Kapitel 10; Manuel

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„Und hier sind eure Wohnungsschlüssel“, freudig überreicht Emilie uns die Schlüssel der Wohnung. Sie hat einen Rollkoffer neben sich stehen und einen Rucksack geschultert. „Falls noch irgendetwas sein sollte, könnt ihr mir ja schreiben. Ich hoffe ihr lebt euch hier gut ein.“

„Werden wir schon“, antworte ich glücklich und Emilie will aus der Wohnung gehen, aber Palle hält sie kurz auf und fragt, ob wir ihr noch irgendwie helfen können, aber sie lehnt lachend ab, den Koffer würde sie schon alleine die Treppe runter bekommen. Wir verabschieden uns voneinander und dann schließt sich die Tür und Palle und ich stehen allein in unserer ersten eigenen Wohnung. Unsere Koffer stehen an der Wand und der größte Teil unserer persönlichen Ausstattung, stand auch schon in einer Ecke der Wohnung. Wir haben Emilie gefragt, ob wir ein paar Sachen schon etwas früher vorbeibringen können und für sie war das gar kein Problem. Und deswegen stehen in der Ecke des Zimmers mehrere Kartons und zwei Matratzen lehnen an der Wand. Palles Vater hat sie uns hierher gebracht, zusammen mit den anderen Kartons und einem Bettgestell für Palle. Patrick hat mir sofort gesagt, dass ich das Zimmer von Emilie nehmen könnte, da dort ja Möbel sind und wieder war ich seiner zuvorkommend Art unglaublich dankbar, denn Möbel hätte ich wohl kaum finanzieren können.

„Wir sollten dann mal alles in die Schränke räumen, oder?“, fragt Palle mich grinsend und ich nicke, denn das sollten wir wirklich tun. Emilie hatte uns ein paar Rollen Toilettenpapier und ein paar andere praktische Sachen zurückgelassen. Das kleine Schuhregal neben der Tür, ist auch von ihr, aber sie hat es uns überlassen. Quasi euer Einzugsgeschenk, hat sie gesagt und uns freudig gemustert.

„Ja sollten wir“, antworte ich ihm schlicht und gehe auf die Kartons zu, um deren Inhalt in die leeren Schränke zu räumen. Jeder schnappt sich einen Karton und räumt ihn in das entsprechende Regal ein. Palles Eltern haben uns ihr altes Geschirr mitgegeben und das sortiere ich gerade in die Schränke der Küchen. Links stelle ich die Teller ab, rechts Tassen und Gläser und ein Regal darunter platziere ich die Töpfe. Danach nehme ich das Besteck und sortiere es in die dafür vorgesehen Schublade. Also Geschirr müssen wir nicht mehr kaufen, denn das was Palles Eltern uns mitgegeben haben, ist mehr als genug. Die paar Lebensmittel, die Patricks Eltern uns spendiert haben, sortierte ich in einen anderen Schrank, der rechts von dem ist, in den ich das Geschirr eingeräumt habe. Das Fertigessen und die anderen haltbaren Lebensmittel wie Nudeln oder Reis habe ich schnell einsortiert. Ich greife in den Karton, aber er ist schon leer. Palle, der ein anderen Karton geleert hat, kommt gerade aus dem Badezimmer und sieht zu mir.

„Bist du fertig mit dem Karton?“, fragt er mich und ich nicke. „Gut, wollen wir dann kurz mein Bett aufbauen?“ Wieder nicke ich und gemeinsam schleppen wir die Betteile in Palles Zimmer, das keine Möbel besaß. Hier stand Natrix' Terrarium und dementsprechend ist nichts anderes in dem Zimmer gewesen. Also fangen wir an das Gestell zusammen zu bauen und so allmählich kommt mir der Gedanke, dass Palles vorherige Aussage kurz das Bett aufbauen zu wollen, leider nur Wunschvorstellung ist. Wir brauchen etwas mehr als eine Stunde bis das Bett stabil steht und wir die Matratze darauf legen können.

„Lust noch kurz die anderen Möbel aufzubauen?“, grinsend mustere ich Palle der anfängt zu lachen, aber dann doch nickt und schon verbringen wir die nächsten Stunden damit sowohl sein Regal, den Kleiderschrank, als auch seinen Schreibtisch aufzubauen.

„Hat doch gar nicht so lange gedauert, oder?“, Palle sieht zu mir und ich schmunzele etwas.

„Ne überhaupt nicht und das waren auch die wundervollsten Stunden meines Lebens. Wer schwitzt schon nicht gerne?“, merke ich sarkastisch an und Palle verdreht lachend seine Augen.

„Spar dir deinen Sarkasmus, immerhin steht jetzt alles und alles was wir jetzt noch tun müssen ist die Betten zu beziehen und unser Klamotten in die Schränke zu räumen“, und schon fangen wir damit an. Der letzte Karton in dem sich die Bettwäsche befunden hat, ist nun auch leer. Ich beginne damit meine Kleidung in den Schrank zu räumen und nachdem ich das erledigt habe, stelle ich ein paar meiner Bücher in das Regal und plaziere meinen Laptop auf dem Schreibtisch. Danach gehe ich zurück ins Wohnzimmer in dem Palle auf einem kleinen Sofa sitzt und einen Block in der Hand hält.

„Was machst du da?“, frage ich interessiert und gehe auf ihn zu, um mich neben ihn zu setzen und auf das Blatt zu spähen.

„Nur eine Liste mit Sachen, die wir noch erledigen oder kaufen müssen“, erklärt er und ist danach wieder in Gedanken versunken. Vorsichtig nehme ich ihm den Block und den Stift aus der Hand, was er widerstandlos zulässt und sehe mir seine Notizen an. Er hat zwei Listen nebeneinander geschrieben. Eine trägt die Überschrift zu erledigen und die andere den Titel einkaufen. Bei zu erledigen stehen bis jetzt eine Sache: WLan und Strom. WLan wäre wirklich eine Sache, um die wir uns kümmern müssen und Strom wäre auch ziemlich praktisch. Emilie hat uns erklärt, dass wir einfach nur warten müssten, dann würde ihr Stromanbieter uns kontaktieren und fragen, ob wir uns dort anmelden. Aber ich will das nicht einfach aussitzen, sondern so schnell wie möglich geklärt haben, dass wir die neuen Besitzer der Wohnung sind. Ich drücke auf das kleine Knöpfchen des Kugelschreibers und sofort fährt die Miene aus. Ich mache einen neuen Unterpunkt und schreibe Jobs suchen dahinter. Dann lese ich die andere Liste und schreibe ein paar Lebensmittel dazu, danach reiche ich die Liste wieder Palle, der sofort die neuen Punkte liest. „Sollen wir uns mal ein paar Stellenangebote ansehen?“, bevor ich antworten kann, steht Palle schon auf und verlässt den Raum um kurz darauf mit seinem Laptop zurückzukehren. Er fährt ihn hoch und nutzt sein Handy als Hotspot, damit wir ins Internet gelangen können. Wir schauen uns verschiedene Angebote an und schreiben uns die Informationen raus. Ein kleines Café sucht gleich mehrere Angestellte, da es demnächst eröffnen wird und wir hoffen, dass wir beide dort arbeiten können. Wir suchen noch etwas weiter, aber dann überkommt uns die Müdigkeit und wir ziehen uns in unsere Zimmer zurück. Ich liege in meinem Bett und starre an die Decke. Es ist für mich schon immer komisch gewesen an fremden Orten zu schlafen, aber letztlich schlafe ich mit dem Gedanken ein, dass diese Wohnung mir nicht lange fremd sein wird.

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