Wieder reißt mich ein Wecker aus meinem Schlaf, aber es ist diesmal mein eigener Wecker. Ich liege auch wieder in meinem Zimmer. Alleine. Als ich Palle gestern etwas nervös gefragt habe, ob er wieder, Naja, zusammen mit mir einschlafen will, hat er kurz gezögert, aber dann verneint. Dieses Zögern hat mich irritiert. Vielleicht sagt er einfach nur, dass er wieder alleine schlafen kann, weil ich ihm gestern Morgen gesagt habe, wie seltsam ich das finde. Mein Wecker klingelt immer noch unbarmherzig vor sich hin und ich schalte ihn genervt aus. Meine Schicht im Café beginnt gleich, also schleppe ich mich müde aus dem Bett und gehe ins Bad.
„Was machst du denn hier?“, frage ich Palle, als ich fertig aus dem Bad rauskomme und ihn am Küchetisch sitzen sehe. Wieso ist er wach?
„Darf ich nicht wach sein?“, fragt er und ich schüttel meinen Kopf. Heißt das, dass er nicht gut schlafen konnte? Ich will ihn gerade danach fragen und in einem auch gleich anbieten bei ihm zu schlafen, aber da redet er weiter. „Du hast deinen Wecker ziemlich lange klingeln lassen und die Wände sind dünn.“ Oh. Also liegt es doch an mir, aber nicht so wie ich es gedacht habe. Es ist gut, dass er auch ohne mich schlafen kann. Es war eh seltsam neben ihm zu liegen. Es war seltsam. Seine Nähe war seltsam und das alles war oberseltsam. Nichts anderes.
„Oh, sorry“, ich lächel etwas und Palle erwidert es. Palle reicht mir eine Kaffeetasse und ich nehme sie dankbar an. Kaffee kann ich jetzt echt gebrauchen. Ich sehe zur Uhr und gleich muss ich los. Ich schätze ich esse dann etwas im Café.
„Nicht schlimm“, sagt Palle und sieht mir dabei zu wie ich hektisch meine Schuhe anziehe und meine Jacke vom dafür vorgesehen Haken nehme. „Willst du nichts essen?“, fragt er und ich schüttel meinen Kopf.
„Ich esse im Café, bin spät dran“, teile ich ihm mit und bemühe mich den Kaffee schnell zu trinken, obwohl ich das Gefühl habe, dass er alles in meinem Hals verbrennt.
„Oh okay, Tschüss“, höre ich als ich die Tür öffne und nach draußen gehe.
„Bis später“, sage ich bevor ich die Tür schließe und mich auf den Weg zum Café mache.
Diese Schicht ist die Hölle. Scheinbar dachten sich heute alle Idioten der Welt unbedingt in das Café gehen zu müssen in dem ich arbeite, um alles ins Chaos zu stürzen. So viele extra Wünsche, so viele dumme Fragen und nicht ein Cent Trinkgeld. Einfach ätzend. Mittlerweile sitze ich im Bus und bin auf dem Weg zur Uni. Heute ist einfach ätzend, denn gleich habe ich mein Hass-Seminar: Statistik. Es ist eigentlich interessant und ich verstehe es auch, aber der Dozent ist einfach so unsympathisch und bringt den Stoff so bescheuert rüber. Ich werde bestimmt nie wieder in eine Veranstaltung dieses Dozenten gehen, aber dieses Semester muss ich ihn wohl noch ertragen.
Als ich endlich nachhause kann und die Wohnungstür öffne, bin ich erst überrascht niemand vorzufinden, aber ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass das es schon 16 Uhr ist und Palle in der Uni ist. Wir haben unsere Pläne an die Wand in der Küche gehangen, damit wir wissen wann wer Vorlesungen hat. Momentan müsste er das Modul Körper-Stimme-Kommunikation haben. Soweit ich weiß macht ihm das relativ viel Spaß, weil es mehr interaktiv ist. Ich bereite mir in der Küche schnell was zu Essen zu und schreibe dann meinen Lernzettel für Statistik. Ich schreibe zwar dieses Semester nicht, aber dafür nächstes, wenn ich das Seminar zu der Vorlesung habe, also schreib ich am besten gleich das wichtigste auf, dann muss ich mich später nicht damit rumägern.
Als ich fertig bin, ist es 17:30 und Palle müsste bald Schluss haben. Gelangweilt setze ich mich vor den Fernseher und schalte durch die Programme. Nichts interessantes dabei, also bleibe ich bei einem Dokumentationssender hängen. Irgendwas über die Mythen um Atlantis oder so. Ich höre irgendwie nur halb zu. Mythen. So würde man die Gegenstände wohl auch bezeichnen, hm? Ich glaube nicht an ein höheres Wesen und schon gar nicht daran, dass es alles erschaffen haben soll, aber trage ich nicht praktisch einen Beweis um mein Handgelenk? Kashinalu und Ulanihsak. Über diese beiden Wesen habe ich vorher noch nie etwas gehört. Die beiden sind definitiv nicht das, was die Kirchen als Gott bezeichnen. Ich schalte den Fernseher aus und gehe zurück in die Küche. Mein Laptop liegt noch auf dem Küchentisch, genau wie mein Ordner, allerdings lege ich den jetzt beiseite. Ich suche einen Block und mehrere verschiedenfarbige Stifte und lege sie neben meinen Laptop. Dann fülle ich den Wasserkocher auf und warte ein paar Minuten, bis es fertig ist, um mir einen Kaffee zu machen. Jetzt wird recherchiert. Ich klappe meinen Laptop auf, fahre ihn hoch und tippe mein Passwort ein. Es dauert etwas bis sich der Desktop aufbaut, aber als es soweit ist, tippe ich auf den Internetbrowser. Jetzt blink der Cursor der Suchleiste mich erwartungsvoll an. Wo fange ich an? Zuerst suche ich nach Kashinalu und Ulanihsak. Keine Treffer. Mist. Was jetzt? Jetzt öffne ich wieder das VPN-Programm meiner Universität und logge mich in der online Bibliothek ein. Ich gebe wieder die Namen der Wesen ein und erhalte zwei Treffer. Einen Aufsatz und ein Buch. Der Aufsatz ist als Volltext vorhanden, aber beschäftigt sich leider nur im ernferntesten mit den beiden Wesen. In dem Text geht es eher darum, wie sich Religionen bilden und welche schon gescheitert sind, bevor sie überhaupt angefangen haben. Dort erwähnt er kurz Kashinalu und Ulanihsak. Ich sehe mir die Quellen des Textes an und stelle fest, dass es das Buch ist, das in der Unibibliothek steht. Okay. Ich fahre jetzt zur Uni und leihe mir das Buch aus.
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Hast du eigentlich auch genug von mir?
FanficEin neuer Lebensabschnitt beginnt, wenn man das Abitur hinter sich hat und jetzt nach einer geeigneten Universität sucht. Am liebsten möchte man ja ganz weit weg von zu Hause und endlich eine eigene Wohnung und Freiheit haben. Aber so einfach ist da...