Kapitel 60; Manuel

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„Jaja, ich hab's verstanden, der ganze Scheiß ist meine Schuld. Wisst ihr was? Ich bin raus. Das ganze bringt doch sowieso nichts mehr. Maurice ist weg und wir haben nichts mehr, womit wir uns gegen Zorn wehren könnten.“

„Wenn du Maurice gegenüber etwas widerstandsfähiger gewesen wärst, hätten wir unsere Gegenstände noch und könnten uns auch ordentlich zur Wehr setzen!“, wütend sehe ich zu Michael, der sich gerade auf das Sofa fallen lässt und den mein Ausbruch völlig kalt lässt. Es regt mich so auf. „Wahrscheinlich hast du ihn auch noch angefleht bei dir zu bleiben, damit er weiter mit dir spielen kann!“ Wieder antwortet er nicht und das sorgt dafür, dass ich noch wütender werde. „Du kannst verdammt froh sein, dass ich deine Gedanken jetzt nicht mehr lesen kann, sonst würde ich nämlich genau wissen, dass du ihm die Gegenstände kampflos überlassen hast!“

„Manu, es reicht. Hör auf“, mein Blick fällt kurz auf Palle, dessen Blick zu Michael gleitet. Palles Gesichtsausdruck gefällt mir nicht. Er soll kein Mitleid haben. Nicht mit Michael, nicht jetzt.

„Und überhaupt ist das alles nur deine scheiß Schuld! Du kennst Maurice jetzt genau wie lange, hm? Wieso hast du nicht bemerkt, dass er dir nur was vorspielt? Wahrscheinlich weil du schon verdammt lange hoffnungslos in ihn verliebt bist und nur nie den Mut dazu aufgebracht es ihm zu sagen, denn wenn du es gesagt hättest, wäre er bestimmt sofort weggewesen!“ Ich achte gar nicht richtig auf die Worte, die mein Mund formt, sondern nur auf das befreiende Gefühl jemanden zu haben, den ich anschreien kann. Gerade habe ich auch endlich eine Reaktion von Michael bekommen, denn er ist zusammengezuckt und irgendwie befriedigt das meine Wut und meinen immensen Hass, den ich gerade auf diese gesamte Situation schiebe. Es tut so verdammt gut diesen inneren Druck und diese Unzufriedenheit rauszuschreien. Einmal nicht darauf zu achten, ob ich irgendjemanden verletzte, weil Michael es gerade verdient hat. Weil er die Gegenstände kampflos aufgeben hat. Weil er hier so resigniert sitzt. Er hat das verdient und das weiß er, deswegen schweigt er nämlich. „Vielleicht hätte er ja dann erst richtig mit dir gespielt und dich noch mehr um seinen Finger gewickelt, als er es ohnehin schon hat. Wie kann man nur so-“

„Manuel, es reicht!“, es ist Palle, der seine Stimme erhoben hat und mich dadurch aus dem Konzept bringt. Er schnappt sich mein Handgelenk und verlässt das Wohnzimmer mit mir im Schlepptau. Jetzt stehen wir in Maurice' Zimmer. „Kannst du mal eine Sekunde damit aufhören all deine Wut an Michael auszulassen, oder ist das zu viel verlangt?“

„Er hat es verdient. Das alles ist er selbst Schuld. Ich wusste, dass Maurice-“

„Du wusstest gar nichts! Du hast ihn verdächtigt, ja, aber du verdächtigst jede Person deren Gedanken du nicht lesen kannst! Weißt du noch, als du so spät dran warst und dich mega beeilt hast, sodass du tatsächlich deine Brille vergessen hast? Du warst plötzlich so paranoid und das bist du immer, wenn du keine Gedanken mehr lesen kannst.“

„Das kannst du nicht vergleichen, außerdem-“

„Nichts außerdem. Michael hat gerade seinen besten Freund verloren und das einzige was dir dazu einfällt ist ihn anzuschreien?“ Ich will etwas sagen, aber es bleibt mir im Hals stecken. Er hat wirklich seinen besten Freund verloren und gleichzeitig die Person, die er über alles liebt. Und ich habe ihn hirnlos angeschrien und ihm Vorwürfe gemacht. „Stell dir mal vor ich würde dich verraten und von einer Sekunde auf die andere so brutal aus deinem Leben verschwinden.“ Er deutet auf Maurice' leeren Kleiderschrank. „Stell dir vor du kommst nachhause und findest meinen Schrank so vor.“ Ich will mir das nicht vorstellen. Aber sofort formt sich ein Bild vor meinem inneren Auge und mein Gehirn projiziert erbarmungslos das Szenario, das Palle geschildert hat. Ein leerer Schrank. Palles leerer Schrank. Ich schüttel vehement meinen Kopf. Palle würde mir das niemals antun.

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