Kapitel 60

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"Meine Frau und ich versuchen schon seid einiger Zeit ein Kind zu bekommen. Vor mehr als einem Jahr hat es dann tatsächlich mit künstlicher Befruchtung geklappt. Wir waren überglücklich und haben uns so gefreut..." Er atmete einmal tief durch. "Ähm, wir haben es bis zum 8 Monat geschafft und dann hat uns der Arzt während einer normalen Untersuchung mitgeteilt, dass das Herz unseres Kindes nicht mehr schlägt... Da sie schon so weit war... musst sie... Sie musste es tot gebären...Es war ein kleiner Junge..." Er zögerte und versuchte anscheinend die Tränen zurück zu halten, die ihm in die Augen traten. 

"Danach war nichts mehr wie vorher. Sie hat sich immer mehr zurück gezogen und mit niemanden mehr geredet, auch nicht mit mir. Dabei hatte sie mir immer gesagt, dass ich ihr größtes Glück wäre, weil sie nach der Trennung von ihnen, Herr Kim, ein ziemliches Wrack war."

 Tae kaute auf seiner Lippe und schaute nach vorne. Er konnte dem Mann nicht ins Gesicht schauen. Zu sehr schämte er sich und gleichzeitig hatte er soviel Mitgefühl für den Mann neben sich übrig. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ihm sowas passieren würde.

 "Einige Wochen nachdem sie unser Kind tot geboren hatte und wir es begraben konnten, stand sie plötzlich strahlend in der Küche. Für einen kleinen Moment habe ich gedacht, dass ich meine Frau wieder habe. Die kleinen Dinge, die anders waren, ignorierte ich gekonnt, denn niemand möchte sich eingestehen, dass etwas nicht mehr wird, wie es mal war." 

Ihm liefen nun die Tränen herunter und trotz dem tiefen Einatmen, schaffte er es nicht sie zu stoppen. Also herrschte eine kurze Pause in der Yoongi ihm ein Taschentuch nach hinten reichte. Er nahm es dankbar an und schnäuzte einmal laut in dieses hinein. "Es tut mir sehr Leid, dass sie mich so sehen. Eigentlich hatte ich vor mich zusammen zu reißen, aber es ist vielleicht zeitlich doch noch zu nahe am Jetzt. Jedenfalls hat ihr Arzt sie Vorgestern in eine Psychiatrie zwangseingewiesen, weil sie nicht freiwillig gehen wollte... 

Wie komm ich also jetzt zu ihnen... Das erste was mir auffiel, war das sie Kinderspielzeug kaufte und Kleidung für ein Kind das nicht existierte. Ich dachte, dass sie eventuell so versuchte zu verarbeiten, dass sie keine Mutter geworden ist, obwohl sie es sich so sehr gewünscht hatte. Allerdings gab sie unserem Sohn plötzlich den Namen Taeguk, dabei steht auf seinem Grabstein Taemin. Spätestens da hätte ich einen Arzt dazu holen sollen, aber auch das hab ich mir wieder irgendwie erklären können. Erst als sie Anfing von Tag zu Tag wütender zu werden, weil ihr jemand den Zugang zu ihrem Sohn verwehrte, erst da wurde ich hellhörig. Allerdings war das anscheinend schon zu spät, denn ich hab vor drei Tagen Rechnungen für Wegwerfhandys gefunden und ein Notizbuch mit Nachrichten an sie. Meine Frau hatte alle feinsäuberlich mit Zeit Stempel aufgeschrieben. Ich hab dies sofort ihrem Arzt gezeigt, der sie betreut hat und er hat sofort alles in Bewegung gesetzt, um sie und andere zu schützen. 

In der Psychiatrie wurde das Ausmaß ihrer Psychischen Störung erst richtig sichtbar. Sie wurde wütend, hat versucht zu entkommen und schlussendlich wurde sie ruhig gestellt. Der Psychiater hat nach einem Gespräch mit ihr mir mitgeteilt, dass es manchmal dazu kommen kann, dass Menschen die einen großen Schock erlitten haben, zu dem Zeitpunkt zurück springen, wo alles noch in Ordnung war und dann ihre ganz eigenen Schlüsse zogen, warum es nicht mehr so ist. Sie gibt anscheinend ihnen und Herr Jeon die Schuld an ihrem Unglück und ist der festen Überzeugung, dass Taeguk ihr Kind ist." 

Er verbeugte sich leicht vor ihnen, so gut es eben sitzend in einem Auto ging. "Es tut  mir sehr Leid, dass ich nicht früher etwas unternommen habe und sie dort mit reingezogen habe. Durch meine Feigheit haben sie bestimmt einiges durchgemacht... Ich hab die Nachrichten gelesen... Es lief mir eiskalt den Rücken runter..." 

"Jetzt hören sie auf sich zu entschuldigen!", Tae legte ihm eine Hand auf die Schulter und beugte sich zu ihm vor. "Glauben sie: Ich kann verstehen, dass sie so reagiert haben und das was ihnen passiert ist, tut mir unglaublich Leid. Damals hab ich nicht darüber nachdenken wollen, was ich ihr damit angetan habe. Egal was passiert ist zwischen ihr und mir: Nie hätte ich ihr gewünscht, dass sie solch einen Schmerz durch machen muss." 

Der Mann nickte und wieder legte er das Taschentuch an seine Nase und schnäuzte rein. "Das glaub ich ihnen. Trotzdem wollte ich, dass sie wissen was los ist, damit auch sie Klarheit haben. Mein Frau wird bis auf weiteres dort bleiben und wahrscheinlich auch eine Weile nicht wieder rauskommen. Seien sie sich sicher, dass ihnen nun keine Gefahr mehr droht!" 

Stille war zu vernehmen und dann ein tiefer Atemzug von Yoongi. "Ok, wo dürfen wir sie denn wieder absetzen?" Ich hab auf dem Parkplatz in der Nähe vom Tor geparkt und bin dann hoch gelaufen, also wenn sie möchten könnten sie mich dort absetzen..." Er nickte und startete wieder das Auto. 

Dort angekommen stiegen alle aus um den Mann zu verabschieden. Namjoon reicht ihm die Hand und legte die andere auf dessen Schulter ab. "Vielen Dank für ihre Ehrlichkeit! Es war nicht leicht mit uns darüber zu reden, aber wir Wertschätzen sie sehr dafür, dass sie es trotzdem gemacht haben!" Auch Yoongi kam auf ihn zu und reichte ihm die Hand. "Vielen Dank, dass sie sich uns anvertraut haben!" 

Der letzte war Tae. Dem liefen erneut Tränen über die Wangen und er musste sich schwer zusammen reißen den Mann nicht zu umarmen. Es stand ihm nicht zu, ihn zu trösten, weil er zum Teil mit Schuld daran hatte, was ihm widerfahren war. "Ich wünsche ihnen alles Glück der Welt und hoffe, dass es noch ein Happy End für sie beide gibt. Sie hat mit ihnen einen wundervollen Mann gefunden, der sie auch in schweren Zeiten unterstützt. Vielen Dank, dass sie sich die Mühe gemacht haben zu uns zu kommen!" Tae verbeugte sich tief vor ihm und traute sich nicht richtig aufzuschauen. Der Mann legte Tae eine Hand auf die Schulter und signalisierte ihm somit sich wieder aufzurichten. Er lächelte leicht und nickte ihnen zögerlich zu, dann ging er zu seinem Auto und stieg ein. Ohne nochmal zurück zu schauen fuhr er los. Die drei Männer schauten ihm nach und stiegen dann selbst wieder in ihr Auto. 

Familie - Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt