine eigene Biografie hat es doch gezeigt. Meine Ex Freundin hat mich mit meinem Bruder betrogen. Sicherlich war das kein Mord und auch kein Schwerverbrechen. Lediglich mein Herz ist damals daran zerbrochen und ich habe mich mehr oder weniger freiwillig in einen Vampir verwandeln lassen um mich für mein gebrochenes Herz zu rächen. Doch kaum war ich verwandelt habe ich gemerkt dass ich ein Monster bin. Ich hätte am liebsten alle Menschen getrunken und damit getötet. Ich habe mich entschieden erst einmal nicht in die Nähe von Menschen zu gehen bis ich meinen Blutdurst unter Kontrolle habe. Ich hatte ihn ein paar Jahre später wirklich unter Kontrolle. Meine Exfreundin war inzwischen verstorben. Alt, einsam und traurig. Mein Bruder lag auf dem Sterbebett als ich mich getraut habe wieder unter Menschen zu gehen. Als er mich gesehen hat hat er mich um Verzeihung gebeten. Was er getan hat tat ihm furchtbar leid und er würde es gerne rückgängig machen wenn er es gekonnt hätte. Ich habe ihm verziehen und er konnte in Frieden sterben. Ich habe seine Seele gesehen wie sie in die  Ewigkeit eingezogen ist. Gerne wäre ich mit ihm gegangen. Aber das ging nicht. So, lange Erklärung, kurzer Sinn: Hätte ich sie in meiner Wut erschlagen dann hätten sie sich nicht ändern können. Mein Bruder hat zeit Lebens damit verbracht für seine Stiftung "Krisensitzung" zu arbeiten. Dort können Paare kostenlos eine qualifizierte Eheberatung bekommen. Meine Exfreundin hat sich um die Rechte für geschiedene Frauen stark gemacht. Sie hat dafür gesorgt dass Fremdgehen kein Grund mehr dafür ist dass Frauen ohne finanzielles Auskommen da stehen. Sie hat die verstossenen Frauen und Mädchen in die Arbeitswelt geschleust. Vorher waren sie ja als Geächtete eher dem Hungertod geweiht." Sarah blickt Peter an und sie sagt: "Dass du verzeihen konntest finde ich wunderbar." Peter lächelt. "Ja, und das wäre nicht passiert wenn ich mein Bruder für seine Taten getötet hätte." "Aber wenn dein Bruder seine Taten nicht bereut hätte?" fragt Sebastian hartnäckig. "Dann hätte er seine Chance eben nicht genutzt." sagt Peter gleichmütig. "Das ist doch nicht so wichtig." erklärt er dem Wolf. "Wichtig ist dass jeder die Chance haben soll über seine Taten nachzudenken und sie zu bereuen. Wenn ich ihm die Chance nehme dann mache ich mich doch auch schuldig oder?" Sebastian grübelt über die Worte nach und Peter erklärt ihm: "Die nicht bereuende Seele wird doch zum Geist. Sie geht nicht in den Himmel!" Nun schaut Sebastian erschrocken. "Was haben denn unsere Geister getan und nicht bereut?" fragt Lucky und dieses mal weint er nicht weil Hasso es für ihn noch einmal übersetzt. Sarah sagt: "Die haben die magische Person umgebracht und nicht bereut." 



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