Von einem merkwürdigen Gefühl ergriffen, das Furcht und Schrecken in ihr weckte, wollte sie sich ganz klein machen. Sie wollte Arme und Beine dicht an sich ziehen, doch aus irgendeinem Grund konnte sie es nicht. Sie traute sich kaum die Augen zu öffnen und das Herz schlug ihr bis zum Hals, nahm ihr die Kraft zum Luftholen. Was geschieht hier?, fragte sie sich panisch und rang nach Atem. In ihr drehte sich alles und sie spürte den heftigen Windzug, der ihr erbarmungslos auf die Haut schlug. Das Haar wand sich um ihren Kopf, peitschte ihr ins Gesicht und hinterließ dort jedes Mal ein Brennen.
Sie hielt es kaum mehr aus, da ebbte das Gefühl des Fallens ab, verwandelte sich in ein Empfinden des seichten Schwebens. Vor Erleichterung öffnete sie nun doch die Augen und fand sich in einem blau-weißen Nebel wieder. Von blassen, pastellenen Schwaden umgeben war es, als befände sie sich in einem Raum ohne Boden. Das wilde Pochen in ihrer Brust klang für eine winzige Sekunde ab, als ein leises Flüstern ihr unwirklich vorhandenes physisches Selbst erreichte: "Atme"
Eine Berührung, als würde sich ihr eine Hand behutsam an den Hals legen, und sie tat es. Als hätten ihre Lungen einzig nach diesem Befehl verlangt, um ihrer Aufgabe nachzugehen, atmete sie. Die Panik in ihrem Kopf ließ nach, noch während sie nach Luft schnappte, indessen ihr Herz seinen Takt jedoch nicht zügelte. Der Schwindel packte sie mit aller Macht und Chihiro hatte Mühe, ihren Geist auf etwas zu konzentrieren um dem zu entkommen. Wieder war es der Klang der Stimme, der sie aus diesem Wahn rettete: "Beruhige dein Herz."
"Wer bist du nur?", fragte sie verwirrt in die Leere hinein und fokussierte sich gänzlich auf diesen vertrauten Klang, als wäre er im Geiste der Boden unter ihren Füßen.
"Ich bin dein Freund, Chihiro:"
Sie erwachte mit rasendem Puls, war schweißgebadet und es dauerte einen Moment, ehe ihr Orientierungssinn wieder einsetzte. Sie lag auf dem Boden ihres Zimmers und fand ihr Laken als Knäul um ihre Beine geschlungen vor. Ihr Blick richtete sich zur Decke auf die leuchtenden neongelben Klebesterne, die ihr Vater dort einst für sie angebracht hatte, falls sie sich in der Nacht einmal fürchtete.
Noch immer fühlte sich ihr Körper seltsam leicht an, fast schwerelos und ganz unwahr. Nach einer Weile aber, als ihr Bewusstsein wieder in ihre Glieder fuhr, erhob sie sich und öffnete ihr Fenster weit. Chihiro beugte sich über den Sims und atmete die kühle, vom Regen angereicherte Nachtluft tief ein. Endlich normalisierte sich ihr Puls und sie kam nicht umhin, dass die aufgestauten Tränen ihre Wangen hinunterrannen, doch sie gab keinen Laut von sich. Wie konnte es sein, dass ein Traum - ohne dass es überhaupt ein wirklicher Albtraum war - ihr solchen Schrecken bereiten konnte? Eine Furcht, deren Ursache kaum zu benennen war und die sie noch während des Aufwachens empfand. "Jetzt beruhige dich doch. Es ist vorbei", sagte sie zu sich selbst und presste die Hand an ihre Brust. Wie von selbst wanderte sie zu ihrem Hals hinauf, wo sie doch vor Minuten noch eine andere Hand berührt hatte...
Ein Brennen in ihrem Gesicht lenkte sie von diesem Gedanken ab. Mit gerunzelter Stirn blickte sie auf ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe und verengte die Augen, um die feinen Schnitte in ihrer Wange genau zu inspizieren. Und wieder beschleunigte sich ihr Herzschlag vor Unglauben.
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Spirited. Always.
Fiksi PenggemarNie hätte Chihiro geglaubt, dass ihre Träume in Wahrheit Erinnerungen an eine Vergangenheit sind, in der sie sich mit alten Hexen, Verzauberungen und Gottheiten hatte herumschlagen müssen. Aber alles war real gewesen - ER war real. Obwohl Chihiro ih...