Kapitel 19; Michael

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Das mulmige Gefühl in mir wächst, während ich zusammen mit den anderen zu unserer Wohnung laufe. Wenigstens ist das Gespräch, welches Maurice und Patrick zu Beginn noch geführt haben abgeflaut. Zu viel ist noch unausgesprochen, sodass es doch ziemlich schwer fällt, munter drauf los zu plaudern. Mich soll's nicht stören. Am besten verschwinden Manuel und Patrick einfach. Ich will die beiden nicht in meiner Wohnung haben. Warum zum Teufel musste sich Maurice' Vermutung bestätigen? Jetzt muss ich auch noch aufpassen, was ich denke. Ich hasse es. Ich wusste von Anfang an, dass wir nicht zu dieser verdammten Party gehen sollen. Jetzt weiß ich auch, warum Maurice mich so dazu gedrängt hat. Scheiße man.

Wir kommen vor dem Haus zum stehen. Nur widerwillig ziehe ich die Schlüssel aus meiner Tasche, um die Tür zu öffnen. Eine andere Wahl habe ich ja sowieso nicht. Jetzt ist es eh zu spät, noch irgendetwas daran ändern zu können. Missmutig laufe ich die Treppe nach oben, während die anderen mir folgen. Vor unserer Wohnungstür zögere ich. Meine Hand mit dem Schlüssel verharrt wenige Zentimeter vor dem Schloss. Gibt es nicht doch noch irgendeine Möglichkeit, dass zu verhindern? Nein. Nein, gibt es nicht. Außerdem möchte ich wissen, was es mit den Gegenständen von Patrick und Manuel auf sich hat. Ich schließe die Tür auf, betrete die Wohnung. Sofort gehe ich ins Wohnzimmer. Je eher wir geredet haben, desto schneller verschwinden die beiden. Unterwegs zieh ich meine Jacke aus und hänge sie achtlos über das Sofa, auf das ich mich kurz darauf sinken lasse. Maurice betritt wenig später zusammen mit den anderen beiden das Wohnzimmer. Es nervt mich etwas, dass Maurice und Patrick nebeneinander sitzen, aber wenigsten sitzen sie jetzt zwischen mir und Manuel. Ich will ihn nicht in meiner Nähe haben. Vor allem nicht in dieser Wohnung. Er ist vielleicht knapp zwei Minuten hier und sofort schießen mir Bilder aus meinem Traum in den Kopf. Ich zwinge mich dazu, nicht daran zu denken. Wer weiß, wie ausgeprägt dieser Gedankenlese-Scheiß ist. Die Genugtuung, mich in irgendeiner Art und Weise für ihn angreifbar zu machen, gebe ich ihm nicht, wenn ich's verhindern kann. Stille senkt sich über uns, bis Maurice sich räuspert.

„Vielleicht sollte ich mal von vorne anfangen. Es gibt insgesamt 7 Gegenstände und sie symbolisieren die Todsünden. Die Brille symbolisiert den Neid und mit ihr kann man Gedanken lesen. Der Ring steht für Hochmut und mit ihm ist man in der Lage dazu sehr schnell zu lernen und der Träger wirkt auf andere Menschen automatisch sympathischer. Das Portemonnaie steht für die Habgier und füllt sich jeden Tag mit 1000€, die man auch anlegen kann. Meine Uhr symbolisiert die Trägheit und ermöglicht es mir die Zeit für maximal eine Stunde anzuhalten.“ Neid und Hochmut. Brille und Ring. Wenn ich mich richtig erinnere, waren das genau die Dinge, die mir an den beiden als erstes aufgefallen sind.
„Dann gibt es noch das Amulett der Wolllust, das dafür sorgt, dass sich das gegenteilige Geschlecht in einen verliebt. Die Völlerei hat einen Flachmann der sich mit allem füllt was die Person möchte, außerdem ist der Träger ziemlich unverwundbar. Als letztes bleibt der Zorn und die Pistole, die nie ihr Ziel verfehlt so lange es in Sicht des Trägers ist.“ Mhm. Davon höre ich jetzt zum ersten Mal. Maurice meinte, es gäbe sieben Gegenstände. Aber welche, das hat er mir nicht gesagt.

„Okay, gut. Todsünden. Macht Sinn, ja“, Patrick nickt bedächtig, Manuel schweigt.

„Ist euch vielleicht aufgefallen, dass die Gegenstände sich gegenseitig beeinflussen? Scheinbar ist das nämlich möglich, als ich letztens die Zeit gestoppt habe, war Micha nämlich nicht eingefroren“, möchte Maurice wissen. Manuel und Patrick tauschen einen kurzen Blick, dann wenden sie sich wieder Maurice zu.

„Davon, dass die Zeit angehalten wurde, haben wir nichts mitbekommen. Aber Palles Gedanken sind einfach nur stolz, deine sind verzerrt und von Michaels bekomm ich fast Kopfschmerzen“, äußert Manuel sich jetzt auch mal.

„Inwiefern Kopfschmerzen?“, hakt Maurice nach.

„Sie sind viel zu laut und viel zu präsent. Selbst wenn ich sie nicht hören will“, führt Manuel aus und wirft mir einen giftigen Blick zu. Ich muss grinsen. Dann zieh die scheiß Brille halt aus, wenn's dich nervt.

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