Ich werde durch einen Handywecker geweckt, der ein Lied spielt, das immer lauter wird und von Vibrationen begleitet wird. Ich grummel etwas und kuschel mich instinktiv an den warmen Körper neben mir, um weiterzuschlafen. Das ist eigentlich ganz angenehm so. Eine Hand legt sich auf meinen Rücken und streicht kurz darüber. Palle seufzt leise.
„Ich will nicht aufstehen“, brummt er lustlos. Ich antworte nicht wirklich, da ich schon fast wieder eingeschlafen bin. „Aber hilft ja nichts. Manu, lässt du mich los?“, fragt er dann und jetzt bin ich wieder wach.
„Ja klar“, sage ich und löse mich schnell von ihm. Palle steht langsam auf und sucht sich Sachen, die er gleich anzieht. Ich werfe einen Blick auf die Uhr, die auf dem Schreibtisch steht. 05:45 ist viel zu früh. „Wieso stehst du um diese Zeit auf?“, frage ich ihn wehleidig. Palle lacht.
„Ich muss arbeiten? Im Café?“, erklärt er amüsiert. Ach stimmt. Ich arbeite da ja auch und musste selbst auch schon oft um diese schreckliche Uhrzeit aufstehen. Irgendwie hab ich das gerade vergessen. Es ist einfach viel zu früh und der Abend gestern war zu lang. Apropos. Hat ihm das hier, also diese Übernachtung, geholfen?
„Hat dir das was gebracht?“, will ich leise wissen und Palle sieht irritiert zu mir, aber dann scheint er zu verstehen, worauf ich Bezug nehme.
„Ja“, er lächelt mich an. „Danke, Manu.“
„Gut“, sage ich und dann schwiegen wir. Es ist ein komisches Schweigen und erinnert mich daran wie komische diese ganze Aktion gewesen ist. Ich bin an Palle gekuschelt eingeschlafen und ich habe gut geschlafen. Ich richte mich im Bett auf und schaue Palle nach der gerade das Zimmer verlässt, um ins Bad zu gehen. Ich stehe auf, geh in die Küche und schalte den Wasserkocher an. Das erste was ich um die Uhrzeit brauchen würde, ist ein Kaffee und ich glaube Palle braucht das auch. Ich stelle eine Tasse neben den Wasserkocher und hole den auflösbaren Kaffee aus einem Schrank, dann gehe ich in mein Zimmer, um mich wieder hinzulegen. Gerade als ich auf meinem Bett liege, kommt mir ein Gedanke. Ist es komisch, dass ich Palle jetzt einen Kaffee vorbereitet habe? Vermutlich schon, oder? Das wirkt doch voll seltsam! Schnell springe ich auf und gerade als ich den Wasserkocher erreiche, kommt Palle fertig aus dem Badezimmer.
„Wieso bist du wach? Du hättest doch weiterschlafen können“, ein Gähnen unterbricht seinen Satz und zeigt mir wie gerne er selbst auch noch weiterschlafen würde. Ich gähne kurz und öffne dann den Plastikbehälter des Auflöskaffees und schütte mir etwas in meine Tasse, bevor ich das heiße Wasser darüber gieße.
„Willst du auch 'nen Kaffee?“, ignoriere ich seine Frage und öffne schon einen Schrank um ihm eine Tasse rauszusuchen.
„Du fandest es seltsam, oder?“, meine Hand die nach einer Tasse für Palle greift, stockt kurz.
„Nein“, sage ich und weiß, dass er hört, dass ich lüge. Dieses nein und meine Körperhaltung sind so offensichtlich.
„Lüg mich doch nicht an. Du kannst mir ruhig sagen, dass es seltsam für dich war.“ Ich stelle Palles Tasse neben meine und fülle auch das Pulver hinein, bevor ich Wasser drüber gieße.
„Okay, es war seltsam“, gestehe ich und reiche Palle seine Tasse. Er nimmt sie an und geht zum Kühlschrank, um sich Milch zu holen und damit seinen Kaffee zu verunreinigen.
„Sowie die Gegenstände oder noch seltsamer?“, fragt Palle mich grinsend und ich sehe leicht amüsiert zu ihm.
„Vielleicht irgendwo dazwischen“, antworte ich vage und er mustert mich kurz. „Es ist halt schon seltsam gewesen. Wir sind beste Freunde und die kuscheln normalerweise nicht nachts so miteinander. Ich weiß es liegt an den Gegenständen, die ja auch nicht normal sind, aber trotzdem fühlt es sich etwas komisch an. Ich meine Maurice und Michael haben ja auch Gegenstände und ich bezweifle, dass die beiden nachts miteinander kuscheln“, führe ich es diesmal noch etwas aus und schüttel leicht meinen Kopf. Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass die miteinander kuscheln, obwohl... Michael ist ja schon ziemlich fixiert auf den Jungen, würde mich nicht wundern, wenn Michael es irgendwie schafft Maurice, dazu zu überreden neben ihm zu schlafen. Gott, die Vorstellung ist schon ziemlich witzig. Michael, der an Maurice klebt und Maurice, der versucht sich aus dessen Griff zu befreien. Ich grinse bei dem Gedanken etwas.
„Ich hab dich nicht
dazu gezwungen, oder?“, seine Stimme ist leise und er sieht so elend aus. Sofort verschwindet mein Grinsen und ich schüttel meinen Kopf.„Nein, du hast mich nicht dazu gezwungen“, stelle ich klar und Palle scheint sich wieder zu beruhigen. Gut.
„Gut“, er sieht zur Uhr und dann trinkt er schnell seinen Kaffee und ich frage mich wie er das so schnell macht. Ich meine klar die Milch kühlt den Kaffee etwas, aber definitiv nicht so sehr, dass man ihn so schnell trinken kann. „Ich muss los. Bis später!“, und damit ist er aus dem Haus. Ich will wieder ins Bett. Müde betrachte ich den Kaffee in meiner Hand, wenn ich den jetzt trinke bin ich wach. Aber den Kaffee einfach wegkippen kann ich auch nicht, also trinke ich ihn und entscheide mich dazu aufzustehen und ein bisschen was für die Uni zu tun. Aber davor esse ich erstmal was. Ich krame das Brot aus einem der Schränke hervor und lege es auf einen Teller. Ich drehe die Herdplatte an und stelle eine Pfanne darauf, danach lege ich Wurst und Käse auf das Brot und schneide ein paar Tomaten klein, die ich ebenfalls auf das Brot lege. Als die Pfanne heiß genug ist, schlage ich ein Ei auf und lasse es in der Pfanne braten. Das fertige Spiegelei kommt dann auf das zubereitete Brötchen und zufrieden beobachte ich wie der Käse durch die Hitze etwas verläuft. Ich setze mich mit dem Teller an den Küchentisch und esse gemütlich. Meine Gedanken kreisen um diese Sache und wie seltsam das ganze war. Ob das eine einmalige Sache bleibt? Vielleicht braucht er das hin und wieder mal und irgendwie habe ich dabei gemischte Gefühle.
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Hast du eigentlich auch genug von mir?
FanfictionEin neuer Lebensabschnitt beginnt, wenn man das Abitur hinter sich hat und jetzt nach einer geeigneten Universität sucht. Am liebsten möchte man ja ganz weit weg von zu Hause und endlich eine eigene Wohnung und Freiheit haben. Aber so einfach ist da...