17. Kapitel

5.6K 260 158
                                    

Nachdem ich die meiste Zeit des Films Tobio erklären musste, wie ich an Tooru's Nummer gekommen bin, kamen wir schließlich aus dem Kinosaal. ,,Letztendlich habe ich doch nur die Hälfte vom Film mitbekommen.", murmelte ich und warf die leere Tüte Popcorn in den Mülleimer.

Aber mich hatte der Film sowieso nicht interessiert. ,,Morgen früh gehen wir zum Arzt.", sagte Tobio. ,,Was? Wieso?", fragte ich entsetzt. ,,Na wegen deinem Hacken. Was sonst?", sagte er und rollte mit den Augen. ,,Das hab ich gesehen.", sagte ich und er schaute schnell weg.

×××

Als wir in sein Zimmer kamen, ließ ich mich unachtsam auf die Matratze fallen. Dabei durchzog mich kurz Schmerz, der vom Hacken ausging. ,,Au..", murmelte ich in die Matratze und drehte mich dann auf den Rücken. Tobio stand an den Türrahmen angelehnt und starrte gedankenverloren ins Nichts. Selbst wenn er so komplett harmlos ist, sieht er gruselig aus.

Dann stieß er sich plötzlich vom Türrahmen ab und ging zu seinem Schrank. Er kramte darin herum und warf mir schließlich einen großen Hoodie zu. Fragend schaute ich ihn an. ,,Zieh den zum Schlafen an. Du hast ja keine Schlafsachen.", sagte er und ging dann zum Türrahmen zurück.

,,Ich bin duschen. Du kannst danach auch, wenn du möchtest.", sagte er und verließ das Zimmer nun komplett. Jetzt saß ich ganz allein in seinem Zimmer und starrte den Hoodie an. Er war schwarz und hatte keinen Aufdruck. Und das ist wirklich in Ordnung, wenn ich ihn trage?

Ich nahm mein Handy und öffnete WhatsApp. Mal schauen, ob Sugawara noch wach ist. Wir hatten die freie Zeit der Busfahrt genutzt und Nummern ausgetauscht. "Hey, wie geht's?", schrieb ich ihm, legte dann mein Handy auf die Matratze und stand auf.

Ich humpelte in die Küche und nahm mir eine Wasserflasche. Yuki hatte mir vorhin noch gezeigt, wo Getränke sind und, dass ich mir während meines Aufenthalts gerne etwas nehmen durfte. Als ich mich wieder auf der Matratze niederließ, hatte mir Sugawara schon zurückgeschrieben.

"Hi, mir geht's gut und dir? Daichi und ich telefonieren gerade und lernen gemeinsam für den Englischtest am Montag." Als ich die Nachricht las, weiteten sich meine Augen. "Wir schreiben am Montag einen Test??", schrieb ich schnell zurück.

"Ganz ruhig. Schon vergessen, dass wir in verschiedenen Klassenstufen sind?", schrieb er. Ich atmete erleichtert aus. Puh, und ich dachte schon... "Nein, hab ich nicht. Und hör auf zu grinsen. Ich weiß ganz genau, dass du gerade grinst!", schrieb ich.

"Okay, du hast mich ertappt xD", schrieb er, woraufhin mir etwas einfiel. "So, ich lass euch beiden jetzt in Ruhe weiter lernen. Wir sehen uns Montag.", schrieb ich, worauf ich noch ein "Ja, bis Montag." bekam und dann offline ging.

Ich nahm mir die Flasche Wasser, öffnete sie und trank davon. Genau in dem Moment tauchte plötzlich Tobio im Türrahmen auf. Und er trug verdammt nochmal nur ein Handtuch um seine Hüften. So schlau, wie ich war, versuchte ich, das Wasser einzuatmen. Ich verschluckte mich und versuchte prustend mit der Hand vor dem Mund den kleinen Schluck Wasser aus meiner Luftröhre zu bekommen.

Als ich mich eingekriegt hatte, stand Tobio immernoch an den Türrahmen gelehnt. Er hatte die Arme vor seiner muskulösen Brust verschränkt und seine noch nassen Haare hingen ihm leicht ins Gesicht. Warte. Habe ich gerade 'muskulös' gesagt?

,,Bist du endlich fertig mit Sterben?", fragte er. ,,Nein.", sagte ich stumpf. ,,Fast hätte ich es wirklich geschafft.", setzte ich fort. ,,Du kannst jetzt.", sagte er und kam in den Raum. Ich nahm den Hoodie, stand auf und ging ins Bad.

×××

Nach dem Duschen zog ich mir den Hoodie über. Meine Unterwäsche ließ ich darunter an. Mich umhüllte ein Geruch, den ich auch schon gespürt hatte, als Tobio mich vor dem Fallen in die Scherben gerettet hatte. Es roch angenehm, leicht nach Männerdeo und Erdbeermilch. Komische Kombination, aber es passte zu Tobio.

Ich betrat sein Zimmer und das erste was passierte, war... nichts. Er lag auf seinem Bett, auf dem Rücken, mit den Armen als Kopfstütze. Wir starrten uns einfach gegenseitig an. Er trug nur eine Jogginghose. Macht er das mit Absicht? Oberkörperfrei? Ich trug zwar unter dem Hoodie Unterwäsche, aber es sah so aus, als würde ich nur den Hoodie tragen.

Nach kurzer Zeit wurde mir sein Gestarre zu peinlich. ,,J-Jetzt hör auf, die ganze Zeit so zu starren!", sagte ich und legte mich auf die Matratze. Ich deckte mich zu und dann hockten wir beide nur noch schweigend an unseren Handys.

×××

Am nächsten Morgen wurde ich eher unsanft von lautem Gekreische geweckt. ,,Ahh! Oh mein Gott, er hat es grad eben veröffentlicht!", hörte ich lautes Gefangirle. Genervt öffnete ich meine Augen und bemerkte, dass Tobio sich gerade ebenso genervt aufrichtete.

,,Halt die Klappe, oder ich komm und nehm dir dein verdammtes Handy weg!", sagte Tobio laut. Plötzlich öffnete sich die Tür und Miwa stand grinsend im Türrahmen. Sie hielt ihr Handy in die Höhe und grinste noch blöder. ,,Wag es ja nicht!", drohte ihr Tobio, allerdings beeindruckte das sie wenig.

Sie tippte kurz darauf herum und es fing an, laute Musik zu spielen. ,,Du kleines Gör.", zischte Tobio, ehe er aufsprang. Wie von der Tarantel gestochen, flitzte sie plötzlich davon und Tobio hinterher. Mal nebenbei erwähnt, Tobio hatte immernoch nur eine Jogginghose an.

Yuki tauchte auf einmal im Türrahmen auf. ,,Hast du gut geschlafen?", fragte sie lächelnd. ,,Ja... ehm... ist hier Samstags immer sowas los?", fragte ich. ,,Naja, nicht immer. Aber meistens will Tobio nur seine Ruhe haben.", sagte sie lachend.

,,Komm wir gehen schon mal frühstücken, während die beiden sich noch bekriegen.", sagte sie und ging. Gähnend stand ich auf und schlurfte humpelnd in die Küche.

,,Guten Morgen.", begrüßte ich Tobio's Vater, der bereits am Tisch saß und eine Zeitung in der Hand hielt. ,,Ah. Guten Morgen.", sagte er und lächelte mich an. ,,Sag mal, gehört dieser Hoodie nicht Tobio?", fragte er dann. ,,Ähm.. also, er hat ihn mir für die Übernachtung geliehen.", sagte ich und nahm mir ein Brötchen aus dem Brötchenkorb.

,,Na dann... Er teilt eigentlich nicht besonders gerne.", sagte Kimo und trank von seinem Kaffee. Nun kamen auch Tobio und Miwa in die Küche. Miwa sah ziemlich mitgenommen aus, während Tobio nur angepisst dreinschaute und nach dem Zuckerstreuer griff.

Er machte etwas Zucker in seinen Tee, der inzwischen sicher nur noch lauwarm war, und trank einen Schluck. Angewidert verzog er das Gesicht. ,,Scheiße, das war Salz.", murrte er, woraufhin seine Mutter kicherte.

___
Ich hab's vollbracht. Nachdem ich gestern und heute dazu genötigt wurde, mit meiner Familie spazieren zu gehen, kann ich endlich in Frieden sterben. Okay, nein. Ich muss vorher noch die Story zu Ende bringen xD

Kageyama X OC || Der Blitz des SpielfeldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt