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Es war eine schöne Zeit für die beiden Jungs. Sie haben halbwegs unbeschwert bei Antonio und den Zirkusleuten gelebt. Sie brauchten sich sich keine Sorgen um ihr Überleben machen, standen nicht mit einem Bein im Knast und hatten auch noch spass. Leider ist der Löwe irgendwann an Altersschwäche gestorben. Mikesch und Hasso haben unendlich um ihren Freund geweint. Antonio hat sich gegen den Neukauf eines Löwen entschieden. Man bekommt Löwen nicht an jeder Ecke und die die er hätte kaufen können haben ihm alle nicht gefallen. Eigentlich haben sie Mikesch nicht gefallen. Sie waren nicht kooperativ und haben den kleinen Neko nicht gemocht und wollten nicht mit ihm arbeiten. Mikesch ist darüber sehr traurig aber Antonio tröstet seinen besten Mann und er sagt: "Du bist auch so schon eine Attraktion. Wenn du mit Hasso am Trapez schwingst dann bist du unser Publikumsmagnet. Bis wir ein passenden Löwen für dich finden kann ruhig noch etwas Zeit vergehen." Mikesch ist einverstanden, was bleibt ihm auch anderes übrig. Er übt mit Hasso und vervollkommnet seine Kür.

Dann sind sie eines Tages mit dem Zirkus in den Karpaten. Es ist eine raue und ursprüngliche Gegend und Mikesch gefallen die wilden Wälder und die tollen Berge. Er fühlt sich ein wenig wie zu Hause. Begeistert Bestaunt er die tolle Landschaft und freut sich über die kleinen Dörfer an denen sie vorbei fahren. Als sie endlich anhalten um ihr Lager aufzuschlagen fühlt sich Mikesch sehr wohl. Er freut sich darauf hier aufzutreten. Doch leider wird er hier nicht so herzlich bestaunt wie in der Ebene. Die Menschen in den Dörfern mögen Hybriden noch weniger als die Menschen denen sie bisher begegnet sind. Mikesch wird nicht nur während der Vorstellung ausgebuht, nein, die Menschen kommen um sich direkt bei Antonio zu beschweren dass er so einen Abschaum mit in ihre Lande bringt. Sie verjagen die Zirkusleute indem sie ihnen Gewalt androhen. Antonio ist über den Hass der ihnen entgegen schlägt entsetzt. Mikesch unendlich traurig. "Ich kann ja gehen." schlägt er vor. Antonio will davon nichts wissen aber nachdem sie aus dem dritten Städtchen geflohen sind sieht er ein dass er Mikesch die Auftritte erst einmal nicht mehr zumuten sollte. Mikesch bleibt natürlich beim Zirkus, aber er tritt nicht auf und tritt auch nicht etwa an der Kasse in Erscheinung. Natürlich hilft er indem er das Zelt mit auf und abbaut, er kocht für alle und er pflegt die Tiere aber die Menschen bekommen ihn nicht mehr zu Gesicht. Antonio denkt dass sie nun ihre Ruhe vor dem Pöbel hätten aber leider irrt er sich. Eines Abends werden die Zirkusleute von aufgebrachten Bewohnern ihres Gastdorfes heimgesucht. Sie behaupten dass Werwölfe in der Nähe seinen und sie beschuldigen Mikesch dass er die Werwölfe anlocken würde. Sie verjagen die Zirkusleute und denen bleibt nichts anderes übrig als noch nachts ihre Zelte abzubrechen und weiter zu ziehen. Mikeschs Anwesenheit scheint sich in den Bergen herumgesprochen zu haben wie ein Lauffeuer.

Die Zirkusleute bauen zügig und routiniert ihr Zelt ab. Jeder weiss was er zu tun hat und selbst im Dunkeln können sie ihr Zelt verpacken und verstauen. Als sie von der Wiese fahren bemerkt Hasso dass Mikesch fehlt. Er hat ihn schon länger nicht mehr gesehen. Als er mit ein paar Heringen los gegangen ist ist er danach nicht wieder gekommen. Hasso hat sich nichts dabei gedacht aber nun, da auch Antonio los fahren möchte fehlt der kleine Kater doch. Lucky streicht Hasso maunzend um die Beine und das macht Hasso Angst. Mikesch würde sich nie freiwillig von Lucky trennen. Die beiden teilen nach wie vor das Bett und natürlich auch Mikeschs Pullover. Der Kater ist nie wirklich gross geworden und passt noch prima in die Kapuze oder die Tasche des Hoodies. Hasso hebt Lucky hoch und ärgert sich dass er keine Katzensprache kann. "Komm, Mikesch wird auf einem der anderen Wagen mit gefahren sein." versucht Antonio Hasso zu beruhigen. Doch der schüttelt seinen Kopf. "Nein, Mikesch hätte es mir gesagt und Lucky mit genommen. Dass er den kleinen Kater nicht dabei hat ist ein schlechtes Zeichen. Ich gehe ihn suchen." Mit diesen Worten flitzt Hasso in den Wald um nach Mikesch zu suchen. Antonio ruft ihm zwar noch hinterher aber Hasso nimmt den Direktor nicht mehr war. Er läuft in den Wald und ruft verzweifelt nach seinem Freund. Doch Mikesch antwortet nicht. Er ist nicht im Wald. Nur Finstere Nacht und wilde Tiere die einen unheimlichen Lärm machen. Schnell hat sich Hasso hilflos verirrt. "Mist!" denkt er und dann hat er die rettende Idee. Er wandelt sich in seine Wolfsgestalt. Ja, Hasso kann sich in einen Wolf verwandeln. Bisher hat er davon nie Gebrauch gemacht weil die Menschen ihn dann bestimmt nicht mehr unter sich wohnen lassen würden. Hasso ist von Geburt an ein Gestaltwandler und die Jungs um Hamish waren es zum grössten Teil ebenso. Wenn ihre Identität auffliegen würde dann wären sie schneller in die ewigen Jagdgründe geschickt als sie wuff sagen könnten. Dessen ist sich Hasso sehr wohl bewusst. Aber nun benötigt er seine feine Nase um seinen Freund finden zu können. Zunächst erschnüffelt Hasso seine eigene Fährte und findet so zu dem verlassenen Zeltplatz zurück. Lucky folgt dem grossen hellbraunen Wolf und der kleine Kater schaut sehr skeptisch. Ihm ist die Wandlung nicht entgangen, aber den vertrauten Hasso nun in dieser Gestalt zu sehen ist für den kleinen Kater etwas befremdlich. Doch er kennt Hasso nun sein ganzes Leben lang und bisher hat ihm der Junge nur gutes getan. Lucky beschliesst also dass der Hasso auch als Wolf bestimmt ein Guter sei und darum flitzt er ihm hinterher. Auf dem Zeltplatz schnüffelt Hasso aufgeregt herum. Mikeschs Spur ist überall und er kann nicht genau sagen welche Spur die jüngste ist. Lucky sitzt an einer Stelle und maunzt. Da Hasso sich denken kann dass Mikesch den Kater bei sich hatte als er verschwunden ist geht er zu dem maunzenden Kätzchen und schnüffelt dort. Und wirklich, dort erschnüffelt Hasso eine Spur von Menschen die definitiv nicht zu den Zirkusleuten gehören. Auch Mikesch und ein wenig von Mikeschs Blut ist hier zu erschnüffeln. Ausserdem riecht es so als habe Mikesch Angst gehabt. Hassos Herz zieht sich krampfhaft zusammen. Was ist bloss passiert dass sein kleiner Freund Angst haben musste und Blut verloren hat?

Nur eine KatzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt