Freundschaftsdienst

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Saya hatte die Unterhaltung auf sich beruhen lassen und stellte keine Fragen, als Chihiro sie darum bat, Haku fortzutragen. Wohin, hatte sie ihr nicht sagen wollen, um Zeniba vorerst aus dem Spiel zu lassen. Saya baute provisorisch eine Trage, bestehend aus zwei stabilen Ästen, zwischen denen sie ihren Umhang mithilfe von Bändern, die sie bei sich trug, spannte. Zu Chihiro's Überraschung hielt sie der Belastung stand und es war weit angenehmer, Haku auf diese Weise zu befördern als ihn an Armen und Beinen tragend durch den Wald zu hieven. Anstrengend wurde es trotzdem nach einer Weile, doch sie hielten durch. Saya vertrieb ihnen die Zeit, in dem sie von den Wiederaufbauarbeiten der Großen Halle sprach und der geretteten Ernte. Über die Novizen verlor sie kein Wort, auch nicht über Yin, der sich wahrscheinlich bald fragen würde, wo Saya abgeblieben war. Chihiro war ihr dankbar für alles, denn allein wäre sie - gelinde gesagt - aufgeschmissen gewesen.

Sie hatten beinahe das Haus erreicht, als Chihiro und Saya haltmachten. "Saya?"

"Ich weiß", sagte sie. "Du darfst mir nicht zu viel anvertrauen, das verstehe ich. Den Rest schaffst du allein?"

Chihiro nickte. "Danke, Saya. Für alles." Sie machte eine kurze Pause, ehe sie ihr letztes Anliegen vortrug: "Was wirst du Yin erzählen, wenn du zu ihm gehst?"

Saya straffte die Schultern und machte ein ernstes Gesicht. "Ich bin Novizin, Chihiro. Dazu gehört, dass ich einen Schwur geleistet habe, der mich dazu zwingt, offen und ehrlich zu sein, um die Treue zum Kloster zu gewährleisten."

Tja, was habe ich auch erwartet, dachte Chihiro. Aber das änderte nichts daran, dass sie in Saya eine Freundin sah. Niemand von den anderen hätte für sie getan, was Saya auf sich genommen hatte, und einem Drachen helfen, der eindeutig nicht völlig Herr seiner Sinne und Kräfte war.

"Ich habe dich im Wald getroffen und einen - zugegeben, echt hübschen - Mann bei dir gefunden. Dir ging es gut, ihm ging es gut, und einen Drachen habe ich nicht gesehen. Wohin ihr seid... Keine Ahnung. Da habe ich mich nur kurz umgedreht, weg wart ihr." Demonstrativ drehte sie sich um und starrte in die Gegend, ehe sie sich in Bewegung setzte. "Oh", meinte sie noch, ohne sich umzudrehen, "Und bestimmt seid ihr durch Zauber geschützt, weshalb ich, so als mittelmäßig leistungsstarke Novizin, euch auch nicht folgen konnte. Hm, zu dumm aber auch!"

Chihiro kam nicht umhin, das Grinsen auf ihrem Gesicht zuzulassen. Sie legte Haku sanft nieder und eilte noch einmal zu Saya, um sie in die Arme zu schließen. "Ich danke dir."

"Schon gut. Hora ist dir sehr zugetan und würde es nur zu gern auf sich beruhen lassen, sobald er hört, dass du okay bist. Aber die Sache mit dem Drachen kann er nicht so einfach fallen lassen. Die gesamte Bruderschaft ist in Alarmbereitschaft und wird das klären wollen. Du und ich wissen, wen sie darauf ansetzen werden."

"Teban wird die Jagd nach einem außer Kontrolle geratenen Drachen nur zu gern eröffnen", sprach Chihiro und nickte Saya zu. "Ich weiß trotzdem zu schätzen, dass du und Hora keine Bedrohung in ihm seht. Ich bitte euch aber zu tun, was ihr könnt, um diese Jagd so lange wie möglich hinauszuzögern. Ich werde ihm helfen, Saya. Er ist irgendwie krank und ich werde ihn nicht aufgeben."

Saya lächelte beherzt. "Das dachte ich mir. Ich werde mit Hora im Vertrauen sprechen. Mal sehen was wir für euch tun können, aber du solltest mit allem rechnen. Novizen wie Teban haben wirklich eine erschreckende Erfolgsquote. Wenn sie sich erst ein Ziel gesetzt haben, sind sie gnadenlos."

Spirited. Always.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt