Kapitel 51

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Verwirrt blickten sich beide an. Wenigstens konnte Jungkook jetzt genau nachvollziehen was Tae empfand. Sie gingen in einen Raum, der mehr Taes Erwartungen an einen sterilen Praxisraum entsprach und der Arzt wies dem Jüngeren an auf der Liege Platz zu nehmen. "Ich würde gerne einen Ultraschall bei ihnen machen, wenn das für sie in Ordnung ist?" "WAS?", beide schauten ihn mit großen Augen an. "Es tut mir Leid, aber ich kann erst genaueres sagen, wenn ich nach geschaut habe!" Jungkook schaute mit leerem Blick zu Tae und schob dann langsam seinen Pulli hoch. Tae wiederum traute sich gar nicht zu seinem Freund zu schauen und blickte ausschließlich auf den Monitor. Schweiß brach bei ihm aus, als ihm klar wurde, dass sie dieses Ereignis schon mal erlebt hatten, nur in anderen Räumlichkeiten und bei einem anderen Arzt. Mit dem Gerät in seiner Hand verteilte der Doktor das Gel auf Jungkooks Bauch. Es machte immer wieder Klick, er maß etwas aus und dann ging es weiter. Die Stille vor dem Sturm war schon fast greifbar und auch Dr. Choe fing an sich auf seinem Hocker nervös hin und her zu bewegen. "Machen sie sich bitte sauber und dann dürfen sie sich gerne zu mir an den Schreibtisch setzen." Zögernd nahm Tae Platz und hatte das ungute Gefühl, dass er seinem Freund nicht den Rücken zu drehen sollte. "Wie alt ist ihr Sohn mittlerweile?" "5 Monate." Brachte Jungkook zwischen zusammen gepressten Lippen hervor. "OK, dann muss ich ihnen jetzt mitteilen, dass eine Sterilisation aufgrund ihrer derzeitigen Lage nicht möglich ist. Sie sind bereits Schwanger in der 12 Woche." Er stockte kurz und führte dann seinen Monolog fort. "Falls sie überlegen eine Abtreibung vor zu nehmen, muss ich sie auch hier darüber aufklären, dass ab diesem Zeitpunkt solch ein Eingriff illegal ist." Jungkook nahm das hin ohne irgendeine Regung zu zeigen. "Leider muss ich ihnen nun mitteilen, dass sie unter die Kategorie Risikoschwangerschaft fallen, weil sie innerhalb eines Jahres nach der Geburt erneut Schwanger sind. Dadurch, das es eine Risikoschwangerschaft ist, haben wir andere Fristen, aber allein der Eingriff für die Abtreibung kann schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen." Es machte Tae Angst, dass der Jüngere immer noch nichts sagte, deswegen nahm er all seinen Mut zusammen und erhob als erster das Wort. "Was bedeutet Risikoschwangerschaft?" Dr. Choe verschränkte seine Hände vor sich auf dem Tisch. "Das bedeutet: Alles mögliche kann dazu führen, dass sie und ihr Kind gefährdet sind. Das kann übermäßiger Stress sein, Sport oder die falsche Ernährung." "Was können wir tun, damit es nicht dazu kommt?? "Z.B. Beckenbodentraining, aber dazu kann ich ihnen gerne noch eine Broschüre mit geben." Tae nickte. "Sehr gerne... Sagen sie wie kann es sein, dass es so viele Jahre gut ging und jetzt plötzlich... Baby Zwei in kürzester Zeit unterwegs ist?" Dr. Choe runzelte die Stirn. "Hat ihnen niemand gesagt, dass während der Stillzeit die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass man erneut Schwanger wird?" Tae schüttelte den Kopf und der Arzt seufzte auf. "Das tut mir sehr Leid, denn das ist eigentlich die Aufgabe ihres Gynäkologen oder der Geburtshilfe." Tae schaute nun endlich zu seinem Freund rüber, der immer noch nichts gesagt hatte. "Hast du noch Fragen, Schatz?" "Können wir dann jetzt gehen?", fragte dieser monoton. Dr. Choe nickte und Jungkook sprang auf und schob mit viel Lärm den Stuhl zurück. Er flüchtete fast aus dem Behandlungszimmer. Der Arzt hielt Tae noch kurz auf, bevor auch der seinem Freund folgte.  "Ich gebe ihnen noch eine Liste mit Psychologen mit, die mit Risikoschwangerschaften vertraut sind. Ich könnte mir vorstellen, dass sie das gebrauchen könnten..." Tae nickte und nahm alles an, was er ihm in die Hand drückte. "Vielen Dank!" 

Unten in der Tiefgarage war Jungkook bereits dabei auszuparken. Verwirrt stand Tae daneben. "Steig endlich ein oder lass es sein!", fauchte Jungkook ihn an. Schnell stieg der Ältere ein. "Soll ich nicht lieber fahren?" "Nimm dir ein Taxi, wenn du mit mir nicht zufrieden bist!" Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, schoss er aus der Tiefgarage raus und auf die viel befahrene Straße. "Jungkook, pass auf! Du fährst wie ein Henker!" Sein Partner erwiderte darauf nichts, sondern fuhr einfach weiter. 

"Schatz wir hätten da abbiegen müssen..." Tae zeigte auf die Kreuzung an der sie gerade vorbei fuhren und schaute dann wieder zu seinem Freund. Doch der fuhr einfach nur Stur gerade aus. Auch bei der nächsten Abbiegen machte er keine Anstalten diese zu nehmen, sondern die Auffahrt zur Autobahn, die beide aus der Stadt brachte. "Jungkook, wo willst du hin? Ich fahre ja gerne mit dir überall hin, aber gerade ist kein guter Zeitpunkt. Wir sollten..." Durch eine starke Bremsung drückte es Tae etwas in den Gurt und plötzlich hielten sie auf dem Seitenstreifen an. "Wir sollten hier nicht halten! Das ist gefährlich und wir haben keinen Unfall!" Jungkook schluchzte auf und beugte sich dann über das Lenkrad. "Doch haben wir! Ich bin ein Unfall!" Perplex schüttelte Tae den Kopf. "Wie kommst du denn auf so einen Blödsinn?" "Du hast den Arzt doch gehört: Risikoschwangerschaft...Gefährlich für Kind und Gebärenden..." Er schrie kurz auf und rüttelte dann mit viel Kraft am Lenkrad, dass er krampfhaft festhielt. "Warum immer ich? Warum passiert mir das?" Tränen liefen ihm über die Wangen und die Schluchzer schüttelten ihn immer wieder durch. Tae schaute auf seinen Freund und bemerkte wie verzweifelt dieser war. Er wusste zwar schon, dass Jungkooks Stimmung im Keller war, aber er wusste nicht wie sehr. Dieser hieb nun aufs Lenkrad ein und schrie immer wieder seinen Frust raus. Irgendwie hatte Tae es im Gefühl gehabt, dass kein guter Tag werden würde. Die Freude über das Kind, war irgendwie noch nicht eingetreten, aber er hoffte, dass es noch kam, wenn sich alles etwas beruhigt hatte. "Schatz...", er versuchte ihn vorsichtig über den Kopf zu streicheln, als dieser sich langsam beruhigt hatte. Mit einem Aufheulen schmiss sich der Jüngere schon fast in Taes Umarmung und weinte an dessen Schulter weiter. Dieser versuchte so gut es geht seinen Freund zu stützen und ihm Halt zu geben und merkte selbst erst, als die Tränen seinen Wangen runterliefen, dass er weinte. Eigentlich war genau das passiert, was der Ältere sich erhofft hatte: Es fand kein Eingriff statt, weil was dazwischen gekommen war, aber damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. Ja, er wollte mehr Kinder mit Jungkook, aber nicht für den Preis, dass er seinen Partner verlieren könnte. 

Familie - Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt