Kapitel 64; Manuel

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„Also um das ganze noch einmal zusammenzufassen: Wir gehen da rein, halten nach Liana aka Lust ausschau, dann gehe ich zu ihr, hole ihr das Amulett ab und renne zu euch, damit sie mich nicht wütend anbitcht. Habe ich das richtig verstanden?“, erkundigt sich Mika noch ein letztes Mal und wir anderen nicken. Wir sitzen in Mikas kleinem Auto, das sie auf dem Parkplatz eines Supermarktes geparkt hat. Wir haben nicht vor lange wegzubleiben, außerdem hat Michael ihr versichert, dass er, wenn etwas schieft geht, alle Kosten bezahlen würde. Der Parkplatz des Supermarktes ist nämlich ideal für unser Vorhaben. Er ist direkt gegenüber von dem Club und somit perfekt für eine schnelle Flucht. Länger als 1½ Stunden werden wir auch hoffentlich nicht brauchen, denn das ist die Zeitspanne in der man hier stehen darf. Der in Neonlicht leuchtende Name des Clubs erstrahlt in der Dunkelheit. „Na dann bringen wir's hinter uns“, und damit steigt sie aus dem Auto aus und wir tun es ihr gleich. „Vorsichtshalber sollten wir getrennt reingehen, damit sie nicht auf die Idee kommt, dass ich zusammen mit euch hier bin.“

„Gute Idee“, sage ich und gehe mit Micha und Palle auf den Club zu, während Mika draußen noch etwas warten wird. Hoffentlich steht Lust jetzt nicht direkt vor uns, das wäre echt unvorteilhaft. Shit, wir hätten Mika vorgehen lassen sollen, aber dafür ist es jetzt zu spät, denn der Türsteher hat uns schon durchgelassen und uns den Stempel aufgedrückt. Neonlights prangt jetzt in verschnörkelter Schrift auf meinem Handrücken und ich muss sagen der Name passt zu dem Club. Von der Decke hängen LED's wie Kristalle, die in bunten Farben leuchten, dadurch wird die Tanzfläche in regelmäßigen Abständen hell erleuchtet. Die Bar, die etwas entfernt von uns steht, ist mit Neonröhren verziert und hat Akzente, die so aussehen, als hätte man die Flüssigkeit von Knicklichtern in Ballons gefüllt und dann auf die Bar geworfen. Der Laden hier sieht ziemlich cool aus. Ich lasse meinen Blick über die Menge gleiten, versuche Lust zwischen den anderen Menschen zu entdecken. Was nicht so einfach ist. Erstens, weil hier realtiv viele Menschen sind und ich zweitens meine Brille nicht mehr trage. Die Menschen und die Lichter in der Ferne verschwimmen etwas, allerdings hoffe ich trotzdem Lust ausfindig machen zu können. Tatsächlich entdecke ich ein bekanntes Gesicht an der Bar, allerdings ist es Zorns. Fuck. Ich packe Palle und Micha am Ärmel und ziehe sie in die kleine Passage neben uns, die wahrscheinlich zu der Garderobe führt.

„Boah, Manu was soll das?“, fragt Michael mich genervt und auch Patrick sieht irritiert zu mir. Ich deutet in Richtung der Tanzfläche, obwohl ich weiß, dass sie Zorn von hier aus nicht sehen können.

„Zorn ist hier.“

„Was?“, Palle klingt panisch und ich nicke noch einmal bestätigend. „Das kann nicht sein, wieso sollte sie hier sein?“

„Vielleicht weil sie ahnt, dass Lust ein leichtes Ziel für uns ist“, überlege ich laut und sehe wie Mika suchend den Club betritt. Bevor ich irgendwas sagen kann, hat Micha sie schon zu uns gezogen.

„Was soll denn das?! Ich dachte wir bleiben getrennt“, zischt Mika. „Da hätte ich auch direkt mit reinkommen können, anstatt erst draußen in der Kälte warten zu müssen!“

„Zorn ist hier“, informiere ich sie. „Es ist viel zu gefährlich unseren Plan noch umzusetzen.“

„Bullshit!“, fährt Mika mich an und ich zucke zusammen. „Wir müssen ihn umsetzten, außerdem kennt Zorn mich nicht und solange sie weiterhin so weit entfernt von Liana bleibt, ist doch alles gut.“

„Du hast sie schon entdeckt?“, fragt Palle und Mika nickt und deutet auf eine Gruppe von Typen, die sich um ein Mädchen scharren. Wie konnten wir die bitte übersehen? Ich richte meine Aufmerksamkeit auf die Typen die hirnlos um Lianas Aufmerksamkeit buhlen. Nur ein Typ scheint Liana nicht zu beachten, seltsam. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich den Jungen. Es ist Maurice und höchstwahrscheinlich trägt er den Ring, denn sonst wäre er auch in dem Bann des Amulettes. Hoffentlich hat Micha ihn noch nicht entdeckt, denn ich glaube, dass er dazu noch nicht bereit ist. Er hat noch viel zu viele Gefühle für den Jungen und könnte unsere Mission gefährden. Ich will gerade die Aufmerksamkeit wieder auf mich ziehen, um zu verhindern, dass jemand außer mir Maurice erkennt, aber es scheint schon zu spät zu sein.

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