59. Kapitel

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Mein erstes Trainingsspiel im gesamten Trainingscamp. Gegen Shinzen. Ich hätte mir ja schon denken können, dass das Team etwas durcheinander ist, weil ich ich wieder da bin. Aber es ist ganz anders, als erwartet. Das Team schlägt sich allgemein zwar ganz gut, aber das, was Tobio leistet ist eine absolute Lachnummer. Mehrere Male hat er das Zuspiel vergeigt. Entweder war der Ball zu hoch, flog gegen das Netz oder war viel zu schnell.

Von seinem Aufschlag will ich gar nicht erst reden. Wobei... ich glaube doch. Einmal ist der Ball in einer Höhe von 3 Metern gegen die Hallenwand gedonnert, ein anderes Mal hätte er damit fast Asahi geköpft. Jetzt gerade hatte Shinzen den Aufschlag. Mit einem zweifelnden Blick schaute ich Tobio an, der gerade hinten stand.

Unsere Gegner hatten natürlich sofort mitbekommen, dass unser Dämonen-Zuspieler heute nicht auf der Höhe war und das voll und ganz ausgenutzt. Man merkte total, dass sie es auf ihn abgesehen hatten. Der Ball flog über das Netz. Ich biss mir auf die Unterlippe, in der Hoffnung, Tobio würde jetzt endlich mal etwas erreichen. Als ich jedoch bemerkte, dass der Ball ins Aus gehen würde, der Herr Zuspieler aber immernoch unbewegt mitten in der Flugbahn stand, rief ich laut: ,,Tobio! Der geht raus!"

Der Tagträuner erwachte verwundert aus seiner Starre und sprang erschrocken einen Schritt zur Seite. Ich seufzte. Auch den Rest des Spiels fand er nicht wieder in seinen normalen Rhythmus zurück, was uns letztendlich die Niederlage einbrachte. Okay, jeder hat mal einen schlechten Tag. Vielleicht lag es einfach an gestern. Diese dämliche Idee mit dieser Strandparty hat bei so einigen Leuten an den Kräften gezerrt.

×××

Dienstagmorgen. Nach dem Frühstück. Ich? Wieder die erste in der Halle. ,,Hilfst du mir, das Netz aufzubauen?", fragte Ukai. ,,Klar doch.", erwiderte ich lächelnd. Während wir das Netz aufbauten, dachte ich wieder an das heutige Frühstück zurück, bei dem ich mich schon wieder vor Tooru versteckt habe. Lust auf komplizierte Gespräche hatte ich wiedermal nicht.

Das erste Spiel des Tages ist gegen die Shiratorizawa. Unsere Chancen zu gewinnen sind sehr gering. Trotzdem war ich sehr motiviert. Und nein, es liegt nicht daran, dass ich gegen Satori spiele. Oder vielleicht doch? Ach, egal. Die anderen trafen nach einigen Minuten auch ein und Satori musterte mich die ganze Zeit gespannt. Worauf hat er es abgesehen? Meine Angriffe? Meine Aufschläge? Meine Blocks? Wenn ich weiter so eine Denkweise habe, kriege ich noch Paranoia.

Auch heute hat Tobio eine Glanzleistung von 5 Zuspielen erzielt, die nicht in die Hose gegangen sind. Inzwischen lag Shiratorizawa mit 7 Punkten in Führung. ,,Na, was ist denn mit eurer Blaubeere los? Hat er verlernt, wie man Volleyball spielt?", fragte Satori interessiert. ,,Keine Ahnung, was mit ihm los ist. Ich werde ihn später zur Rede stellen müssen.", meinte ich. Satori nickte und stellte sich am Netz bereit, um zu blocken.

Unser Team nahm den Aufschlag an und Tobio reagierte viel zu spät, da er nur dastand und die Gegner, wahrscheinlich in Gedanken, anstarrte. Das kann ja nur wieder ein Reinfall werden. Ich nahm Anlauf und rannte auf das Netz zu. Der Ball flog in hohem Bogen, wenn nicht, sogar der perfekten Angriffshöhe für mich, aber leider über das Netz und ins Aus. Stumm schaute ich dem Ball hinterher und dann zu Tobio.

Okay, das reicht jetzt wirklich. Wenn sich dieser Trottel nicht konzentrieren kann, dann muss ich eben dafür sorgen, dass er sich endlich mal konzentriert. ,,Tobio Kageyama!", fuhr ich ihn aufgebracht an. Verdutzt blickte er zu mir. Ja, da schaust du. ,,Ich habe die Nase gestrichen voll davon! Reiß dich zusammen, oder ich besteche den Coach mit Sake, dass er dich gefälligst einzuwechseln hat! Was ist daran so schwer, sich einmal auf ein Spiel zu konzentrieren? In der Pause kannst du über Gott und die Welt nachdenken, aber auf dem Spielfeld hast du gefälligst auch nur über das Spiel nachzudenken! Haben wir uns verstanden?", schimpfte ich ihn aus.

In der Halle war es nun still. Alle hatten meine Predikt an den Zuspieler gehört und schauten nur uns beide an. ,,Was hab ich da gehört? Sake?", fragte Ukai, um die Stimmung wieder zu lockern, was nicht wirklich klappte. ,,Ach, vergessen Sie es. Spielen wir weiter.", grummelte ich angepisst.

×××

,,Tobio!", rief ich. Eben gerufene Person, wollte gerade hinter der nächsten Ecke verschwinden. Mit einer Mischung aus Niedergeschlagenheit und Genervtheit schaute er mich an. ,,Wieso hast du heute so... verdammt scheiße gespielt? Gestern auch. Was ist los?", fragte ich. ,,Tch, nichts ist los.", zischte er mir entgegen und drehte ab. ,,Warte! Wir sind hier noch nicht-" ,,Ähm, Ryoko!", unterbrach mich eine zögernde Stimme.

Überrascht drehte ich mich um und schaute Tadashi an. Nagut, dich lasse ich nur dieses eine Mal laufen, Tobio.

,,Eh- Was gibt's denn?", fragte ich, da Tadashi ziemlich frustriert aussah. ,,Ähm... i-ich brauche mal deine Hilfe... oder U-unterstützung...", murmelte er leise. Zusammen traten wir etwas vom Halleneingang weg, damit uns niemand belauschen konnte. ,,A-also... ich...", begann Tadashi nachdenklich. ,,Lass dir Zeit.", meinte ich und legte meine Hand auf seine Schulter.

,,Ich w-weiß nicht, wie ich anfangen soll.", sagte er peinlich berührt und kratzte sich am Hinterkopf. ,,Hmm.. Na dann, hau' einfach raus.", sagte ich und lächelte. Für einen Moment schaute er mich nervös an, räusperte sich dann aber. ,,Also, i-ich habe m-mich verliebt.", murmelte er und wurde zum Ende hin immer leiser, sodass man ihn kaum verstand. Überrascht schaute ich ihn an. ,,Oh, ähm... und du brauchst jetzt Unterstützung..? Oder soll ich dir Tipps geben...?", fragte ich unsicher, da ich ja nichts genaueres wusste.

,,Äh.. oder kannst du mir sagen, wer es ist?", fragte ich vorsichtig. Tadashi atmete einmal tief ein, bevor er zum sprechen ansetzte. ,,T-tsukki..." Mit großen Augen starrte ich ihn an. ,,Achso..", meinte ich dann und sah aus, als hätte ich die Erleuchtung Jesus' höchstpersönlich erlebt. ,,Ich verstehe. Natürlich werde ich dich unterstützen. Und keine Sorge, ich weiß, dass hier garantiert niemand etwas gegen Homosexuelle hat.", sagte ich und lächelte.

,,Und falls doch... dann kann er den Teufel-" ,,Also e-eigentlich bin ich bi...", murmelte mir Tadashi dazwischen. Einen Moment herrschte Stille. ,,Dann, falls hier irgendjemand etwas gegen Bisexuelle hat, mache ich ihm das Leben zur Hölle!", sagte ich und brachte Tadashi ein wenig zum Kichern.

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Irgendwas stört mich an diesem Kapitel. Ich denke, ich hab dieses zeitsprungähnliche, zusammenfassende Dings nicht gut hinbekommen... oder wie auch immer man es nennt.

Kageyama X OC || Der Blitz des SpielfeldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt