2. Kapitel

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,,Herein.", hörte ich von der anderen Seite der Tür. Die Lehrerin öffnete sie und sagte: ,,Hier ist eine Schülerin, die Sie sprechen möchte." Als sie zur Seite ging, erblickte mich dann auch der Schulleiter. ,,Komm rein. Setz dich.", sagte er und wies auf einen der Stühle vor seinem Tisch.

Ich trat ein, woraufhin die Lehrerin hinter mir die Tür wieder schloss. ,,So... du bist dann sicherlich Ryoko Shimakura, hab ich Recht?", fragte er lächelnd. ,,Ja, ich wollte die Dokumente abholen.", sagte ich. Er öffnete eine Schublade und zog einen schweren Ordner hinaus. ,,Ich habe mich ganz schön erschreckt, als ich plötzlich eine E-Mail von der japanischen Regierung bekommen habe.", sagte er lachend und nahm einige Blätter aus dem Ordner.

Er reichte sie mir. ,,So, das hier ist die Bestätigung für das Volleyball-Team, das hier die ganzen unnötigen Unterlagen, die mir zugefaxt wurden, und das ist dann nochmal eine Bestätigung mit Unterschrift, die ich per Post bekommen habe.", sagte er und zeigte auf die einzelnen zusammengetackerten Blätter.

,,Okay, dankeschön.", sagte ich und lächelte leicht. ,,Das ist aber auch wirklich etwas ganz schön Seltsames. Dass die japanische Regierung erlaubt, ein Mädchen in einer Jungen-Volleyball-Mannschaft spielen zu lassen.", sagte er und packte den Ordner wieder weg.

,,Naja, so manchmal nutze ich eben die Verbindungen meines Onkels aus..", murmelte ich verlegen. Er lachte. ,,Ich glaube dieses Schuljahr wird besonders für das Volleyball-Team ein spannendes.", sagte er noch, ehe ich wieder gehen durfte.

×××

Nachdem ich nachgeschaut hatte, in welche Klasse ich eingeteilt wurde, machte ich mich auf den Weg zu besagtem Raum. Die Tür war bereits offen und einige Schüler wimmelten schon an ihren Plätzen. Ich schaute mich kurz um und ging dann geradewegs auf einen Platz am Fenster in der vorletzten Reihe zu.

Ich liebe die Fensterplätze. Wenn die Kirschbäume blühen, dann kann ich schön vor mich hin dösen. Und wenn es regnet, dann kann ich den Regentropfen an der Scheibe zusehen. Ich liebe Regenwetter. Die Luft fühlt sich dann so rein an und die Abgase werden aus der Luft gewaschen. Einfach herrlich.

Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter. Mein Gott, was haben die denn alle heute? Warum muss mir ständig jemand auf die Schulter tippen? Bin ich verflucht?

Ich drehte mich um, und schaute einem Jungen in die Augen, der knallorangenes Haar hatte. ,,Hm?", fragte ich stumpf. ,,Ähm, wie heißt du?", fragte er. Für meinen Geschmack war diese Frage ein bisschen zu direkt. ,,Das erfährst du doch, wenn der Lehrer die Anwesenheit kontrolliert.", sagte ich und wollte mich schon wieder umdrehen. ,,Ich hab den Anhänger am deiner Tasche gesehen. Magst du Volleyball?", fragte er aufgeregt.

Oh man. Aber wo er Recht hat, hat er Recht. Dass ich an Volleyball interessiert bin, ist wohl kaum zu übersehen, wenn man einen Blick auf meine Tasche riskiert. ,,Ja, warum fragst du?", entgegnete ich ihm. ,,Ich spiele Volleyball und habe vor, heute dem Volleyball-Club der Karasuno beizutreten.", erzählte er stolz.

,,Na dann viel Glück.", sagte ich schmunzelnd. ,,Sag mal, wenn du Volleyball magst, möchtest du dann nicht schauen, ob du die Managerin des Clubs werden möchtest?", fragte er. Hehe. Wenn er nur wüsste. ,,Tut mir echt Leid, aber ich hab schon andere Pläne.", sagte ich nur und drehte mich wieder um.

,,Willst du etwa in die Mädchen-Mannschaft?", fragte er und ich grummelte nur ein "Vielleicht.", da die Lehrerin den Raum betrat.

×××

Nach der letzten Stunde verließ ich den Raum und machte mich auf den Weg zu meinem Schließfach. Dabei sah ich Hinata an mir vorbeilaufen. Ich hatte mir extra die Mühe gemacht, mir seinen Namen während der Anwesenheitskontrolle zu merken. Wahrscheinlich war er gerade auf dem Weg zum Volleyball-Club. Ich lasse mir da lieber etwas Zeit. Ich wollte nicht der erste sein, der dort antanzt.

Ich öffnete mein Schließfach und packte dort die Bücher rein. Dann schlenderte ich langsam zum Volleyball-Club.

Als ich ankam, hörte ich vom Inneren lautes Gestreite. Na das kann ja super werden. Ich öffnete vorsichtig die Tür und spähte hinein. Hinata argumentierte gerade mit einigen anderen, die ich noch nicht kannte, um die Wette. Als er mich plötzlich bemerkte, rief er: ,,Ah, Ryoko-san! Hast du es dir doch anders überlegt?"

Er kam auf mich zu, wodurch die Streitereien sofort unterbrochen wurden und alle mich anschauten. ,,Wirst du dem Volleyball-Club beitreten?", fragte er aufgeregt. Ich schaute mich aber nur um und fragte dann: ,,Ähm, wo ist der Capitän?"

,,Ich bin hier.", hörte ich von rechts. Ein großer Junge kam auf mich zu. Er hatte kurzes dunkelbraunes Haar und ein nettes Lächeln. ,,Oh, also ich wollte dem Volleyball-Club beitreten.", sagte ich. Sein Lächeln wurde breiter, als er das hörte.

,,Ah, das trifft sich ganz gut. Wir bräuchten nämlich eine Nachfolgerin als Managerin für Shimizu.", sagte er. ,,Nein, also... ich wollte als Spieler beitreten.", sagte ich mit einem sicheren Ton. ,,Aber das geht ni-", ich unterbrach ihn, indem ich ihm einen Zettel vor die Nase hielt.

,,Das hier ist die offizielle Bestätigung der japanischen Regierung, dass ich als Mädchen in einem Jungen-Volleyball-Team mitspielen darf.", erklärte ich den Zettel. Der Junge starrte mit offenem Mund den Zettel an.

,,Wie jetzt? Die japanische Regierung?", fragte er zögernd. ,,Jap."

Inzwischen sind alle anderen des Clubs näher gekommen und hatten sich um uns versammelt. ,,Wer zur Hölle bist du bitte, dass du nen direkten Kontakt zur japanischen Regierung hast?", fragte ein fast glatzköpfiger Junge.

,,Nun, ich hab da so meine Verbindungen...", murmelte ich. Einige Clubmitglieder fingen an sich darüber zu unterhalten und ein undefinierbares Stimmengewirr war in der Halle zu hören.

,,Okay, okay! Leute beruhigt euch.", rief der Capitän und es wurde wieder still. ,,Ihr 5 Neuzugänge plus Tanaka werdet 3 gegen 3 spielen. Dadurch finden wir heraus, was für ein Potential oder Talent ihr habt.", sagte er. Ich schaute mich um. 4 andere also?

,,Gut, ich würde sagen... Tanaka, Tsukishima und Yamaguchi sind das eine Team, und Hinata, Kageyama und Shimakura das andere Team.", sagte Daichi, nachdem sich alle einander vorgestellt haben. ,,Ach, bitte nennt mich beim Vornamen.", sagte ich nur, woraufhin einige mit 'Okay' oder einem Nicken antworteten.

Wir 3 stellten uns kurz zusammen. ,,Also ich kann sehr hoch springen.", fing Hinata an. ,,Ich bin Zuspieler.", sagte Kageyama ganz schlicht. Nun schauten mich beide erwartungsvoll an. ,,Ähm, also... ich kann auf jeder Position. A-aber Aufschläge sind mein Spezialgebiet.", murmelte ich verlegen. ,,Boah! Du kannst jede Position?", fragte Hinata staunend.

,,Naja, also ich-" ,,Dafür haben wir jetzt keine Zeit.", unterbrach mich Kageyama und ging aufs Feld. Wir folgten ihm schweigend. Hinata und Kageyama hatten sich vorn hingestellt und ich hinten in der Mitte. Ich sah, dass Tsukishima und Yamaguchi am Netz standen und Tanaka hinten.

,,Ladies first!", rief er und daraufhin bekam ich den Ball. ,,Gut, los geht's!", rief Daichi und pfiff das Spiel an.

Kageyama X OC || Der Blitz des SpielfeldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt