Kapitel 77

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"Ähm, wo ist Jeon Jungkook?", Tae kam gerade von zu Hause und hatte sich frische Kleidung geholt. Außerdem brauchte er dringend mal einen Ortswechsel. Die ganze Zeit im Krankenhaus rum zu hängen, war irgendwann ziemlich eintönig und stresste ihn gleichzeitig. Nach einer Weile auf der Intensivstation stumpfte man schon etwas ab, wenn jede Stunde irgendeine Sirene los ging. Irgendwann war sein Gedanke nur noch: Solange es nicht Jungkook war, war ihm alles andere egal. 

"Ich bin gerade ins Zimmer gegangen und Jungkook, samt Bett, sind weg... Hab ich irgendwas verpasst? Geht es ihm gut?" Die Krankenschwester, die Tae aufgehalten hatte, lächelte ihn nun freundlich an. "Machen sie sich keine Sorgen Herr Kim. Er ist gerade oben bei ihrer Tochter. Es ist also alles in Ordnung!" Überrascht riss Tae die Augen auf. "Oh, alles klar, dann geh ich da auch mal hin... Danke..." Er hätte nicht gedacht, dass es doch so schnell möglich war, nachdem Jungkook mit dem Chefarzt so diskutiert hatte. Das war wahrscheinlich alles Dr. Kim zu verdanken und ihrer einfühlsamen Art mit Menschen zu reden. Mit dem Aufzug fuhr er zur Frühchen Station und war etwas ungeduldig. Er hatte das Gefühl, das der Fahrstuhl heute ganz besonders lange braucht. Das ersehnte Bing ertönte und die Türen öffnete sich in Zeitlupentempo. Er hätte besser die Treppe nehmen sollen... 

Schnell quetschte er sich durch die Tür, die sich noch nicht gänzlich geöffnet hatte und blieb abrupt stehen. Er schaute direkt durch die gläsernen Scheiben der Station auf Jungkook. Der lag immer noch brav in seinem Bett und hatte ihre Tochter auf seine Brust gebettet. Dr. Kim hatte sich daneben gesetzt und beobachtete die Beiden. Diesen Anblick würde er für sein Leben lang in seinem Kopf behalten. Es war so eine friedliches Miteinander und in ihm kam das Bedürfnis auf Teil davon zu sein. 

Vorsichtig in kleinen Schritten ging er auf die Szene vor sich zu. Die Türen öffneten sich automatisch, als er ihnen näher kam und routiniert griff Tae bereits nach Kittel und Desinfektionsmittel. Jungkook lächelte ihn an und richtete dann seinen Blick wieder auf ihre Tochter. Dr. Kim stand auf und deutete ihm sich auf den Stuhl zu setzen auf dem sie gerade noch saß. Er dankte ihr still und nahm dann langsam neben Jungkook platz. 

"Oh, schau mal wer da ist: Papa Tae hat es endlich wieder her geschafft." Tae gab seinem Freund einen Kuss auf die Schulter und ließ dann seinen Kopf auf der Höhe seiner Tochter. "Mir war gar nicht bewusst, dass man das darf... Ist sie denn fit genug, dass sie aus dem Inkubator raus darf?" Dr. Kim nickte und lächelte dann liebevoll. "Ich schau mir das ganze an und wenn ich merke, dass sich an ihrem Zustand etwas verändert kommt sie sofort wieder rein, aber im Moment genießt sie es sehr. Durch Hautkontakt kann man viel mehr Bindung schaffen, als durch alles andere und sie hat ja einen ihrer Papas noch nie richtig erlebt..." 

Jungkook streichelte ihr vorsichtig über das Beinchen. Sie lag direkt auf seinem Brustkorb und durch seine Atmung wurde sie immer wieder leicht hin und her gewogen. "Sie ist in den letzten Tagen viel kräftiger, schwerer und größer geworden. Wenn sie so weiter macht, können sie die kleine Maus bald mit nach Hause nehmen." Verträumt schauten beide wieder auf ihre Tochter. "Das wäre schön, oder? Meine Kleine..." 

Die Ärztin zog sich zurück und ließ den dreien etwas Privatsphäre ohne jedoch dabei die Moniteure aus den Augen zu verlieren. "Weißt du was, Tae? ... Ich probier schon die ganze Zeit Namen für sie aus und eins ist mir aufgefallen: Sie reagiert auf keinen davon besonders stark außer einen... Soll ich dir sagen welcher das ist?" Tae schaute ihn gespielt verwundert an. "Na da bin ich aber ganz gespannt..." Er wusste was jetzt kommen würde. "Hm, ich glaub du kannst es dir bereits denken, oder?" Er schüttelte den Kopf. "Nein, woher denn?" Jungkooks Augen verengten sich. "Ich hab dir gesagt, dass ich mitentscheiden will und jetzt hört sie plötzlich nur noch auf Yuna!" Er zog eine Schmolllippe. Tae blickte ertappt zu Jungkook. "Na sowas..." "Mehr hast du dazu nicht zu sagen?" "Sorry?", fragte Tae und versuchte wie eine Schildkröte seinen Kopf einzuziehen. Jungkook winkte ab und verdrehte die Augen. "Ach, du kannst mich auch mal!" 

Unangenehme Stille herrschte zwischen ihnen bis Tae sie etwas schüchtern durchbrach. "Heißt das jetzt, dass sie Yuna heißt?" Mit einem Brummen stimmte Jungkook zu. In Slow Motion freute sich Tae, um seine Tochter nicht zu erschrecken und lief dann beflügelt zu Dr. Kim.  Die lächelte ihn wissend an und flüsterte ihm zu: "Haben wir es also geschafft? Sie heißt jetzt Yuna?" Mit seinem Boxysmile lächelte er zurück und nickte schnell. "Dann waren unsere Bemühungen also erfolgreich! Hätte mich jetzt auch sehr gewundert, wenn das nicht der Fall gewesen wäre. Hab mir schließlich auch viel Mühe gegeben sie immer Yuna zu nennen..." Hinter dem Pult hielt Tae seine Faust hin und sie kam mit ihrer entgegen. "Unser Plan ist aufgegangen!" Von weiter hinten ertönte plötzlich Jungkooks Stimme. "Was flüstert ihr beiden denn da? Ihr heckt doch irgendwas aus?" Tae schaute zu ihm und schüttelte den Kopf. Er musste ja nicht sagen, dass sie gerade nur feierten, dass ihr Plan aufging. 

Mit einem Stift bewaffnet gingen sie zurück zu den Beiden, die im Bett vor sich hin dösten. Jedenfalls sah es aus, als ob Jungkook auch recht erschöpft war. Dr. Kim holte den Zettel aus dem Inkubator , sowie die Geburtsurkunde und trug säuberlich "Yuna" als ihren Vornamen ein. Jeon Yuna. Stolz schaute Tae von der Urkunde zu seiner Tochter und seinem Freund. Vielleicht stand da irgendwann mal Kim. Aber da er sich in der letzten Zeit in Geduld geübt hatte, war es für ihn keine unmögliche Vorstellung mehr. Er hatte das Gefühl, das Jungkook eventuell seine Meinung dazu noch änderte und wenn das der Fall war, stand er bereit. 

Familie - Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt