Meine Hände ballten sich zu Fäusten. ,,Ich hab doch gesagt, dass ich es nicht wissen will!", fuhr ich ihn frustriert an. ,,Und weißt du was? Sie liegt in Sendai im Krankenhaus.", sagte er und grinste dabei verrückt. ,,Das reicht jetzt! Du bist doch nichtmehr ganz dicht! Weißt du, wofür dir dein Bruder wenigstens Geld bezahlen würde, wenn du ganz lieb bei ihm bettelst? Einen Platz in der Psychiatrie! Ich gehe, ich hab die Nase voll von dir!", schrie ich ihm völlig am Ende entgegen, sprang auf und verließ den Raum.
Die Polizistin stand völlig verwirrt von einem Stuhl auf, der bei einer kleinen Sitzecke stand und kam mir entgegen. ,,Alles in Ordnung?", fragte sie. Die langsam aufkommenden Tränen zurückhaltend nickte ich nur stumm. ,,Okay.. dann ehm, du kannst jetzt wieder gehen, wenn du möchtest.", sagte sie und begab sich zur Tür, die zu meinem Vater führte. Ich atmete etwas erleichtert auf und verließ dann das Gebäude.
Ich muss jetzt zu Tobio. Scheiß drauf, ob Pinkauge nun dort ist oder nicht. Ich brauche eine Umarmung. Mit einem Schweregefühl im Brustkorb lief ich Richtung Tobio's Zuhause. Der Weg fühlte sich unglaublich lang an und ich hatte das Gefühl, nicht wirklich alles mitzubekommen, was gerade um mich herum passierte. Viel zu sehr lagen meine Gedanken woanders. Meine Mutter ist im Koma...
Mein leerer Blick galt dem Gehweg, als ich plötzlich schon im Augenwinkel mein Ziel bemerkte. Fast wäre ich vorbeigelaufen. Ich öffnete das Gartentor und trat an die Haustür. Noch einmal atmete ich durch und wollte dann die Klingel betätigen, als ich inne hielt. Warum eigentlich nicht...
Meine Hand sank wieder und mein Blick schweifte zu der dünnen Lücke zwischen dem Haus und dem Gartenzaun der Nachbarn. Ich wusste, dass der Gedanke vielleicht falsch war, aber etwas Weltbewegendes würde sicher nicht passieren. Kurz schaute ich mich verbrecherisch um und stieg dann kurzerhand über das kleine Metallzäunchen. ,,Bitte sieh mich niemand. Das wäre verdammt peinlich.", flüsterte ich leise mir selbst zu.
Dann sank ich langsam nach unten und kroch den Rasen entlang. Zuerst unter dem Badezimmerfenster vorbei und dann hielt ich schließlich unter Tobio's Fenster. Das ist jetzt vielleicht ein bisschen Spionage, aber ich möchte wissen, was Tobio und Sakura so den ganzen Tag machen. Ich erschrak leicht, als ich Stimmen wahrnahm.
,,Wegen deinem Theater hätte ich fast schon wieder eine Tasse fallen lassen." ,,Ja und? Wäre trotzdem nicht meine Schuld gewesen." ,,Tze." Für einen Moment herrschte Stille. Ich überlegte, ob ich nicht einfach wieder gehen sollte, als sie jedoch wieder zu sprechen begannen. ,,Aber um auf unser Thema zurückzukommen. Warum bist du immernoch mit dieser Rihu zusammen? Ich bin doch viel besser als sie." ,,Ihr Name ist immernoch Ryoko. Und-" ,,Ja ja ja, schon verstanden, ich weiß. Aber.. mal ganz im Ernst. Soll ich dir etwas verraten?"
Plötzlich hörte ich nichts mehr. Haben sie mich entdeckt? Nein. Unmöglich. Aber.. was ist dann? Die Neugier packte mich und ich schluckte schwer. Vorsichtig hockte ich mich hin und spähte dann durch das etwas höher gelegene Fenster. In Tobio's Zimmer war es relativ dunkel. Doch plötzlich blieb mein Herz stehen, als ich sah, was dort passierte.
Geschockt hockte ich mich wieder hin und lehnte mich mit dem Rücken an die Hauswand. Nein... Das ist nicht wahr. Meine Augen waren immernoch weit geöffnet und ich bemerkte, wie sich langsam Tränen darin ansammelten. Mein Herz pochte wild und ich hielt mir die Hand vor den Mund, um keinen Ton von mir zu geben. Ich glaube es nicht. Es kann nicht stimmen. Ich habe mich sicher nur verguckt..
Ich bekam nichts mehr mit, was um mich herum passierte. Mein Kopf konnte nicht mehr klar denken. Ohne Weiteres krabbelte ich leicht zitternd wieder den Rasen zurück. Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich versuchte verzweifelt nach einem erklärbaren Grund dafür zu suchen, aber ich erreichte einfach nichts. Umso länger ich nachdachte, desto mehr füllten sich meine Augen mit Tränen.
Letztendlich konnte ich es nicht mehr zurückhalten und ließ dem Wasser freien Lauf. Ich rannte fast schon den Gehweg entlang und war froh, dass gerade niemand draußen unterwegs war. Ich wollte das Bild, das ich eben gesehen hatte, aus meinem Kopf bekommen, aber immer wenn ich es weniger in meiner Erinnerung haben wollte, wurde es nur noch deutlicher.
Ich wollte nach Hause. Ohne darauf zu achten, ob dort jemand sein könnte, bog ich um eine Ecke und fand mich keine Sekunde später in den Armen von jemandem wieder. ,,Whoa, was- Ryoko? Alles okay?" Als ich die Stimme von Kiteru erkannte, vergrub ich nur mein Gesicht in seiner Brust und schluchzte laut. Seine Arme schlossen sich schützend um mich und drückten mich fest an ihn.
,,Sshh... alles wird gut..", murmelte er. Für einen Moment schwiegen wir beide und ich heulte mich einfach nur in seinem Hoodie aus. Als ich mich halbwegs beruhigt hatte, schaute ich ihn an und schniefte. ,,Was ist passiert?", fragte er besorgt. Deprimiert schaute ich wieder zu Boden. ,,Ich.. möchte jetzt nicht darüber sprechen.", sagte ich leise. ,,Okay. Möchtest du vielleicht mit zu mir kommen?", fragte er und schaute mich fragend an.
Ich nickte. Daraufhin lächelte er und nahm meine Hand. ,,Na komm, da geht's lang." Stumm ließ ich mich von ihm mitziehen und dachte nochmals nach. Wieso nur? Wieso haben sich die beiden geküsst? Es hätte auch natürlich ein einseitiger Kuss von Sakura sein können... aber... Tobio sah nicht wirklich danach aus, als würde er etwas dagegen haben.. Oder.. hab ich mich einfach nur verguckt?
,,Ryoko?" ,,Hm?", machte ich und schaute Kiteru mit großen Augen an. ,,Gut, du lebst noch. Du hast nämlich schon zweimal nicht reagiert, da hatte ich Angst. Ich wollte fragen, ob du dann etwas trinken oder essen möchtest.", meinte er. ,,Ein Tee.. oder so.", murmelte ich leise. ,,Alles klar.", sagte er und hielt dann bei einem Haus. ,,So, wir sind da. Meine Eltern sind bis morgen Mittag arbeiten, du kannst also direkt zur Treppe durchgehen, erste Tür links ist mein Zimmer.", sagte er und schloss die Tür auf.
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Nochmal ordentlich Drama kurz vorm Ende? Check.Und diesmal war das auch von Anfang an geplant und kein random Ausrutscher :3
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Kageyama X OC || Der Blitz des Spielfeldes
Fanfiction,,Das hier ist die offizielle Bestätigung der japanischen Regierung, dass ich als Mädchen in einem Jungen-Volleyball-Team mitspielen darf." Das Team der Karasuno war komplett baff. Wie es wohl mit einem Mädchen im Team laufen wird? [Du verdrehst den...