56

16 1 1
                                    

Als die vier Freunde ihre Zielhaltestelle erreicht haben steigen sie aus. Hasso freut sich dass ein kleiner Wald in der Nähe ist. Die vier gehen in den Wald und hinter einem Busch, gut geschützt vor menschlichen Blicken wandelt sich Hasso in den grossen Wolf. Mikesch hat extra ein hübsches Halsband geflochten und das befestigt er nun um Hassos Hals. An das Halsband kommt eine kleine Leine. Wenn Hasso an der Leine ziehen würde dann ginge sie kaputt. Da aber keiner der drei Jungs den Hasso festhalten könnte wenn er auf die Idee käme an der Leine zu ziehen ist die Leine eh nur zu Dekorationszwecken. Mikesch und Lucky verstecken ihre Ohren indem sie ihre Kapuzen aufziehen. Lucky hat einen viel zu weiten Pulli damit seine Pfoten in den Ärmeln verschwinden. Wenn er nicht gerade den Mund aufmacht dann sieht niemand dass er ein Hybrid ist. Denn seinen Schwanz trägt er wie Mikesch um den Bauch gerollt. Damit die beiden nicht die einzigen sind die so seltsam herum laufen zieht sich auch Dariush die Kapuze seines Hoodies auf. Er nimmt Hassos Leine, immerhin soll er gleich lernen wie man mit Hasso spricht ohne dass man Katze kann.

Die Hundeschule liegt direkt an einem Waldstück. Eine ruhige, selten befahrene Strasse führt zu dem grossen Tor. Auf der anderen Seite sind Felder und dahinter ist ein ruhiger Fluss. Hasso wedelt ein wenig mit seiner Rute als er die anderen spielenden Hunde sieht. Mikesch öffnet das Tor und die Jungs treten mit ihrem Wolf ein. Eine freundliche, burschikose Frau begrüsst die drei. "Wen habt ihr denn da mitgebracht?" fragt sie neugierig. "Unseren Hasso." sagt Dariush und Hasso setzt sich brav hin. Seine Zunge hängt seitlich aus seinem Maul und er hechelt aufgeregt. Ob sie mit ihrer Verkleidung durchkommen? Die Menschen sind ja blind für magische Wesen aber die Tiere! Oh, sie haben die Tiere vergessen! Die Hunde haben in der Regel ja Angst vor echten Wölfen. Ob sie auch Angst vor Werwölfen haben? Und werden sie Mikesch und Lucky anknurren weil sie Kater sind? Und was wird mit Dariush sein? Die Frau schaut Hasso an und sie fragt: "Ist das ein Wolfhund?" Dariush schaut so unschuldig wie möglich als er antwortet: "Das wissen wir nicht. Mikesch hat ihn gefunden." Die Frau schaut auf und Mikesch zeigt auf. "Das bin ich. Ich habe ihn in Europa gefunden." sagt er genau so treuherzig guckend wie Dariush. Die Frau lächelt und sie sagt: "Stimmt, wir sollten uns erst einmal vorstellen. Ich heisse Rosa Osbourne und leite die Hundeschule." Die drei Jungs lächeln und Dariush sagt: "Ich bin Dariush und das sind meine Brüder Mikesch und Lucky." Alle drei schauen so freundlich wie sie können zu der Hundetrainerin und nicken ihr zu. "Seit wann habt ihr den Hund?" fragt Rosa. "Seit über fünf Jahren." sagt Mikesch. Die Trainerin schaut Mikesch verwundert an. "Und wieso seid ihr hier? Was ist euer Problem?" Mikesch sagt treuherzig: "Dass Dariush Angst vor ihm hat. Hasso ist eigentlich ganz lieb aber manchmal knurrt er Dariush an." Dariush nickt und er sagt: "Hasso hört nur auf Mikesch und manchmal auf Lucky. Ich will aber auch mal mit ihm Gassi gehen können." Rosa lacht etwas. Es scheint ihr ungewöhnlich dass ein gut erzogener Hund einen Menschen ablehnt. Sie möchte sich über die Sozialisierung des Hundes schlau machen und darum bittet sie Dariush den Hund von der Leine zu lassen. "Lasst ihn zunächst etwas spielen. Dann kann er die anderen etwas beschnüffeln und ist gleich entspannter." Dariush nickt und er löst die Leine von Hassos Halsband. Hasso schaut zu Mikesch und der weiss auch nicht so recht was er nun machen soll. "Schick ihn zu den anderen." fordert Rosa Mikesch auf. Mikesch streichelt Hassos Kopf und er sagt: "Geh spielen." Hasso steht zaghaft auf und er wedelt etwas mit dem Schwanz. Zögerlich geht er zu den anderen Hunden. Er hat keine Ahnung was die gleich mit ihm machen werden. Doch Hunde sind im Grunde wie Wölfe. Die Hunde begrüssen Hasso kurz und wenden sich dann wieder ihrem Spiel zu. Es sind verschiedene Rassen anwesend. Ein ruhiger Schäferhund der wie Hasso alles beobachtet. Zwei Labradore die sich wild grunzend und knurrend gegenseitig in die Ohren beissen. Ein duschgeknallter Border Collie rennt wie bekloppt über den Platz. Er hält kurz bei jedem Hund und fordert zum Spiel auf. Doch bevor der andere überhaupt reagieren kann ist der Border schon wieder am andern Ende des Platzes. Hasso muss ein wenig über diesen jungen und ungestümen Hund lachen. Als der Border zu ihm kommt rennt Hasso einfach mit. Das irritiert den kleinen Hund und der gibt so richtig Kniegas. Hasso muss ganz schön das Tempo anziehen um mit dem Kleinen mithalten zu können. Der ist schnell und wendig wie sau. Der kann ganz enge Haken schlagen und Hasso bekommt alleine wegen seiner Grösse Probleme dem Kleinen zu folgen. Irgendwann merkt er dass der Kleine versucht ihn zu hüten. Irgendwie niedlich. Aber die ihn heftig fixierenden Augen sind schon eine sehr bedrohliche Geste. Der kleine Hund duckt sich und lässt Hasso nicht mehr aus seinen Augen. Würde der mir jetzt echt an die Kehle gehen? denkt Hasso verwundert. Da hört er den aufgeregten Ruf von Mikesch und der Border Collie wird ebenfalls abgerufen. Der hört prompt und auch Hasso saust erleichtert zu seiner Gruppe. Fröhlich macht Hasso das nach was der Border Collie tut, der setzt sich bei Fuss neben seinen Menschen und himmelt den an. Das macht auch Hasso bei Mikesch. "Hasso, komm hier!" sagt Dariush zaghaft und Hasso steht auf und geht zu Dariush. Er schaut erwartungsvoll zu dem Vampir und der lobt ihn weil die Trainerin das sagt. "Die verschiedenen Hunderassen spielen unterschiedlich. Sie haben auch rassenbedingt eine andere Körpersprache. Da kann es zu Konflikten kommen wenn man seinen Hund nicht kennt und die Eigenart der anderen Rasse nicht beachtet. Die Labradore da hinten spielen nur. Sie knurren, flätschen ihre Zähne und zerren sich im Spiel an den Ohren. Andere Rassen fänden das beängstigend und dann kann aus Spiel oft Ernst werden. Der Border Collie hütet gerne. Der Hütetrieb ist nichts weiter als ein umfunktionierter Beutetrieb. Der Collie guckt die Beute an als würde er sie gleich schlagen. Die Schafe gehen dann in die andere Richtung und das finden wir Menschen toll. Wenn ein Border nun mit einem anderen Hund spielt muss der Hundepartner die Bordereigenarten kennen. Idefix hat gerade euren Hasso fixiert. Hasso hat vermutlich gedacht dass Idefix ihm gleich an die Kehle geht. Macht Idi aber nicht. Er würde, wenn Hasso seiner Meinung nach störrisch bleibt eventuell mal zwicken. Für ein Schaf reicht das damit es sich bewegt. Euer Hasso könnte das aber falsch verstehen und dann könnte es zu einer fürchterlichen Beisserei kommen. Ihr seht, die Körpersprache der Hunde und die Eigenarten der verschiedenen Rassen zu kennen ist überlebenswichtig für euren Hund.

Nur eine KatzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt