◾Mike◾
"Passt das so?" fragte ich an Noel gerichtet, welcher den großen Topf umrührte. Er blickte zu mir und nickte. Da er mit seiner rechten Hand wirklich Garnichts machen sollte musste ich eben beim Kochen helfen. Immerhin das Gemüse schneiden oder sowas konnte ich ja machen. Essen musste ja irgendwie auf den Tisch und bevor Noel hier war habe ich das ja auch geschafft, wobei ich mich da ja größtenteils von Fastfood ernährt hatte.
"Danke." hauchte er und wurde leicht rot, als er das Schneidebrett mit den geschnittenen Kartoffeln nahm. Seit dem Gespräch gestern Abend wurde er so schnell rot. Ich konnte es wirklich kaum glauben, als er mir das erzählt hatte. Er war in mich verliebt. Klar, das Stockholmsyndrom hatte ich immer noch im Hinterkopf und konnte auch nicht verneinen, dass das da nicht irgendwie mit im Spiel war, aber trotzdem hatte es eine freudige Wirkung auf mich. Denn das hieß, dass er mich mochte und sich bei mir wirklich wohl fühlte. Auch dass er mir vertraute und irgendwie gerne hier war.
Dass er meine Nähe und Aufmerksamkeit mochte hatte ich ja auch schon früh gemerkt. Das war für mich aber auch naheliegend, so alleine wie er hier war, war es mir klar und somit auch Teil meines Planes, dass er irgendwann auf mich zukommt. Ich sollte mir darum jedoch nicht zu viele Gedanken machen. Erwidern tat ich seine Gefühle nicht, er war mein Sklave und ich hatte ihn gern, also ehrlich gern. Aber mehr würde da nicht draus werden. Ich war sein Meister, alleine das lies schon keine Liebe zu. Wobei ich auch sagen muss, dass ich nie der Mensch dazu war. Beziehungen und so...lagen mir nicht, zumindest könnte man das so sagen.
"Geht das ab hier alleine? Ich hab noch einen wichtigen Anruf zu tätigen und brauche deshalb die nächsten 20 Minuten meine Ruhe." sagte ich nun etwas ernster. Wenn alles gut lief hatten Benny und ich einen großen Deal im Blick. Wenn das klappen würde könnten wir die Firma beinahe schon verdoppeln. Das war also wirklich wirklich ernst. Also sollte mich Noel da auf keinen Fall stören. Wenn er mir das vermasseln würde, würde es definitiv für ihn etwas setzten.
Doch er war so gut erzogen, so brav und leicht verliebt, dass er nickte und mich süß an schaute. Seine Augen funkelten in letzter Zeit immer wieder wenn er mich ansah. "Ja. Das Essen dauert aber nicht mehr so lange." sagte er und ruhte noch einmal um.
Ich brummte und wuschelte ihm einmal durchs Haar. "Halt es warm und deck den Tisch so gut es geht. Wir fangen an sobald ich zurück bin." gab ich ihm noch einen klaren Befehl und verschwand dann auch schon. Er wusste was zu tun war und würde meinem Befehl nachkommen. Ein wenig warten würde er überleben.
Im Büro schnappte ich mir direkt das Telefon und wählte die Nummer unseres potenziellen Geschäftpartners. Nach wenigen Tutern hob er schon ab. Anfangs redeten wir natürlich erstmal Smalltalk und blieben sehr formell, so wie es sich für Geschäftsleute eben gehörte. Doch dann kamen wir schon schnell zum Punkt.
"50% der Einnahmen aus der kommenden Saison und 35% der Einnahmen an dem Kooperationsprodukt. Dafür geben wir euch das Kapital und finanzieren euren Ausbau. Weiter gehe ich nicht mehr herunter." Komm schon, die 5% konnte er uns doch auch noch geben.
"Ach komm schon, es werden so hohe Einnahmen sein, dass 45% deutlich genügen werden." versuchte ich mein Glück und erntete ein Lachen meines Gegenübers. "Meinetwegen, aber dann fliegt ihr zu uns und wir machen den Papierkram hier. Auch die letzten Anpassungen sowie die Sonderbestellungen und Werbeverträge müssen wir noch klären." willigte er endlich ein. Na geht doch! Ich habs einfach drauf!
Aber zu ihn fliegen, das könnte ein Problem werden. Was sollte ich denn dann mit Noel machen? Nein, nein, diesmal würde Benny fliegen und ich hier bleiben. Da gab es keine Frage. "Okay, darauf können wir uns einigen."
"Gut, schaffst du es bis Donnerstag?" fragte er nun und wir machten noch die genauen Termine aus. Das Telefonat war keine zwei Sekunden beendet, da hatte ich auch schon Bennys Nummer gewählt. Er sollte von dem Plan und seiner neuen Verpflichtung ja immerhin auch schnell bescheid wissen.
Mein Blick schweifte zur Uhr, schon zwanzig Minuten waren um. Es würde wohl doch länger dauern als gedacht. "Was gibts?" fragte Benny direkt freundlich und gut gelaunt ins Telefon. "Gute Neuigkeiten, 45% diese Saison und 35% dauerhaft. Aber du musst Übermorgen am besten schon fliegen." stellte ich direkt die Fakten klar.
Kurz schwieg er, bevor er auch schon begon zu protestieren. "Halt, halt halt, ganz langsam. Also der Deal ist gut, aber du weißt ganz genau, dass ich sowas nicht kann. Wenn du persönlich hin gehst bekommen wir nochmal mindestens zehn Prozent oder so raus. Es wäre ein riesiger Verlust mich als Vertreter zu schicken."
"Nein, du kriegst das hin. Zwei oder drei mal hast du doch auch schon gute Deals für und ausgehandelt." versuchte ich ihn umzustimmen. Doch schon jetzt merkte ich, wie abgeneigt er von der Idee war. Er war wirklich noch nie gut im Verhandeln gewesen. Alles andere lag ihm sofort, aber das nicht. Dafür war er eindeutig zu freundlich und höflich. Ich war da eher das Gegenteil, mich musste ich eher zurück halten nicht zu viel zu verlangen.
"Was soll ich denn mit Noel machen? Außerdem musst du das auch mal lernen, ich kann nicht mehr immer überall jeden Deal verhandeln." Er seufzte. "Nein heißt nein und wenn du dir nur Sorgen um Noel machst nehm ich mir ne Woche frei und "kümmere mich um ihn." Das ist ja nun wirklich das kleinste Problem." bot er mir nun an. Er war sich in seiner Meinung sicher und zu Caleb...nein, Noel eine Woche bei Caleb ging nicht, auf keinen Fall.
Wir diskutierten noch eine Weile hin und her, bis er mich tatsächlich klein bekam. "Okay, dann buch ich den Flug gleich noch und du kommst dann am Mittwoch?" fragte ich ihn. Wie lange ich wohl in Berlin für den Deal bleiben müsste? Drei Tage bestimmt, wenn nicht sogar fast eine Woche. In der Zeitspanne war alles möglich.
"Warum muss Noel denn immer bei dir bleiben? Ich nehm ihn mit zu mir, dann kommt er endlich mal raus. Dauerhaft bei dir zu hocken ist auch nicht gut für ihn." Zu ihm? Das ging doch nicht! Er...seine Wohnung war doch gar nicht dafür ausgelegt! "Deine Fenster kann man nicht mal verriegeln und auch sonst ist das zu viel." Nein, das ging auf keinen Fall.
"Doch kann man, ich hab es einrichten lassen. Auch diese hässlichen Ketten habe ich mir besorgt, damit du keine Gegenargumente mehr hast. Noel muss bei dir raus. Ich hole ihn ab und du fährst zum Flughafen." Bitte was? Das hatte er gemacht? Er hatte seine Wohnung anpassen lassen? Hatte er das geplant?
Oh man, er meinte das wirklich ernst...das konnte ich dich aber nicht zulassen, wir sprechen immer noch über Noel, er war mein Sklave und ich sein Meister. Es war immer noch ich, der über ihn entschied...aber Bennys Argumente waren gar nicht mal so schlecht...irgendwo hatte er ja doch Recht...
◾Upload: 18.07.2021◾
◾1295 Wörter◾
DU LIEST GERADE
Double Checkmate || Shadowuniversum
Teen FictionEin Auftrag eines völlig Fremden war es, welcher letztendlich sein Leben komplett veränderte. Aus seinem ruhigen Leben in eine neue Welt, die Welt des Sklavenhandels und des Schmerzes. Aus Freunden und Familie wurden Erinnerungen. Aus Fremden wurd...