Kapitel 11

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Zuhause setzte Jungkook sich in die Küche auf den Hocker an der Kücheninsel. Er legte seinen Kopf auf die kalte Steinplatte und schloss die Augen. Irgendwie war ihm in den letzten Tagen mulmig zu mute. Sein Bauch fühlte sich komisch an und er war irgendwie nicht ganz unzufrieden. Ständig hatte er Hunger, dann war ihm wieder schlecht, seine Emotionen verliefen wie eine Achterbahnfahrt und doch wollte er nicht, dass die anderen ihn in Ruhe ließen. Er brauchte die anderen um sich und vor allem Tae, aber der schien seit vorhin beim Fotoshooting abstand zu ihm zu nehmen. 

Gedanken machten sich in seinem Kopf breit, dass der Stylist recht haben könnte und das er sich zum negativen in den letzten Monaten entwickelt hatte. Er öffnete die Augen und schaute Namjoon dabei zu, wie dieser gerade Kaffee machte. Alle hatten sich in der Küche versammelt und hielten ihren heißen Kaffee in der Hand. 

"Worauf hast du Lust, Jungkook?", fragte Namjoon ihn, denn der Jüngste mochte Kaffee nicht und war froh, wenn er es nicht trinken musste. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. Ihr Leader hatte bereits den Kühlschrank geöffnet und erzählte, was sie da hatten. Als er Bananenmilch sagte, wurde Jungkook ganz schlecht. 

"Hey, alles ok?" Hobi stupste ihn an und beugte sich etwas zu ihm vor, weil Kookie plötzlich ganz weiß im Gesicht wurde. Dem Jüngsten liefen plötzlich die Tränen runter. "Oh Gott, hab ich was falsch gemacht?" Man hörte die Unsicherheit in seiner Stimme raus. Sie wussten, dass Jungkook schon immer nah am Wasser gebaut war, aber das war dann doch zu ungewöhnlich. 

Namjoon schloss den Kühlschrank wieder ohne etwas raus zu holen. Besorgt schauten alle auf Jungkook. "Nein, nein Hobi, du hast nichts gemacht!" Der Jüngste schaute auf seine Hände und sah zu, wie Träne für Träne auf die Marmorfläche der Kücheninsel tropfte. Er konnte sie nicht stoppen. Mit den Händen probierte er sie von seinen Wangen zu wischen, aber es war ein vergeblicher Versuch. Verzweiflung kam in ihm auf und ein Frustschrei entkam seiner Kehle. "Es hört einfach nicht auf...", sagte Jungkook an niemanden bestimmten gewannt. "Was stimmt mit mir nicht?", schluchzte er. 

Jin gab ihm Taschentücher und lehnte sich dann wieder zurück an die Küche. Tae sagte schon seid sie das Shooting verlassen hatten gar nichts.  Er beobachtete Namjoon und Yoongi, die sich immer wieder anschauten, aber keiner von ihnen sagte ein Wort. "Boah, jetzt reichts!" Jimin blickte zu den zweien und ging einen Schritt nach vorne. "Sagt endlich etwas! Irgendwas! Und hört auf euch anzustarren." Jin runzelte die Stirn. "Was stimmt hier nicht?" 

Namjoon schnaubte, entschied sich aber endlich den Mund auf zu machen. "Jungkook, wir... Yoongi und ich...", er schien Probleme zu haben, die richtigen Worte zu finden. Der Jüngste hörte gespannt zu und wusste einfach nicht worauf sein Hyung hinaus wollte. Namjoon holte tief Luft und antwortete dann ganz Leise. "Wir sind der Meinung, dass du nochmal zum Arzt gehen solltest!" 

Erschrocken plapperten alle durch einander. "Warum?" "Was soll ich?" "Was hat er gesagt?" Yoongi stoppte das ganze mit einer Handbewegung. Tae stand immer noch regungslos da und schwieg. "Er soll zu einem speziellen Arzt, der schaut, ob es sein könnte, dass..." Yoongi schien genug zu haben. Entnervt beendete er nun den Satz von Namjoon. "Man ist das Anstrengend: Wir glauben, dass du Schwanger bist, Jungkook. Ja, Schwanger, falls das jemand nicht richtig verstanden hat." 

Geschockt blickten alle auf Yoongi, der die Bombe einfach platzen ließ. Keiner sagte etwas. Tae bekam plötzlich keine Luft mehr. Er hatte das Gefühl, dass er dringend hier raus musste. Stolpernd, weil ihn seine Koordination verlassen hatte, kam er bei der Tür an. Ohne es richtig wahrzunehmen riss er die Eingangstür ihres Hauses auf und rannte. Er rannte ohne Ziel, kam auf einer Wiese zum stehen, ließ sich auf die Knie fallen und erbrach sich mit Schwung. 

Mit fahrigen Bewegungen versuchte er sein Hemd am Hals zu öffnen, aber es ließ nur langsam nach. Hinter sich hörte er Stimmen, doch er konnte sie gerade nicht zuordnen. Fuchtelnd kam jemand vor ihm zum stehen und schien ihm irgendwas sagen zu wollen, aber Tae hörte nur ein Rauschen. 

