Familie - Taekook

Kapitel 61

Tae rannte ins Hause und schaute sich kurz um. "Wo ist Jungkook?" Der kam gerade hinter der Kücheninsel hervor und hielt einen dreckigen Lappen hoch. "Ich glaub Taeguk mag keinen Spinat..." Der Ältere kam stürmisch auf ihn zu, nahm sein Gesicht in die Hand und verteilte Küsse auf sein Gesicht. "Was ist denn los?", brachte Jungkook zwischen den Schmatzern von seinem Freund heraus. "Ich liebe dich und ich bin so froh dich zu haben!" Der Jüngere grinste verwirrt. "Ich dich auch..." 

"Ich muss dir was sagen und du darfst nicht sauer werden..." Jungkooks Augen verengten sich. "Das kann ich dir noch nicht versprechen..." Tae strich mit dem Daumen über die Haut unter Jungkooks Augen. "Du hattest recht... ich hab dir etwas nicht gesagt!" Er schluckte schwer und fuhr dann weiter. "Ich hab komische Nachrichten auf meinem Handy bekommen und diese Frau glaubte Taeguks Mutter zu sein..." 

Tae erzählt ihm alles, was in den letzten Wochen passiert war und versucht den Körperkontakt zu seinem Freund nicht zu verlieren. Der ging langsam immer weiter von ihm zurück und schaute ihn mit ausdruckslosem Gesicht an. Tae stockte kurz, aber er wollte keine Geheimnisse haben. Nicht mehr. Es belastete ihn. 

Jungkook biss vor Anspannung seine Zähne aufeinander und konnte nichts mehr zur Beichte seines Freundes sagen. Er war einfach nur sprachlos. So viele Gefühle schossen auf ihn ein und wollten die Oberhand übernehmen. Wut, Enttäuschung, Trauer, Entsetzen, Verzweiflung... Misstrauen... "Schatz, es ist aber alles wieder ok! Sie wird behandelt und ist weg gesperrt. Sie kommt erst wieder raus, wenn es ihr besser geht und sie diesen Schock überwunden hat." Es knallte. 

Tae hielt sich erschrocken die Wange und blickte wieder zu seinem Freund. Er hatte ihn gerade mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen. Tränen bildeten sich in den Augen von Jungkook und dann sackte er zusammen. Sein Körper bebte und er konnte das weinen nicht mehr zurück halten. Es brach aus ihm raus, wie eine Flutwelle. Die anderen waren Still und schauten genau so geschockt, wie Tae. Irgendwie kam ihnen diese Situation bekannt vor.

Rückblick

Tae rannte durch den Flur des Aufnahmestudios und fragte jeden, der an ihm vorbei kam, ob sie Jungkook gesehen haben. Ein Mann mittleren Alters konnte ihm dann endlich sagen, wo er steckte und rannte zum Raum 203. Stürmisch riss er die Tür auf . 

Jin und Jimin schauten ihn überrascht an. "Du hast doch heute gar keine Aufnahme..." "Deswegen bin ich nicht hier! Wo ist Jungkook?" Der Gesuchte trat gerade aus der Tür raus und schien sichtlich überrascht Tae hier zu sehen. Perplex blieb er stehen und blickte fragend zu den anderen. 

Tae stürmte auf ihn zu und umarmte ihn fahrig, als er sich schon wieder von ihm löste. Er versuchte dessen Hände zugreifen, doch Jungkook ließ es nicht zu. Darauf hin raufte der Ältere sich die Haare, konnte aber sein Grinsen nicht aus dem Gesicht bekommen. Er fing an vor Jungkook Kreise zu drehen und wirkte etwas irre. Dann blieb er plötzlich stehen. 

"Sie ist nicht Schwanger!... Und sie war es nie! Es war alles nur ein Spiel! Ich hab sie aus meiner Wohnung geschmissen mit allen ihren Sachen und ich hab ihre Nummer gelöscht..." Er atmete schwer, als er dies dem Jüngeren mit Begeisterung erzählte und schaute ihn nun direkt an. "Oh Gott, Jungkook! Ich will dich! Nur dich! Und ich will..." Weiter kam er nicht. 

Der Jüngere hatte ihm eine Backpfeife gegeben, die Taes Kopf leicht zur Seite schleuderte. Dann sackte der Jüngere vor ihm zusammen. Zwischen lauten Schluchzern brachte er immer wieder kurze Sätze heraus. "Wie kannst du mir das antun?... Warum?... Hab ich dir irgendwas getan?... Warum schaffst du es immer wieder, dass ich mich so hilflos fühle? ... Ich wollte dich Hassen!... Ich wollte, dass du mich auf ewig in Ruhe lässt!..." Als Tae den kleinen Schock überwunden hatte, kniete er sich zu ihm auf den Boden. Unsicher versuchte er Jungkook zu berühren. Als er merkt, dass der Jüngere nicht vor ihm zurück schreckte, nahm er ihn fest in den Arm. 

Rückblick Ende

Auch dieses Mal brauchte Tae kurz, um zu registrieren, was gerade passiert war. Erst dann setzte er sich zu seinem Freund auf den Boden und nahm ihn, wie damals, fest in den Arm. Dieser wehrte sich leicht und hieb mit den Händen auf die Arme des Älteren in. "Ich hab dich Wochen lang gefragt, was nicht stimmt!... Ich hab bemerkt, dass du etwas vor mir verheimlicht... aber ich hab dir vertraut!... Du hast mir einfach ins Gesicht gelogen!... Wie kannst du mir das an tun?... Ich hab es doch eh schon schwer andere zu vertrauen... Von dir hab ich das nicht erwartet!" Wieder schluchzte er laut auf und wurde dann langsam etwas ruhiger. 

"Ich hätte es wissen sollen! Er ist auch mein Sohn und du hast mir diese Verantwortung einfach abgenommen, obwohl ich dich nicht darum gebeten habe!" Er lehnte seinen Kopf an der Kücheninsel an und immer noch flossen Tränen aus seinen roten Augen. "Das hättest du nicht tun dürfen!... Haben es alle außer mir gewusst?" Tae nickte. 

Jungkook stöhnte wütend auf. "Ich bin auch ein Teil dieser Familie und wieder wurde ich ausgeschlossen! Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie man sich dabei fühlt?" Er wartete gar nicht darauf, dass ihm jemand antwortete. "Habt ihr nur einen Augenblick darüber nachgedacht, was passiert wäre, wenn sie einfach hier aufgetaucht wäre und ich weiß von nichts? Ich hätte diese Frau vielleicht sogar noch rein gelassen, weil wir sie ja kennen! Ich hätte Taeguk unbewusst in Gefahr gebracht..." Jungkook nahm den Ärmel seines Oberteils und wischte sich übers Gesicht.

 "Es tut mir Leid... Es tut UNS Leid..." Er schnaubte wütend auf. "Das könnt ihr stecken lassen!... Wenn ich euch sage, dass ihr mich niemals wieder anlügen sollt, dann wird das wahrscheinlich doch wieder passieren! Aus irgendeinem verrücktem Gedanken heraus, glaubt ihr seit Jahren auf mich aufpassen zu müssen. Also sag ich euch jetzt eins:", er stand auf und atmete tief ein.

 "Sollte ich nochmal mitbekommen, dass ich etwas nicht gesagt bekommen, was mich genau so was angeht wie euch, bin ich raus! Dann könnt ihr den Scheiß ohne mich weiter machen, denn dieses Spiel mach ich kein einziges Mal mehr mit!" Er schaute sich im Raum um und blickte wütend zu jedem einzelnen seiner Familie hin. "Habt ihr das verstanden?" Keiner traute sich ihn anzuschauen. Jeder nickte nur und schaute beschämt auf den Boden. 

Jungkook atmete tief ein und widmete sich wieder Taeguk, der mit großen Augen zu ihm schaute. Er saß immer noch in seinem kleinen Stühlchen und hatte angefangen den Spinatbrei mit den Fingern in seinen Mund zu schieben. Anscheinend hatte auch er die Stimmung im Raum wahrgenommen und traute sich nun nicht mehr Wiederworte zu geben. Spinat hin oder her: Ein Papa, der sauer war, war viel schlimmer!