Familie - Taekook

Kapitel 20

"Der Termin heute Abend wurde abgesagt!" Namjoon kam aus dem Computerzimmer und steckte sein Handy in die Tasche. "Jungs! Kommt runter!", rief er die Treppe hoch. "Warum?", hörte man von oben Jimin rufen. "Termin für heute Abend wurde abgesagt!" Namjoon winkte sie ins Wohnzimmer. Tae, Jungkook und Jin folgten ihm. Man hörte trampeln im Flur und dann waren auch die anderen schon da. 

"Wie kommt es, dass es heute Abend doch nicht stattfindet? Ich mein, Jungkook wird bestimmt auch nicht dünner in den nächsten Wochen..." Jimin setzte sich neben Jungkook auf die Couch und kniff ihm in die Wangen. "Nicht wahr, du Süßer kleiner Keks!" Jungkook schaute ihn ausdruckslos an und kniff Jimin dann selbst in die Backen. "Du kleiner Teufel! Das tut weh!" 

Jimin zog eine Schmolllippe. Kurz darauf grinste er. "Na ich hab ja bald jemand kleineres, der bestimmt auch so süße Backen hat wie du..." Tae beugte sich hinter Jungkook vor. "Du glaubst doch nicht, dass ich dich das mit meinem Kind machen lasse, oder?" 

"Hey, es gibt wichtigeres!", mischte sich Namjoon ein. "Der Boss möchte uns gerne heute Abend sehen, außer Jungkook, der soll hier bleiben." Der Jüngste zog die Augenbrauen zusammen. "Warum das?" Namjoon zuckte mit den Schultern. "Ich hab keine Ahnung... Ich weiß nur, dass er mit uns reden will, bevor wir irgendwelche Interviews geben." 

"Aber mit 'uns' ist nicht Kookie gemeint...", fasste Hobi das ganze zusammen und verschränkte die Arme vor seinem Körper. Yoongi schüttelte den Kopf. "Was soll denn der Blödsinn! Seit wann wird hier mit unterschiedlichem Maß gemessen? Wenn er 'wir' sagt, dann kommen wir alle!" 

Jungkook schüttelte den Kopf. "Hyung, der Boss hat extra gesagt, dass ich nicht mitkommen soll. Das hat bestimmt seine Gründe..." Er schaute dabei niemanden genau an, als er das sagte. 

"Wann müsst ihr denn los?" Namjoon fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und atmete hörbar aus. "Eigentlich gleich..." Jungkook nickte und biss sich auf seine Lippe. "Ok, dann wünsch ich euch viel Spaß!" Darauf hin knetete er kurz Tae und Jimins Oberschenkel und stand zögerlich auf. 

"Ich geh dann mal nach oben..." Tae wollte seinen Freund aufhalten, aber Namjoon hielt ihn zurück. "Lass ihn, Tae! Wir müssen eh los und können das jetzt nicht klären..." Tae schaute Jungkook hinterher bis er hinter der Ecke zur Küche verschwand. Bedrückende Stille herrschte bei denen, die im Wohnzimmer zurück geblieben waren. Jin klatschte auf seine Oberschenkel und stand dann auf. "Na dann lasst uns mal schauen, was der Boss von uns will!"

Jungkook legte sich in sein Bett. Tausende Gedanken gingen durch seinen Kopf und doch konnte er keinen davon richtig greifen. Er versuchte die Tränen, die in ihm aufkamen zu unterdrücken, weil er wegen sowas nicht weinen wollte, aber das Gefühl der Ausgrenzung und Sonderstellung, die er gerade einnahm, machten es ihm gerade sehr schwer, sich nicht allein zu fühlen. 

'Über was redeten die denn nur, wo er nicht dabei sein sollte? Es hatte bestimmt damit zu tun, dass er Schwanger war, sonst hätte der Boss das Interview für heute Abend nicht so kurzfristig abgesagt.' Frustriert stieß er die Luft aus seinem Mund und wischte die erste Träne weg. 

Er nahm das Kissen von Tae in die Hand und drückte es an sein Gesicht, damit er hinein schreien konnte. Doch statt, das er sich besser fühlte wurde die Verzweiflung nur größer. Vielleicht hilft es ja etwas mit seiner Mama zu reden. Sie kann zwar nicht einfach vorbei kommen, aber nur ihre Stimme zu hören würde ihn bestimmt beruhigen. 

Die anderen kamen gerade im Gebäude von Big Hit an und liefen zum Konferenzraum. Ihr Boss wartete bereits, schien aber nicht besonders glücklich gestimmt zu sein. Ohne große Begrüßung deutete er an, dass sie sich setzen sollten. "Schaut mich nicht so sauer an! Das Gespräch, was ich mit euch führen will, würde Jungkook nur zu sehr aufregen und das braucht er jetzt wirklich nicht in seinem Zustand."  

"Um was geht's denn, wo Jungkook nicht dabei sein soll?" Namjoon hatte sich aufrecht im Stuhl hingesetzt und schaute seinen Boss direkt an. Dieser wand den Blick ab und starrte auf den Tisch vor sich. "Ich glaub, dass könnte ihr euch schon denken... Natürlich um die Schwangerschaft von Jungkook!" 

Er fing an darüber zu reden, wie blöd der Zeitpunkt wäre, dass ein Baby unterwegs ist und was das für Konsequenzen mit sich bringen würde. 

"Was macht ihr, wenn ihr auf Tour seid? Von einem Land ins nächste? Das ist doch kein Leben für ein Baby. Es wäre nicht kindgerecht, es solch eine anstrengende Reise auszusetzen und das wird auch jedes Jugendamt hier in Südkorea euch sagen. Ja, ich weiß, dass ihr euch bestimmt riesig freut, aber überlegt doch mal was die Welt nach den ersten Wochen sagen würde! Im ersten Moment würden sich alle mit euch freuen und dann würde die Diskussion erst richtig los gehen. Dürfen die das? Ist das nicht Quälerei? Der Lärm und die Hektik! Ihr steht unter Druck und seit im Stress, das erlebt der Kleine alles mit!" 

Er machte eine kurze Pause und schaute in die Runde. Alle hatten den Blick gesenkt. Einige kneteten ihre Finger andere wischten sich die Tränen, die langsam aus ihren Augen traten schnell mit der Hand weg. 

Tae sprang auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. "Ok, und was hast du für eine Lösung für uns? Sollen wir das Baby weg geben oder Jungkook raus schmeißen?" Er war wütend und verzweifelt, weil er tatsächlich noch nicht darüber nachgedacht, was sie machen würden, wenn das Baby da wäre. 

"Junge, setz dich! Ich kann verstehen, dass das ein ordentlicher Brocken ist den ihr gerade verarbeiten müsst, aber ich musste mit euch zuerst darüber reden, bevor irgendwas an die Presse geht. Es werden Fragen kommen, die ihr ohne Zweifel beantworten müsst. Tatsächlich sehe ich nur zwei Möglichkeiten: Entweder niemand sagt was und Jungkook gibt das Baby zur Adoption frei oder er muss pausieren, wobei ich eher fürs aussteigen wäre, weil er die nächsten 18 Jahre ein Teil von eurem Leben wäre, den ihr nicht einfach irgendwo abgeben und dann für einige Monate verschwinden könnt." 

Der Boss setzte sich wieder in seinen Sessel. "Wenn ihr andere Ideen habt, dann nur her damit! Ich möchte ungern, an der jetzigen Konstellation was ändern. Ihr seid gefeierte Stars und ihr könnt noch viel mehr erreichen. Ich bin der Überzeugung, dass das noch nicht das Ende für euch ist, aber mit Kind wird das nicht klappen!" 

Jimin fing an zu schluchzen und schaute verzweifelt im Raum umher. Jin reichte ihm eine Packung Taschentücher, die er eigentlich für sich selber geholt hatte, weil auch bei ihm die Tränen seid einer Weile flossen. Dankend nahm Jimin sie an und schnaubte einmal hörbar hinein. 

"Ich will aber nicht ohne unseren Kookie weiter machen und den kleinen Knirps will ich auch behalten!", sagte Hobi schluchzend. Yoongi schob seinen Stuhl zurück und stand auf. "Vielen Dank für das Gespräch, aber ich sehe das wie Hobi. Ich werde nicht ohne einen von beiden weiter machen, wenn sie das trotzdem von uns verlangen, werde ich aussteigen! Ruhm oder anderes werden nie so wichtig für mich sein, wie die Familie! Auf Wiedersehen!" 

Yoongi packte Tae am Arm und zog ihn mit sich. Dieser war noch viel zu geschockt und ließ Yoongi daher machen. Auch die anderen verabschiedeten sich und gingen den zweien hinter her. Namjoon blieb nochmal kurz stehen und schaute den Boss an. 

"Ich glaube, dass das ein Punkt ist, den ich auch nur unterstützen kann! Sobald einer gehen würde, würde das ganze Gerüst einstürzen. Wir sind in den Jahren zu einer Familie geworden und haben uns gegenseitig halt gegeben, wenn jemand strauchelte. Wir können nicht ohne irgendeinen davon leben und wir wollen es auch nicht. Ich werde zuhause nochmal mit den Jungs reden, aber ich denke, dass sich die Antwort von uns nicht ändern wird. Alle oder Keiner! Also überlegen sie selbst, welche Ideen sie noch für uns haben. Schönen Abend noch!" Damit verließ auch Namjoon den Raum und ließ ihren Boss alleine zurück.