"Scheiße, Jin! Der ist völlig neben sich!" Jimin schaute zu Jin, der mit ihm rausgerannt war. "Hallo? Erde an Tae!" Jin wartete kurz, als aber immer noch keine Reaktion von Tae kam und dieser immer noch ins Leere zu schauen schien, packte der Älteste Tae beim Kragen und gab ihm eine Backpfeife. Der Knall schallte ordentlich durch die Straße und Jimin schaute Jin geschockt an. "Jin, spinnst du?", doch endlich schien Tae sie wahrzunehmen. 

Er krallte sich bei beiden Männern in die Oberteile. "Sagt mir, dass das gerade nicht passiert ist! Sagt mir, dass ich nicht Vater werde!" Jin schien etwas zu wanken, weil Tae etwas an ihnen ruckelte. "Naja, hättest du lieber, dass jemand anderes der Vater ist... ich weiß ja nicht..." Jin witzelte wieder vor sich hin, aber Tae war überhaupt nicht auf Scherze aus. "Willst du mich verarschen?" Tae schien, als ob er Jin gerne den Kopf abgerissen hätte. 

"Ok, wir beruhigen uns wieder. Jin meinte das nicht so, Tae." Vergeblich versuchte er die Situation irgendwie zu retten, aber Jin schien keine Interesse daran zu haben. "Ach komm! Er soll sich nicht so anstellen. Er hat doch gewusst, dass das passieren könnte. Hätte er es vermeiden wollen, hätte er verhütet. Er hat doch Glück, dass es so lange gut ging." 

Tae sah aus, als ob er gleich über Jin herfallen würde, doch im letzten Moment packte Namjoon ihn von hinten. "So wir beruhigen uns jetzt wieder und gehen rein. Wir haben schon genug Aufmerksamkeit auf uns gezogen." Sie wohnten zwar in einer Gegend in der nicht jeder reinkam und wenn nur, weil sie selbst hier wohnten oder die Genehmigung hatten zu Besuch zu kommen, aber auch diese Leute fanden gefallen daran ungeniert andere zu beobachten. 

Drinnen hatte Jungkook sich an seinen Stuhl geklammert. Er zittert bereits, weil er sich so krampfhaft festhielt. Hobi stand neben ihm und auch Yoongi hielt sich in der Nähe auf. Ruhig und behutsam versuchten sie auf Jungkook einzureden. 

"Kookie, es ist alles in Ordnung. Wir rufen beim Arzt an und der wird uns dann mehr sagen können. Du musst dich jetzt nicht verrückt machen. Vielleicht ist es auch was anderes und Yoongi und Namjoon liegen falsch." Doch Jungkook bekam davon nichts mit. Bei ihm im Kopf ging er ständig die letzten Monate durch. 

Das ihm Morgens schlecht wurde, dass er immer mehr zunahm, dass ihm seine Brust wehtat und das er unmögliche Dinge aß zu den komischsten Zeiten. 'Wie blöd war er eigentlich, dass er nicht selbst darauf gekommen war!' In den letzten Tagen rumorte sein Bauch stärker und sein Rücken tat immer mehr weh. Und er sitzt hier und heult vor sich hin, statt eins und eins zusammen zu zählen. Wie erbärmlich! 

"Ich bin so bescheuert!" Hobi runzelte die Stirn. "Warum..." Jungkook ließ Hobi gar nicht zu Wort kommen, sondern stand prompt auf und redete weiter vor sich hin. "Wie konnte ich das nicht merken?" Hobi lief hinter dem Jüngsten her, der sich nun den Autoschlüssel schnappte und den Weg zur Eingangstür anstrebte. "Kookie, was hast du vor? Ich glaub nicht, dass es in deinem Zustand gerade gut ist Auto zu fahren..." 

Ohne Tae zu beachten, der gerade im Klammergriff von Namjoon reingebracht wurde, ging Jungkook an ihnen vorbei und zur Garage. "Ähm, was hat er vor?", fragte Namjoon Hobi und blickte dem Jüngsten nach. "Frag mich nicht, aber er sieht aus, als ob wir ihn nicht aufhalten könnten." Yoongi ging an ihnen allen vorbei. "Meine Güte stellt ihr euch an! Ich begleite Jungkook. Mal schauen was er vor hat." Damit lief er Jungkook schnell hinterher und stieg mit ins Auto an. 

Tae hing mittlerweile in Namjoons Armen. Er schien sich etwas beruhigt zu haben. Jin tätschelte Taes Haare und seine Stimme hatte einen etwas zu süßen Ton angenommen. "So ist brav! Gewalt ist keine Lösung!" Taes Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse. "Du hast mich geschlagen und erzählst mir was von "keine Gewalt"?! Lass mich los, Namjoon! Ich mach den platt!" Er fing wieder an zu zappeln und versuchte sich aus dessen Griff zu befreien. 

Yoongi hörte im Auto gedämpft, wie das Gebrüll draußen wieder lauter wurde. Hier im Auto war es dagegen ganz ruhig. Yoongi schaute zu Jungkook und dann wieder durch die Windschutzscheibe nach draußen. "Ok, und was hast du jetzt vor? Wo willst du hin?" Yoongi hatte es sich etwas gemütlicher gemacht und Jungkook drehte sich stumm zu ihm um, als ob er jetzt erst merkte, dass er nicht allein war. "Ich will zum Arzt!" Yoongi nickte. "Ok, dann lass uns fahren. Weißt du wo einer ist?" Jungkook schüttelte den Kopf. Yoongi atmete tief ein. "Ok, Jungkook, dann lass mich ans Steuer. Ich werde schon einen Arzt für dich finden."

Familie - Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt