Ich stehe in der Küche und durchsuche die Schränke nach etwas Essbarem. Ich war länger nicht mehr hier und dadurch, dass Manu und Patrick hier waren nachdem Maurice abgehauen ist, sehen unsere Vorräte ziemlich mager aus. Ich meine, man kann sich was zu essen machen, aber ich habe eigentlich wenig Bock auf Dosenfrass und den Lebensmitteln im Kühlschrank traue nicht mehr richtig. Also bleibt mir nichts anderes übrig als einkaufen zu gehen. Wenn ich einkaufen gehe, heißt das automatisch, dass Maurice alleine hier bleibt, denn ich bezweifle stark, dass er mich begleiten würde. Kann ich Maurice alleine lassen? Allerdings müssen wir auch irgendwie an Essen kommen.
Außerdem sollte ich mich mal bei Mika melden. Es wäre wohl angebracht, wenn ich sie über den Verlauf der letzten Tage aufkläre. Vielleicht kann ich diese beiden Dinge direkt miteinander kombinieren, wenn ich Mika darum bitte, mit mir einkaufen zu gehen. Bleibt nur die Frage, was ich mit Maurice mache. Alleine lassen will ich ihn ungern. Und obwohl ich weiß, dass er nicht mitkommen wollen wird, gehe ich zu seinem Zimmer, um ihn zu fragen.
Ich klopfe an die Tür und betrete dann Maurice' Zimmer. Es sieht genauso aus wie vorhin. Zugezogene Jalousien, ausgeschaltetes Licht und Maurice, der im Bett liegt.
„Was ist jetzt wieder?“, Maurice seufzt und ihm ist deutlich anzusehen, dass er gehofft hat, länger Ruhe vor mir zu haben.
„Ich wollte einkaufen gehen. Willst du mitkommen? Brauchst du irgendwas?“, ich höre die Verunsicherung in meiner Stimme raus. Das ist nicht gut. Maurice wird das hundertprozentig auch gehört haben.
„Nein, ich brauche nichts bestimmtes. Ich würde gerne einfach nur schlafen, ich bin verdammt erschöpft“, winkt Maurice ab. Also wird er mich nicht begleiten wollen, hab ich's mir doch gedacht.
„Geht's dir nicht gut? Soll ich lieber hierbleiben?“, hinterfrage ich etwas besorgt. Ich will ihn nicht alleine lassen und wenn er schon sagt, er fühlt sich erschöpft, sollte ich das eventuell wirklich nicht tun.
„Du musst nicht die ganze Zeit auf mich aufpassen. Mir passiert schon nichts und ich bin vorsichtig. Geh einfach einkaufen“, Maurice seufzt und ich nicke. Den Wink mit dem Zaunpfahl hab ich schon verstanden.
„Dann geh ich jetzt. Wenn was ist, dann ruf mich einfach an.“ Ob ich das so gut finden soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber was anderes bleibt mir ja auch nicht wirklich übrig.
„Ja, ja“, höre ich Maurice sagen, während ich sein Zimmer verlasse. Ich schließe die Tür hinter mir, dann ziehe ich mein Handy aus der Tasche. Yo Mika. Hast Du Zeit? Ich muss dir 'n bisschen was erzählen.
Micha! Dir geht's ja gut, du Arsch! ist ihre erste Antwort. Klar, ich komm vorbei folgt zwei Sekunden später.
Danke. Ich schiebe mein Handy zurück in meine Hosentasche und gehe dann in den Flur. Schnell ziehe ich meine Schuhe und meine Jacke an und verlasse dann die Wohnung und schlussendlich das Haus, um unten auf Mika zu warten. Irgendwie habe ich das Gefühl, sie sollte jetzt nicht unbedingt auf Maurice treffen.
Zehn Minuten später hält Mikas schwarzer Mini direkt vor mir. Bevor sie auf die Idee kommt auszusteigen, öffne ich die Beifahrertür und setze mich neben sie. Noch bevor ich die Tür richtig geschlossen habe, beugt sie sich rüber und umarmt mich. Sie löst sich von mir und ich sehe die Erleichterung in ihren Augen. Das steigert mein schlechtes Gewissen nur noch mehr.
„Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe“, ist das erste, was sie von mir hört. Sie schüttelt den Kopf und lächelt mich an.
„Ich weiß, dass es nicht anders ging. Ich bin nur froh, dass es dir gut geht. Und jetzt sag mir, wo wir hinfahren und erzähl mir dann alles.“ Ihre Hände legen sich auf das Lenkrad und ihre Finger tippen ungeduldig darauf herum.
DU LIEST GERADE
Hast du eigentlich auch genug von mir?
FanficEin neuer Lebensabschnitt beginnt, wenn man das Abitur hinter sich hat und jetzt nach einer geeigneten Universität sucht. Am liebsten möchte man ja ganz weit weg von zu Hause und endlich eine eigene Wohnung und Freiheit haben. Aber so einfach ist da...