81. Kapitel

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Nach dem Frühstück bei Kinoshita zu Hause räumten wir gemeinsam das Geschirr ab. ,,Ich bin ja kein Experte oder so, aber hast du geweint?", fragte Kinoshita plötzlich und schaute mich nachdenklich an. Ich stellte die Tasse wieder auf dem Tisch ab und schaute zu Boden. ,,Ich hab Scheiße gebaut.", sagte ich und bemerkte einen unangenehmen Druck im Brustkorb.

Ja, ich habe tatsächlich Scheiße gebaut. Ein ehemaliger, guter Freund hat sich in mich verliebt, ich habe meinen Freund ausspioniert und meinen Vater besucht, obwohl ich das am liebsten nie getan hätte. Unbemerkt liefen mir die Tränen und nun kamen die beiden Jungs besorgt auf mich zu. ,,Hey, ganz ruhig. Was ist passiert?", fragte Narita, während Kinoshita mich aus der Küche brachte und sich mit mir auf das Sofa im Wohnzimmer setzte.

Ich versuchte die Tränen wegzuwischen, aber es kamen immer wieder neue hervor, weshalb ich bald verzweifelt aufschluchzte. ,,Ganz ruhig. Versuch erstmal, ruhig zu atmen.", sagte Kinoshita und strich mir beruhigend über den Rücken. Narita stand nur verzweifelt daneben und wusste nicht, was er machen sollte.

Nachdem ich mich Dank Kinoshita's Hilfe etwas beruhigt hatte, begann ich in Einzelheiten zu erklären was passiert ist. Diesmal aber erzählte ich noch weniger als bei Kiteru, da ich es irgendwie satt hatte, immer wieder das selbe im genauesten Detail zu erklären. Die beiden schienen mich aber trotzdem zu verstehen und konnten nachvollziehen, wie es mir gerade ging.

,,Du solltest noch am Montag mit Kageyama reden. Seine Cousine kommt ja nicht mit zum Trainingscamp, also solltet ihr dort ungestört sein.", meinte Kinoshita und Narita nickte zustimmend. ,,Genau. Ihr beiden passt wirklich gut zusammen, das wäre echt traurig, wenn es zwischen euch vorbei wäre.", sagte er dann und lächelte. Ich lächelte vorsichtig und nickte dann.

,,Okay, dann bringen wir dich jetzt nach Hause. In deinem Zustand lassen wir dich auf keinen Fall allein gehen.", sagte Kinoshita und stand auf. Auch ich erhob mich und schaute mich um. ,,Wo sind eigentlich deine Eltern?", fragte ich. Kinoshita begann zu lachen. ,,Nunja... die sind bei Narita zu Hause.", sagte er und grinste. Verwirrt schaute ich Narita an. ,,Also ich weiß nicht genau, was die da machen, aber wahrscheinlich haben sie gestern Abend zusammen einfach ein bisschen getrunken oder so.", meinte er.

,,Ah, okay.", murmelte ich nur. Danach brachten die beiden mich zu mir nach Hause und als ich die Haustür aufgeschlossen hatte, drehte ich mich noch einmal zu den beiden um. Zuerst umarmte ich Narita und dann Kinoshita. ,,Danke, ihr beiden.", sagte ich. ,,Haben wir doch gern gemacht.", antwortete mir Narita und lächelte. ,,Du kannst immer zu uns kommen, falls du was brauchst, ja?", fragte Kinoshita. ,,Ist okay.", sagte ich und die beiden drehten um und gingen.

Als ich das Haus betrat und in die Küche ging, saß dort Kiyoomi am Tisch und schaute mich an. ,,Äh..", machte ich nur und schaute alles an, außer Kiyoomi. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass hier was nicht stimmt. ,,Ryoko, komm mal her.", sagte er und deutete auf den Platz neben sich. Vorsichtig ging ich auf den Tisch zu und setzte mich dann hin. ,,Also, wenn es wegen dem plötzlichen Übernachten ist, dann-" ,,Nein, darum geht es nicht.", unterbrach er mich.

Für einen Moment herrschte Stille. ,,Ich wollte dich nur um Rat bitten. Was genau soll ich machen, wenn mir plötzlich ein Mädchen ihre Liebe gesteht?", fragte er. Verdutzt schaute ich ihn an. ,,We-weißt du das ernsthaft selbst nicht?! Wenn du sie auch magst und sympathisch findest, dann kannst du ihr sagen, dass du ihr eine Chance gibst oder es mal versuchen würdest. Aber wenn du, so wie ich denke, alles und jeden hasst, dann lass sie doch einfach abblitzen!", fuhr ich ihn aufgebracht an. Hatte der Typ noch nie eine Beziehung?!

Nachdenklich schaute er auf den Tisch. ,,Oder eher gesagt, was hast du gemacht, als das Mädchen sie dir gestanden hat?", fragte ich. ,,Da kam einer aus der Mannschaft dazwischen, ich konnte ihr also noch nicht antworten.", meinte er. ,,Gott sei Dank. Du hattest also nicht die Chance, etwas Unüberlegtes oder Dummes zu tun.", sagte ich erleichtert. ,,Was soll das denn heißen?", fragte er daraufhin empört.

,,Na, du mit deiner Art. Du hättest sie sicherlich ignoriert oder sowas gesagt, wie "Ich fühle mich nicht zu Lebewesen der menschlichen Spezies hingezogen." Da bin ich mir sicher.", sagte ich. Schweigend schaute er mich an. ,,So einen Satzbau hätte ich nie benutzt.", meinte er dann empört und schaute weg. ,,Aber du hättest es so gesagt.", stellte ich grinsend fest. Seufzend stand er auf und verließ die Küche.

Nun saß ich wieder ganz allein da. Ich muss das unbedingt klären. Auch wenn ich Angst vor dem Gespräch habe. Ich seufzte. ,,So ein verdammter Mist.", murmelte ich und stand dann auf, um in mein Zimmer zu gehen.

×××

7 Uhr morgens. Für meinen Geschmack viel zu früh. Auch wenn ich todmüde war, die Nervosität, Tobio zu konfrontieren, ließ sich nicht so einfach mit Müdigkeit verdrängen. Als ich auf das Gelände der Karasuno trat, stand dort bereits der kleine Bus und vor ihm die Drittklässler und einige Zweitklässler versammelt. Leicht lächelnd ging ich auf die Gruppe zu und wir begrüßten uns.

Um meine Nervosität endlich ein wenig zu vergessen, begann ich ein lockeres Gespräch mit Daichi und Asahi zu starten. Schon nach einigen Minuten trudelten auch Tsukishima und Tadashi ein und hinter ihnen Tobio. Nein, warte. Tobio und an seinen Arm gequetscht, wer hätte es auch anderes sein können, die dämliche Pissnelke von Cousine. Genervt schnaufte ich. Was jetzt? Will die etwa mit? Hat sie überhaupt die Erlaubnis dazu?

Mit einem ,,Könnt ihr das für mich einräumen? Danke." übergab ich Daichi mein Gepäck und ging mit langsamen und unoffensichtlichen Schritten auf die beiden Ankömmlinge zu. Als Tobio mich erblickte, schaute er sofort woanders hin und schien meinen Blick meiden zu wollen. Okay, das ist auffällig.

Als jedoch Sakura Tobio zu sich herunter zog, umarmte und vielleicht etwas zu laut eine lange und viel zu dramatische Verabschiedung poetisch herunterratterte, hielt ich kurz inne, lief dann aber schnurstracks an ihnen vorbei. Herr Takeda, der gerade von irgendwo wiedergekommen war und den Bus aufschloss, sprang überrascht zur Seite, als ich mich vorbeidrängte und mir einen Sitzplatz suchte, bei dem ich das Geschleime des einparfümierten Wischmops weder ertragen, noch sehen konnte.

Fast, als wäre es ein Zeichen gewesen, als ich den Bus betrat, kamen auch Tsukishima und Tadashi dazu und setzten sich irgendwo hinter mir hin. Nach einer kurzen Minute des Hoffens, dass Tobio nicht der nächste Mensch im Bus war, erblickte ich Tanaka und Noya und wies augenblicklich Tanaka an, sich sofort neben mich zu setzen. Wenigstens würde ich dann während der Fahrt zu dem kleinen Nirgendswo-Dorf nördlich von Sendai gute Ablenkung haben.

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Ich habe morgen wieder Schule ._. Und so gaaar keine Lust.

Das einzig Positive ist, dass wir im Sportunterricht endlich Volleyball spielen und ich nicht wieder wie vor 2 Jahren oder so planlos rumstehe und mich frage, wohin der Ball soll xD

Kageyama X OC || Der Blitz des SpielfeldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt