Kapitel 48; Manuel

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„Morgen", murmelt Palle ziemlich nah an meinem Ohr und wieder spüre ich wie ich nervös werde. Seit ich mir über Michaels Gefühle für Maurice bewusst bin, hinterfrage ich jede noch so kleine Geste zwischen mir und Palle. Genau in diesem Moment drückt Palle mich noch näher an sich, nur um sich dann völlig von mir zu lösen. Wieso? „Scheinbar willst du noch schlafen, hm?", fragt Palle mich irgendwie -ich weiß auch nicht recht- sanft? Nein. Das ist sein normaler Tonfall, oder? Gott, ich hasse es. Wieso hinterfrage ich plötzlich alles? Ich weiß doch was ich für ihn bin. Wir sind beste Freunde, die hin und wieder mal in einem Bett schlafen, wenn Palle das braucht. Nichts weiter. Sonst ist da gar nichts, ich bilde mir das nur ein, weil der Neid in mir auch dieses starke Gefühl kennen und fühlen möchte. Weil der Neid in mir will, dass jemand das für mich fühlt. Einfach zum Kotzen. Palle steht auf und verlässt das Zimmer und ich hänge weiter meinen lächerlichen Gedanken nach, bis ich die Schnauze voll habe und ebenfalls aufstehe, um mich anzuziehen.

„Oh, doch schon wach?", fragt Palle mich während er eine zweite Tasse aus dem Schrank zieht.

„Ja, konnte irgendwie nicht schlafen, keine Ahnung", antworte ich und setzte mich an den Küchentisch. Palle sieht auf sein Handy, will etwas tippen, aber sieht zu mir und stoppt. „Was?"

„Maurice fragt, ob wir nicht wieder was zusammen machen wollen. Hast du Lust dazu?", abwarten sieht er zu mir und hätte er nicht sein Handy in der Hand würde er mit seinem Ring rumspielen. Ich nicke und Palle lächelt mich an. Er fragt mich zwar, aber eine andere Wahl als zuzustimmen hätte ich eh nicht gehabt, außerdem will ich wirklich mit Michael reden. Es sind ein paar Tage seit dem Kinobesuch vergangen und ich würde wirklich gerne mit ihm reden. „Nice, dann sag ich ihm, dass es heute klar geht", freut Palle sich und ich schaue auf die Uhr.

„Erst um 16 Uhr", lasse ich Palle wissen. Ich muss um 12 ins Café, momentan ist es 10 und ich bin froh, dass meine Vorlesung für heute ausgefallen ist, sonst hätte ich verschlafen. „Muss noch ins Café."

„Weiß ich doch, außerdem hab ich eh bis 16 Uhr Uni", meint er und tippt auf seinem Handy rum. „Ich sag ihm wir sind um 17:30 da, ja? Wir treffen uns einfach vor dem Gebäudekomplex der beiden."

„Okay", sage ich und dann beginnen wir zu frühstücken, als wir damit fertig sind, chillt jeder für sich bis wir los müssen. Palle geht zur Bushaltestelle und ich gehe die Straße runter zum Café. Matthias begrüßt mich herzlich und sofort mache ich mich an die Arbeit. Es ist ein angenehmer Tag, nicht zu ruhig, nicht zu voll, einfach nur angenehm.

„So das war's", sagt Matthias und schließt den Haupteingang des Gebäudes ab, dann dreht er das Schild um und schon weiß jeder, dass wir geschlossenen haben. „War ein bisschen lasch heute, oder?"

„Ach, ich fand es angenehm", mein Blick bleibt an den übriggeblieben Teilchen hängen. „Ist nur schade um die leckeren Teilchen."

„Die werden nicht entsorgt, in circa 30 Minuten kommen die Leute von dem Foodsharing und holen alles mit", erklärt Lisa, die gerade aus der Küche kommt. „Das wusstest du nicht?" Ich schüttel meinen Kopf.

„Woher auch, Liz? Seine Schicht ist doch beendet bevor Oliver und Nicolle alles abholen", schützt Matthias meine Unwissenheit.

„Ach stimmt." Lisa beginnt damit den Boden zu kehren während Matthias und ich die Theke säubern. Als wir damit fertig sind alles zu säubern, ziehe ich meine Schürze aus und hänge sie an den entsprechenden Haken.

„Ich bin dann mal weg, ja?", sage ich und nähere mich dem Hinterausgang.

„Warte!", ruft Lisa mir hinterher, weswegen ich stehen bleibe und mich nach ihr umdrehe. „Du gehst doch zu deinen Freunden, oder?", ich nicke zögerlich. „Dann nimm das mit", sie drückt mir eine Tüte in die Hand. „Auf ein paar Teilchen können die vom Foodsharing auch verzichten", meint sie und zwinkert mir verschwörerisch zu. Ich muss grinsen.

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