„Das macht dann 3,66€“, teile ich dem Mann mit und dieser zieht einen Fünfeuroschein aus seinem Portemonnaie. Ich gebe ihm sein Wechselgeld und reiche ihm die Tüte.„Danke“, sagt er und verschwindet. Ich schaue auf die Uhr gleich ist 16 Uhr und meine Schicht endet.
„Du kannst ruhig schon gehen“, teilt Matthias mir mit und das lasse ich mir nicht zweimal sagen, allerdings wische ich erst noch die Theke sauber, ehe ich meine Schürze ablege und diese in einem Schrank verstaue.
„Bis Morgen dann“, verabschiede ich mich von Matthias und Lisa und verlasse das Café. Sofort schalte ich mein Handy wieder an und checke meine Nachrichten. Steht das Treffen noch? steht in einem Chat und ich schreibe ein simples ja, ehe ich mich auf den Weg zum Treffpunkt mache.
Eine kurze Busfahrt später stehe ich vor der Filiale der Fastfood-Kette. Ich betrete das Gebäude, gehe zu einem elektronischen Schalter und tippe meine Bestellung ein. Ich bezahle direkt und nehme mir dann ein Serviceplastikteil, um es auf den Tisch zu stellen. Apropos Tisch, wo sitzen die beiden? Suchend blicke ich mich um, dann winkt mir jemand zu. Ich atme einmal tief durch und bewege mich zu dem Tisch an dem die beiden sitzen.
„Wie geht's Maurice?“, fragt Oliva mich sofort und seufzend setze ich mich ihr gegenüber auf einen Stuhl.
„Schwer zu erklären“, weiche ich der Frage aus und betrachte stattdessen das fast überquellende Tablett von Kathrin. Fünf Pommestüten, Drei Boxen Chicken Nuggets und 8 Burger stappeln sich dort.
„Das ist ihr zweites Tablett“, lässt Olivia mich amüsiert wissen und nimmt sich von ihrem Tablett eine Pommestüte, die sie mir reicht. „Hier.“
„Ey!“, empört Kathrin sich, aber macht keine Anstalten mir die Tüte wieder abzuholen. Ich grinse etwas und lege die Pommestüte zurück auf ihr Tablett. Es ist irgendwie komisch, normal mit den beiden zu reden. Für Außenstehende sieht es vermutlich so aus als wären wir Freunde, dabei sah das Verhältnis zwischen mal ganz anders aus. Schon verrückt, wie das Leben so spielt. Ich sitze an einem Tisch mit der Person, vor der ich mal verdammt viel Angst hatte. Das ist so verdammt surreal.
„Danke, aber ich hab mir was bestellt“, sage ich und stelle als Beweis das Serviceplastikteil auf dem Tisch ab. „Wie geht's euch so?“
„Geht. Lebenskrise und alles, aber ansonsten geht's halt weiter“, teilt Olivia mir betont beiläufig mit und Kathrin sieht kurz zu ihr rüber, ehe sie in ihren Burger hineinbeißt. Mir ist klar, dass Oliva diese Lebenskrise mir gegenüber nicht weiter vertiefen will, obwohl ich ahne worum es geht, also hake ich nicht weiter nach.
„Bei mir ist alles wie immer“, meint Kathrin schulterzuckend und ich lache. Nicht wegen ihrer Aussage, sondern weil ich zum ersten Mal ihre Gedanken hören kann, die sich allerdings permanent ums Essen drehen. Es schmeckt ihr auf jeden Fall. Ich bin froh, dass ihre Gedanken mich nur erreichen, wenn wir Blickkontakt haben, denn ansonsten wären diese permanenten Gedanken ums Essen anstrengender als Michaels Gedanken damals.
„Das sieht man“, amüsiert deute ich auf ihr Tablett und sie verdreht die Augen, grinst aber leicht.
„Wie geht's ihm?“, fragt Oliva wieder und jetzt werde ich nicht mehr vom Thema ablenken können, zumal er ja der Grund ist, warum wir uns überhaupt treffen. Ich öffne meinen Mund, aber werde dadurch unterbrochen, dass mir mein Essen gebracht wird. Mein Tablett sieht ihm Gegensatz zu Kathrins mickrig aus. Eine kleine Pommes, ein Burger und ein Getränk, mehr befindet sich nicht darauf. Ich bedanke mich bei der Bedienung und blicke dann wieder zu Oliva.
„Also das Treffen mit den beiden ist schon etwas her, aber ich bezweifle, dass es ihm jetzt viel besser geht“, lasse ich die beiden wissen. „Er ist irgendwie nur am vegetieren, zeigt meistens völliges Desinteresse, aber ich konnte ihn wenigstens einmal aus seiner Reserve locken. Ich war so erleichtert, als er mich angeschrien hat.“ Oliva und Kathrin tauschen einen Blick.
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Hast du eigentlich auch genug von mir?
FanfictionEin neuer Lebensabschnitt beginnt, wenn man das Abitur hinter sich hat und jetzt nach einer geeigneten Universität sucht. Am liebsten möchte man ja ganz weit weg von zu Hause und endlich eine eigene Wohnung und Freiheit haben. Aber so einfach ist da...