Die Weihnachtstage sind schleppend vorübergegangen. Zwar war der Großteil meiner Familie anwesend und das sorgte eigentlich immer dafür, dass die Zeit am Fliegen war, aber dieses Mal war es nicht der Fall. Hauptsächlich lag das an ihrer Mutter, denn diese hatte momentan das Tief, das trauende Menschen nun mal haben und in diesem Tief steht die Zeit still. Wenn die Stimmung zwischen mir und meinen Geschwistern ausgelassen war, reichte nur eine kleine Aussage, die meine Mutter entfernt an unsere Großeltern erinnert und schon war die Stimmung angespannt. Es war wirklich anstrengend so Weihnachten zu feiern und außerdem verhinderte es, dass ich meiner restlichen Familie von Palle und mir erzählte.
Mittlerweile stehe ich vor Palles Haus und betätige die Klingel. Sebastian hat mich netterweise hierhergefahren, denn heute wollen wir gemeinsam mit Micha und Maurice wieder in unsere jeweiligen Wohnung zurückkehren, weswegen ich auch mit Koffer und Tasche vor Palles Haus stehe. Die Tür vor mir öffnet sich und Palles Mutter begrüßt mich lächelnd. Etwas nervös erwidere ich es. Ich habe keine Ahnung, ob Palle schon mit seinen Eltern geredet hat oder nicht. Er hätte es mir gesagt, oder? Ich betrete den Hausflur und sehe schon wie Palle die Treppe runterkommt. Bevor seine Mutter irgendetwas sagen kann zieht er mich mit den Worten „Wir sind oben“, die Treppe nach oben in sein Zimmer. Als er seine Zimmertür hinter uns schließt, will ich ihn fragen warum wir gerade mehr oder weniger nach oben geflohen sind, aber da liegen seine Lippen schon auf meinen.
„Ich hab dich vermisst“, flüstert er zwischen unseren Küssen und ich muss lächeln. Ich habe ihn auch vermisst. Es ist seltsam ihn nicht in meiner direkten Nähe zu haben.
„Ich dich auch“, bringe ich gerade so hervor, ehe wir uns erneut küssen. Seine Arme schlingen sich um meine Taille und ich lege meine um seinen Nacken, drücke mich an ihn und vertiefe den Kuss. Irgendwann hören wir auf uns zu küssen und ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und meine Arme liegen locker um ihn. Palle lehnt seinen Kopf gegen meinen und ich muss lächeln. Ich könnte ewig so stehen bleiben. „Sag mal“, breche ich nach einer Weile das Schweigen und richte meinen Kopf wieder auf um Palle in die Augen zu sehen. „Wieso sind wir so in dein Zimmer geflohen?“ Palle seufzt daraufhin. Seine Mimik sinkt etwas zusammen und ich frage mich, was er mir sagen wird.
„Zum einen habe ich dich einfach vermisst und zum anderen wissen meine Eltern Bescheid und ich habe voll vergessen dir das mitzuteilen. Ich wollte nicht, dass sie dich plötzlich darauf anspricht, ohne dass ich es dir sagen konnte, weißt du?“, erklärt er und scheint ziemlich nervös zu sein. Hat er Angst vor meiner Reaktion? Es ist okay. Ich selbst wollte es meiner Familie doch gesagt haben, also verstehe ich nicht warum er mir das nicht einfach geschrieben hat.
„Du hast es mir ja jetzt gesagt“, meine ich schulterzuckend und Palle sieht mich unsicher an.
„Es ist wirklich okay für dich?“
„Natürlich ist es das. Am liebsten würde ich es meiner Familie doch auch sagen- oh, da fällt mir ein: Peter weiß es. Er hat gesehen wie wir uns geküsst haben“, ich lächle ihn an und Palle küsst mich, allerdings ist der Kuss viel zu kurz, als dass ich hätte darauf eingehen können. „Also wollen wir runtergehen und mit deinen Eltern reden? Micha und Maurice kommen schließlich erst gegen Mittag.“
„Gerne, aber davor“, er löst sich von mir und scheint etwas zu suchen. „Ach, wo hab ich es nur hingelegt?“, murmelt er mehr zu sich als zu mir. Er betrachtet seinen Schreibtisch, seine Regal und stellt schlussendlich fest, dass das, was er sucht, bei seinem gepackten Koffer steht. Er nimmt das mit dunkelblauen Papier eingepackte rechteckige was-auch-immer und überreicht es mir. „Frohe Weihnachten, etwas spät, aber besser spät als nie.“ Glücklich betrachte ich mein Geschenk, bevor ich damit beginne das schwarze Band samt kleiner Schleife zu lösen, allerdings gebe ich relativ schnell auf, dass Geschenk vorsichtig zu enthüllen und reiße das Papier auf. Ich stocke. Der Buchrücken kommt mir sehr bekannt vor. Er hat doch nicht etwa-? Ich drehe das Buch um und tatsächlich ist auf dem Cover das sommersproßige Mädchen mit den blauen Augen. Psychologie steht drauf und ich kann es nicht fassen.
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Hast du eigentlich auch genug von mir?
أدب الهواةEin neuer Lebensabschnitt beginnt, wenn man das Abitur hinter sich hat und jetzt nach einer geeigneten Universität sucht. Am liebsten möchte man ja ganz weit weg von zu Hause und endlich eine eigene Wohnung und Freiheit haben. Aber so einfach ist da...