Hasso denkt fieberhaft nach welche Rolle sein kleiner Katerfreund einnehmen könnte. Er würde es sicherlich nicht überleben noch einmal in so eine grausige Situation zu geraten. Mikesch wimmert im Schlaf und er scheint seine Misshandlung noch einmal zu durchleben. Plötzlich windet sich der kleine Kerl aus Hassos Umarmung und steht panisch vor dem Bett. Hasso schaut den Kleinen verwundert an. Mikesch scheint gar nicht wach zu sein. Er scheint immer noch in seinem Alptraum zu leben. Als Hasso Mikesch anfasst um ihn zu wecken flieht der jüngere panisch. Hasso schwingt die Beine aus dem Bett und saust seinem Freund hinterher. Der reist gerade die Hintertüre auf und saust in die Nacht. Doch Mikesch kann von dort nicht fliehen. Hier im Hof ist nichts. Nur Mauern und der Stall denkt Hasso. Als er auf seinen panischen Freund zugeht hangelt der gerade geschickt die Mauer empor. Hasso sprintet dazu und erwischt den jüngeren noch an seinem Fuss. Er zieht den Kleinen mit all seiner Kraft von der Mauer. Mikesch fällt instinktiv auf alle viere. Sofort ist Hasso bei ihm um ihn zu wecken. Es dauert eine Weile bis Mikesch völlig bei Verstand ist. Aus dem Alptraum hat Hasso in wahrscheinlich mit dem Sturz geholt. Zumindest wirkt Mikesch nicht mehr panisch. Doch so wirklich wach ist Mikesch noch lange nicht. Hasso hält den kleinen in seinen Armen bis der völlig bei sich ist. "Warum hast du mich in den Hof gebracht?" will Mikesch erstaunt wissen. Hasso seufzt. "Du hattest einen Alptraum und bist geschlafwandelt." erklärt er dem jüngeren. "Kannst du dich nicht erinnern?" Mikesch reisst seine Augen auf und fragt erstaunt: "Ich schlafwandle?" Hasso nickt. Mikesch fängt an zu weinen. "Warum weinst du?" fragt Hasso. "Weil das doch gefährlich ist." jammert Mikesch. "Weisst du, ich bin eine Katze. Ich kann hervorragend klettern und wenn ich auf ein Dach klettere dann falle ich im Schlaf bestimmt runter." Hasso streicht seinem aufgelösten Freund beruhigend durch die Haare. Er krault ihn gleichzeitig ganz liebevoll bis Mikesch schnurrt. "Weisst du, ich bekomme es mit wenn du das Bett verlässt und ich lasse dich nicht irgendwelche Mauern oder Dächer hochkraxeln. Ich habe dich von der Mauer gezogen." erklärt Hasso und Mikesch schmiegt sich wohlig an ihn. "Danke." flüstert der Kleine. "Danke dass du immer für mich da bist." Mikesch schaut Hasso so vertrauensseelig ins Gesicht dass der ältere lächeln muss. "Du bist doch mein kleiner Bruder." sagt er dem jüngeren und küsst ihn zwischen die Ohren auf den wuscheligen Kopf. Mikesch grinst nun beschenkt, schaut dann aber beschämt. "Ich bin doch nur ne Katze." flüstert er. Doch Hasso lässt das nicht gelten. "Du siehst mehr nach Junge als nach Kater aus. Für mich bist du wie ein kleiner Bruder." betont Hasso noch einmal. Mikesch schmunzelt verschämt und drückt sein Kleines Gesicht am Hassos Brust. „Großer Bruder!" murmelt der Kleine Kater verträumt und wird dafür kräftig in Hassos Arme gezogen. Und plötzlich kommt dem älteren die Idee: Mikesch ist ja wirklich ein kleiner Kater. Sie könnten den Jungen als Jahrmarktsattraktion auftreten lassen. Auf einem Seil tanzen oder sich zu verbiegen sollte dem Katerchen nicht schwer fallen. Das müsste gehen. Das muss einfach klappen. Dafür dass er Kunststücke vorführt wird man ihn nicht einsperren können, oder? Müde gehen die beiden Jungs wieder in ihr Bett. Hasso macht sich noch die ganze Nacht Gedanken wie Mikesch als Seiltänzer auftreten könnte. Ist es möglich ein mobiles Seil für ihn zu organisieren? Reicht ein Brett auf zwei Stühlen? Oder gar eine schmale Mauer? Irgendwann legt sich eine kleine, warme Hand an seine Wange und Mikesch flüstert leise: "An was denkst du, grosser Bruder?" Hasso muss augenblicklich grinsen. Das Vertrauen das in dem "Grosser Bruder" mitschwingt tut ihm so unglaublich gut. Es fühlt sich einfach schön an wenn man einen kleineren beschützen kann. Wenn man nicht nur Strassenjunge oder Dieb ist. Wenn man nicht Vollwaise ist sondern wenn man jemanden hat der einem etwas bedeutet, dem man etwas bedeutet. "Ich denke darüber nach ob du nicht Akrobat werden könntest und dein Geld mit Strassenkunst verdienen könntest. Das wäre besser als stehlen, findest du nicht?" Augenblicklich rollt sich der Kleine auf Hassos Bauch und stützt sich mit seinen dürren Ärmchen auf Hassos Schultern ab. Leuchtende Augen schauen begeistert zu Hasso hinunter. "Das wäre echt schön." flüstert der Kleine und strahlt weiterhin so beschenkt. Hasso ist immer wieder von den fluoreszierenden Katzenaugen seines Freundes beeindruckt. Es ist ihm bei Tageslicht nicht anzusehen dass er Katzenaugen hat. Doch nachts kann er einfach sehr gut sehen und das wenige Licht bricht sich in seinen Kulleraugen und bringt die scheinbar zum Leuchten. Hasso zieht den Jüngeren wieder zu sich herunter. "Wir gehen morgen zu Hamish und erzählen ihm von meiner Idee. Hoffentlich findet er sie genau so gut wie ich." Mikesch nickt beschenkt. Bald kuscheln die beiden wieder eng aneinander und sind auch rasch eingeschlafen. Mikesch hat ohne weitere Zwischenfälle bis zum Morgen friedlich durchgeschlafen.
Hamish ist von der Idee nicht wirklich angetan. "Wenn ihr auffallt dann seid ihr auch ganz schnell im Focus der Bullen." argumentiert er gegen die gute Idee der Jungs. Doch Hasso und Mikesch finden ihre Idee besser als weiter illegal ans Geld zu kommen. "Du bist mein bester Mann. Mach doch was du willst. Aber bring mir nicht weniger Geld ins Haus als bisher." knurrt Hamish zum Schluss. Hasso ist zufrieden und er erarbeitet mit Mikesch eine entzückende Choreographie auf dem Seil. Als Seil dient den beiden ein Brett das sie zwischen zwei Leitern klemmen. Mikesch kann darauf tanzen, er verbiegt sich abenteuerlich und er kann sogar einen Salto und einen Flic Flac auf dem Brett schlagen. Bald trauen sich die Buben mit der kleinen Schow aufzutreten. Die Menschen sind von dem süssen Jungen begeistert der sich so herrlich verbiegen kann. Doch wirklich viel Geld geben sie nicht. Doch Mikesch und Hasso wollen nicht jammern. Sie treten unermüdlich mit ihrer kleinen Nummer auf und bald verdienen sie wirklich nicht schlecht.
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Nur eine Katze
FantasyMikesch ist ein kleiner Neko. Mit Katzenohren und langem samtigem Schwanz. Warum zur Hölle macht ihn das zu einem Wesen zweiter Klasse?