Kapitel 8; Manuel

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„Ist es hier?“, frage ich und schaue mir das große Mehrfamilienhaus an.

„Google Maps sagt jedenfalls, dass es hier ist“, antwortet Palle mir und schaut auf sein Handy und dann auf den Straßennamen auf dem verbogen Schild. „Ja, hier sind wir richtig“, damit geht er zielstrebig auf das Gebäude zu und ich folge ihm. Unschlüssig steht er vor den vielen Klingeln und sucht den richtigen Namen. Ich schaue ihm über die Schulter und sehe sofort den Namen, weswegen ich drauf drücke. „Danke“, murmelt er leise und ein Surren ertönt, woraufhin Palle die Tür öffnen kann. Wir betreten das Gebäude und am Ende des Flurs öffnet sich eine Tür.

„Ihr seid Partrick und Manuel?“, fragt eine Frauenstimme und wir nicken. Freudig kommt sie auf uns zu und begrüßt uns, danach führt sie uns in die Wohnung. „Also hier ist das Bad“, sie öffnet eine Tür und lässt uns eintreten. Es riecht nach starkem Reiniger, aber trotzdem sehen die Fliesen schmutzig aus. Schweigend schauen wir uns in dem kleinen Zimmer um. Eine Dusche, eine Toilette ein Waschbecken mit darüber angebrachten Spiegel und ein kleiner Schrank standen in dem recht beengten Zimmer. Die junge Frau redete pausenlos über die Wohnung und wie schön sie doch für den Preis ist, dann zeigt sie uns die anderen Räume. Das Wohnzimmer/Küche ist das größte Zimmer der Wohnung und ist wirklich ansehnlich, aber die beiden Schlafräume sind winzig. Ich kann mich nicht ganz mit der Wohnung anfreunden, wie es Patrick damit geht weiß ich nicht.

„Du sagst die ganze Zeit wie toll die Wohnung ist, aber gibt es auch etwas was du nicht so toll findest?“, fragt Palle plötzlich die junge Frau und ich bin erleichtert, dass ihm ihr Schwärmen auch auf die Nerven geht. Die Frau schaut verdutzt zu Palle und dann zu mir. Ich nutze den Augenkontakt zu ihr um sie intensiv zu mustern. Es dauert nicht lange und schon fliegen mir ihre Gedanken zu. Die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung ist wohl so hoch, dass sich Schimmel bildet, wenn man nicht täglich lüftet und Wäsche trocken kann man dadurch auch nicht. Die Nachbarn sind laut und unhöflich. Die Gegend ist nachts nicht sehr angenehm und ihr Freund interessiert sich wohl mehr für irgendeine andere Tusse. Autsch.

„Nein, hier ist alles super“, das gekünstelte Lächeln auf ihren Lippen schwankt etwas und ich muss darauf achten die falsche Schlange nicht mit meinen Blicken zu töten.

„Okay, wir melden uns bei dir, ja?“, verkündet Palle aus heiterem Himmel und die Frau nickt, während ich verdutzt Palle hinterher gehe, der schon darauf und dran ist, das Gebäude zu verlassen. Er zieht es doch nicht wirklich in Erwähnung diese Wohnung zu mieten, oder? Ich warte mit meiner Frage, bis wir das Gebäude weit hinter uns gelassen haben und wieder am Bahnsteig für die S-Bahn stehen.

„Du ziehst die Wohnung doch nicht noch ernsthaft in Betracht, oder?“, skeptisch mustere ich ihn und er lacht auf.

„Natürlich nicht!“, antwortet er mir dann und ich atme erleichtert aus. „Hast du die hellen Flecken an den Wänden gesehen?“

„Äh, nein?“

„Das waren Schimmelspray Rückstande. Die Luftfeuchtigkeit ist wohl ätzend hoch und da hab ich echt keine Lust drauf“, erklärt er mir und ich stimme ihm zu, da hatte ich nämlich auch keine Lust drauf. Die S-Bahn fährt ein und wir steigen ein. Hoffentlich wird die nächste Wohnung besser.

Die S-Bahn-Station ist nicht mal 5 Minuten von der nächsten Wohnung entfernt und gleich vor dem Gebäude befindet sich eine Bushaltestelle. Entschlossen gehe ich auf das Gebäude zu und betätigte die Klingel. Kurze Zeit später surrt es und wir stehen im Flur. Dann hören wir schnelle Schritte und sehen zur Treppe empor. Eine junge Frau hüpft sie gerade runter.

„Manuel und Patrick?“, fragt sie lächelnd und wir nicken. Ihr Lächeln wird eine Spur breiter. „Super! Ich bin Emilie, folgt mir.“ Schon eilt sie die Treppen wieder nach oben und Palle und ich folgen ihr in einem gemächlichen Tempo. Am Treppenende der zweiten Etage wartet Emilie und geht dann auf eine Tür zu, die sie aufschließt. Sie stößt die Tür schwungvoll auf und macht eine Geste, die uns verdeutlicht, dass wir die Wohnung vor ihr betreten sollen. Wir folgen ihrer Aufforderung und stehen in einem kleinen Flur. Links an der Wand steht eine kleine Komode und rechts ist eine Tür, diese wurde gerade von Emilie geöffnet. „Hier ist das Bad.“ Wir betreten den Raum und er ist wesentlich größer als das Bad der anderen Wohnung. Die Toilette steht rechts in der Ecke und das Waschbecken liegt ihr gegenüber. Über dem Waschbecken hängt ein kleiner an der Wand befestigter Schrank mit Spiegeltüren. Rechts an der Wand befindet sich eine Badewanne mit Duschvorhang und links an der Wand steht eine Waschmaschine und ein Trockner. Ich schaue zu Palle, der auch in diesem Moment zu mir schaut und wir lächeln uns an. Die Wohnung ist jetzt schon vielversprechend. Emilie zeigt uns die Küche, die durch eine halbe Wand vom Wohnzimmer abgetrennt wird. Die Kücheelemente sind aus Holz und an einigen Stellen etwas vermackt, aber das gehört einfach zu einer Wohnung dazu. Das Wohnzimmer hat eine kleine Sitzecke und ein Regal, das eine Aussparung für einen Fernseher hat. Sowohl Küche als auch Wohnzimmer werden von dem Licht, das durch die großen Fenster kommt, durchflutet. Emilie öffnet eine Tür an der der Küche gegenüber liegenden Wandseite und lässt uns in das Zimmer eintreten. Hierbei handelt es sich offensichtlich um ein Schlafzimmer, denn ein Bett steht an der Wand und ein Schreibtisch steht am Fenster. An der Wand steht ein großer Kleiderschrank und ein Bücherregal in dem etliche bunte Ordner und Fachbücher stehen.

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