34. Kapitel

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Ryoko Pov

Gähnend streckte ich mich. Ich realisierte gerade erst, dass ich mich noch im Bus befand, als sich neben mir plötzlich etwas ruckartig bewegte. Gerade, als ich mich beschweren wollte, wer mir mein Kissen weggenommen hat, sah ich nur Tobio, der konzentriert aus dem Fenster starrte.

Verwirrt schaute ich mich um und sah ein braunes Auge, dass mich durch die Lücke zwischen den beiden Sitzen vor uns beobachtete. Als derjenige bemerkte, dass ich ihn bemerkt hatte, setzte er sich wieder normal hin. ,,Noya, weißt du zufällig, wie lange wir schon fahren? Ich hab mein Handy in der Tasche im Gepäckraum.", fragte ich ihn.

,,Ähm, keine Ahnung, aber frag mal Kageyama.", meinte er nur leise. Ich runzelte die Stirn. Vorhin, als ich eingestiegen bin, war er doch noch an seinem Handy und hat fröhlich gedaddelt. Oder hat er so viel gezockt, dass sein Akku schon alle ist?

Grummelnd drehte ich mich etwas zu Tobio, welcher immernoch höchst konzentriert aus dem Fenster starrte. Dabei war sein Blick so finster, wie die Nacht. ,,Was verfluchst du da schon wieder?", fragte ich, um in ein Gespräch zu kommen. Plötzlich legte sich sein Todesblick und er schaute mich fragend an. ,,Was ist?"

Ehh, war er gerade gedanklich in einer anderen Welt? ,,Ich wollte wissen, wie lange wir schon fahren.", sagte ich. ,,Warum schaust du nicht selbst nach?", meinte er wieder angepisst. Und da ist er wieder. Der Ich-hasse-alles-Tobio. Wie sehr ich ihn doch vermisst habe. ,,Falls du es nicht bemerkt hast, ich habe Noya gerade eben schon erklärt, dass mein verdammtes Handy im Gepäckraum ist.", meinte ich leicht gereizt.

Wenn er pissed ist, dann kann ich das auch. Jetzt schien kurz ein leichter Hauch von Reue in seinen Augen zu liegen. Er zog sein Handy und schaute kurz darauf. ,,Ähm, seit 'ner Stunde.", meinte er nur kleinlaut und schaute aus dem Fenster, wo gerade ein Motorrad den Bus überholte. ,,Danke. Mehr wollte ich nicht wissen.", sagte ich und lehnte mich zurück.

,,Hättest auch wen anders fragen können.", murmelte er schon wieder gereizt. Was ist eigentlich mit dem los? Hat er Stimmungsschwankungen? Seine Tage? Gespaltene Persönlichkeit? Der ist mir immer wieder ein reines Rätsel. Wie ein Puzzle, bei dem das letzte Teil fehlt.

Seufzend fiel mein Blick auf den Verschluss meiner Trainingsjacke. Ein leichtes Grinsen legte sich auf mein Gesicht und ich sah im Augenwinkel, dass Tobio wieder aus dem Fenster schaute. Ich griff den Reißverschluss und zog ihn nach unten. Keine Reaktion. Langsam zog ich ihn wieder nach oben, was Tobio auch komplett kalt ließ.

Ich begann, den Reißverschluss immer wieder hoch und runter zu ziehen, bis es Tobio irgendwann zu bunt wurde, und er seine Hand auf meine legte, was mich stoppte. Dachte er jedenfalls für einen Moment. ,,Lass es. Das nervt.", sagte er. Ich begann zu Grinsen und zog, trotz der Hand, die mich halbwegs aufhielt, den Reißverschluss wieder nach oben.

Tobio's Griff wurde fester und er pinnte meine Hand neben mir auf dem Sitz fest. ,,Hör auf.", sagte er nun bedrohlich. ,,Was, wenn nicht?", fragte ich neugierig. ,,Dann nehme ich dir diese dämliche Jacke weg.", meinte er. Mit der Hand, die noch frei war, griff ich den Reißverschluss und zog ihn sehr langsam nach unten.

Kaum hatte ich damit begonnen, fing Tobio an, mich zu packen und wollte mir die Jacke über den Kopf ziehen. Da wir beide angeschnallt waren und ich mich wegen Tobio auch nicht abschnallen und flüchten konnte, hampelten wir eine ganze Weile nur wild auf den Sitzen herum.

,,Das ist meine Jacke und ich kann damit machen, was ich will!", protestierte ich laut. ,,Das ist mir doch egal!", sagte Tobio laut und schaffte es tatsächlich, mir die Jacke auszuziehen. Als ich noch danach greifen wollte, hielt er sie schon weit genug entfernt, sodass ich sie nicht mehr erreichen konnte. Da ich ein T-Shirt darunter an hatte, rieb ich mir über die Oberarme und sagte: ,,Mir ist kalt, gib mir meine Jacke zurück."

Eigentlich müsste Tobio mir das sogar glauben- ,,Pff, als ob dir kalt ist. Hier ist es gut genug beheizt. Du brauchst keine Jacke.", sagte er und verstaute diese unter seinem Sitz. Empört schaute ich ihn an. ,,Ach man, und ich dachte, du glaubst mir das.", grummelte ich und saß nun wie ein kleines, beleidigtes Kind da.

,,Hey, woher kommt denn plötzlich der Regen?", fragte Hinata laut vor uns. Sowohl ich, als auch Tobio schauten aus dem Fenster. Der Himmel war plötzlich mit dichten und dunklen Wolken bedeckt und dicke Regentropfen prasselten langsam gegen die Scheiben. ,,Na Klasse.", murmelte Tobio.

×××

,,Ryoko." Ich blieb stehen und drehte mich um. Aufgrund des Regenschirms konnte ich das Gesicht der Person nicht sehen, weshalb ich ihn etwas anhob. ,,Ich begleite dich noch bis nach Hause.", sagte Tobio, wie es sich eben herausstellte. Er hatte ebenfalls einen Regenschirm. Verwirrt schaute ich ihn an. ,,Aber ich muss doch nur über die Stra-" ,,Ich begleite dich.", unterbrach er mich streng.

Ich seufzte. ,,Hast du etwa Angst, dass ich auf diesen 20 Metern hinfalle und mir das Bein breche?", fragte ich spaßend. ,,Gehen wir einfach.", brummte er und ging vor zur Straße, um zu kontrollieren, ob ein Auto kam. Kopfschüttelnd folgte ich ihm. Er hat seine Tage. Definitiv.

Wir gingen über die Straße und er kam mit mir bis zur Haustür. Ich seufzte erneut, als ich die Haustür aufschloss. ,,Du kannst jetzt gehen. Oder willst du mich noch bis ins Bett verfolgen und kontrollieren, ob ich auch in Sicherheit einschlafe?", fragte ich und schaute ihn an.

Er murmelte noch irgendetwas Unverständliches, drehte sich dann um und ging. ,,Unglaublich dieser Typ.", seufzte ich und schloss die Tür hinter mir. Den Regenschirm ließ ich in den Schirmständer fallen und schlüpfte aus meinen nassen Schuhen.

Gerade, als ich ins Badezimmer gehen wollte, bekam ich eine Nachricht. Ich riskierte einen kurzen Blick auf mein Handy und erkannte, dass die Nachricht von Tooru war. Augenrollend öffnete ich die Nachricht: "Freust du dich schon auf eure Niederlage, morgen?"

"Und wie ich mich freue.", schrieb ich grinsend zurück. Danach ließ ich mir heißes Wasser in die Wanne und hörte etwas Musik, während ich mich entspannte.

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Huuh.. junge, ich habs geschafft. War gestern noch 40 km Fahrrad fahren mit einer Freundin und habe mit ihr dann danach die erste Folge Haikyuu geschaut. Und wisst ihr was? Sie wird Haikyuu bald schauen! Mission completed.

Kageyama X OC || Der Blitz des SpielfeldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt