Mikesch und Hasso vervollkommnen ihre Nummern. Sie werden richtig gute Artisten. Hoch über den erstaunten Zuschauern tanzen und fliegen die beiden bald wie schwerelos und bauen immer mehr Drehungen, Heber und Tänze ein. Das Publikum ist ganz besonders begeistert wenn Hasso kopfüber am Trapez baumelnd den kleinen Mikesch an einer Hand fest hält. Oder wenn sie sich nur an den Füssen verhaken und Mikesch dann seine Arme weit ausbreitet und grinst. Dann geht ein Raunen durch die Menschenmenge und sie vergessen atemlos dass dort hoch oben ein kleiner Hybrid schwebt.
Als der Zirkus in Stola, einem kleinen Dorf hoch im Norden Rast macht wird der Löwenbändiger plötzlich sehr krank. Er liegt mehrere Wochen flach und eigentlich müsste seine Nummer ausfallen. Doch Mikesch bitte Antonio an dass er die Löwennummer übernehmen darf. "Ich kann mit Leo reden. Mit ihm was tolles einzustudieren dürfte uns nicht schwer fallen." grinst er den Direktor an. Antonio staunt. Er vergisst zwischendurch immer mal wieder dass Mikesch kein richtiger Junge ist. Doch er erinnert sich an die phantastische Rettung seines Löwens seitens der beiden Knaben. Also nickt er und lässt sich auf das Abenteuer ein. Mikesch hüpft gut gelaunt zum Löwenkäfig und öffnet den einfach. Einfach so, ohne Sicherheitsvorkehrungen schlüpft er zu dem gewaltigen Tier in den Käfig. Der Löwe freut sich seinen kleinen Freund einmal richtig begrüssen zu können und er steht auf um seinen mächtigen Schädel an dem kleinen Hybriden zu reiben. Es sieht innig und vertraut aus was die beiden da treiben. Dann nimmt Mikesch den Löwen mit in die Manege. Auch hier hat er einfach vergessen dass sein Freund ein Raubtier ist und die Sicherheitsgitter benötigt. Mitten zwischen die übenden Kollegen geht er mit dem Löwen und bespricht mit dem was sie am Abend zeigen wollen. Der Löwe hat Spass an den grazilen Bewegungen der Tänzerinnen. "So etwas elegantes möchte ich auch einmal machen." verrät er seinem kleinen Freund. Der nickt und sie erarbeiten eine Kür. Es sieht echt gewöhnungsbedürftig aus was Mikesch und der Löwe da fabrizieren. Ein bisschen wie dog Dancing nur dass kein Hund sondern ein Löwe der Tanzpartner ist. Leo hat das erste Mal in seinem Leben richtig Spass an seinem Auftritt. Die beiden tanzen sich durch die Manege und Mikeschs kleiner Freund Lucky macht ebenfalls mit. Lucky und der riesige Löwe machen ihre Schrittfolgen parallel und das sieht wirklich sehr drollig aus. Wie als habe das riesige Raubtier einen kleinen schwarzen Welpen. Doch Lucky ist inzwischen ein ausgewachsener Kater. Antonio ist von der Nummer mehr als begeistert. Er schlägt vor dass Mikesch diesen Auftritt als Katze absolviert. " Du könntest ein schwarzes Kostüm anziehen, deinen Schwanz und deine Ohren zeigen." schlägt er zufrieden vor. Mikesch zögert zunächst. Doch Hasso überzeugt ihn. "Wenn du es schaffst dass die Leute nicht nur vergessen dass du ihnen als Hybrid Freude bereitest, sondern es akzeptieren dass du ein irrsinnig guter Artist bist dann gilt der Applaus bald nicht mehr dir obwohl du ein Hybrid bist, sondern dir weil du ein Hybrid bist." Mikesch muss kurz nachdenken was Hasso damit meinen könnte, doch als er es verstanden hat schaut er etwas zweifelnd. "Meinst du wirklich dass die Menschen einmal mir zujubeln können? Also mir obwohl sie wissen was ich bin?" Mikesch schaut nachdenklich zu Hasso hoch. Der ältere streichelt seinem kleinen Freund über die Haare. "Ja, ich bin mir sicher dass die Leute dich lieben werden. Ich liebe dich ja auch." Nun muss Mikesch über Hasso schmunzeln. Er weiss nicht wieso der ältere so einen Narren an ihm gefressen hat, doch es ist wunderbar einen Freund zu haben auf den man sich verlassen kann. Also stimmt er dem Vorschlag von Antonio zu und er besorgt sich ein schwarzes Kostüm. Seine strubbeligen Haare bändigt Hasso indem er den Kleinen einmal ordentlich kämmt und ihm die Haare etwas stutzt. Dann erwartet Mikesch seinen Auftritt. So viel Lampenfieber hatte er schon lange nicht mehr. Was, wenn die Leute ihn nicht akzeptieren? Was wenn er wieder ausgebuht wird? "Dann vergessen wir das Ganze und fahren morgen in eine andere Stadt." brummt Hasso und umarmt seinen zitternden Freund damit der sich noch ein wenig beruhigen kann. Als die Gitter aufgebaut sind holt Mikesch Leo aus seinem Käfig. Mikesch hat ein angespanntes Gesicht und er wirkt fast ein bisschen grün. Ihm ist schlecht vor Aufregung. Lucky merkt die Anspannung von Mikesch und er streicht ihm sanft um die Beine. Auch er will Mikesch einfach nur beruhigen. Hier im Zirkus, hier, wo Hasso und Mikesch ein neues zu Hause gefunden haben werden die Buben so akzeptiert wie sie sind. Mikesch darf als Hybrid in einem Wohnwagen schlafen, sogar beim Direktor persönlich. Alle scheinen ihn zu akzeptieren, zumindest wird nicht öffentlich gegen ihn gemurrt. Die Zirkusleute wissen was sie an den beiden genügsamen Jugendlichen haben. Seit dem die dabei sind klingelt die Kasse. Mikesch und Hasso essen nicht mehr als die meisten Jungen in ihrem Alter und das Geld was durch die beiden zusätzlich eingenommen wird kommt der Gemeinschaft zu Gute. Sie können endlich neue Kostüme kaufen und die Teller sind für alle gut gefüllt. Die Instrumente können überholt oder ausgetauscht werden und die Stühle bekommen einen neuen Anstrich. Der Zirkus blüht auf seit dem Mikesch und Hasso dabei sind. Niemand wäre so dumm um gegen die Buben zu sprechen. Natürlich ist es gewöhnungsbedürftig einen Hybriden unter sich zu haben. Die meisten kennen noch die Schauergeschichten die über diese Kreaturen erzählt werden. Doch wer Mikesch kennt der kann ihn nur schwer mit den Schreckensgestalten aus den Märchen überein bekommen. Mikesch ist in der Regel ein kleiner, freundlicher Kerl der zudem noch sehr hilfsbereit und fleissig ist. Darum schreitet Mikesch nun durch eine Gasse aus Mitarbeitern die ihm alle viel Glück wünschen und ihm die Daumen für seinen grossen Auftritt drücken. Hasso steht am Vorhang um ihn gleich für Leo und Mikesch zu öffnen. Er nimmt seinen freund noch kurz in die Arme und drückt ihm einen Kuss auf die Wangen. "Wird schon schief gehen." murmelt er Mikesch zu und dann hält er dem jüngeren den Vorhang auf und grinst ihm aufmunternd zu. Mikesch nickt gerührt und dann schreitet er mit Leo und Lucky in die Manege. Unter dem verhaltenen Applaus der Zuschauer drehen die drei erst einmal eine Runde. Rasch stellt sich Mikesch mit seinen Tieren in die Mitte der Manege. Er konzentriert sich und wartet dass die Musik einsetzt. Als dann das Licht kurz ausgeht um danach als Spot auf die drei zu scheinen könnte Mikesch kotzen vor Angst. Wird das Publikum ihm wohl gesonnen sein oder ausbuhen? Mikesch hofft so sehr dass er die Gunst der Zuschauer gewinnt. Er atmet tief ein und dann starten die drei mit ihrer Kür. Mikesch hätte sich gar nicht so grosse Sorgen machen müssen. Schon nach den ersten Schritten merkt er dass das Publikum vor Staunen den Atem anhält. Es sieht elegant und kraftvoll aus wie die drei tanzen. Der elegante Mikesch, der mächtige Löwe und der winzige Lucky harmonieren einfach. Als die Nummer vorbei ist gibt es tosenden Applaus von den Zuschauern. Gellende Pfiffe und jubelnde Rufe locken die drei noch vier mal hinter dem Vorhang hervor. Zum Schluss müssen sie sogar noch eine kleine Zugabe tanzen bevor sie sich endgültig verabschieden. Als die Menge Mikesch bei der Trapeznummer wieder erkennt bekommt der kleine Kater wieder enormen Applaus. Als Artist finden ihn die Menschen zumutbar. Dieser kleine Kosmos in dem der Hybrid lebt hat mit ihrem Alltag nur wenig gemein. Hier darf er sein und hier kann man ihn gut und gerne bestaunen und akzeptieren.

DU LIEST GERADE
Nur eine Katze
FantasyMikesch ist ein kleiner Neko. Mit Katzenohren und langem samtigem Schwanz. Warum zur Hölle macht ihn das zu einem Wesen zweiter Klasse?