▫Noel▫
Eine Weile schwiegen wir beide, bis ich irgendwann das Wort ergriff. Obwohl ich mich so müde und erschöpft fühlte wollte ich gerade reden, einfach ein bisschen ablenken. Vielleicht konnte er mir ja irgendwas über Mike und sich erzählen, über ihre Jugend oder wie sie auf die Idee mit ihrer Firma gekommen sind. Aber viel mehr interessierte mich auch noch etwas anderes.
"Wie...Warum fässt du mich...nie an?" fragte ich leise und sah neugierig aber auch etwas unsicher zu ihm. So nahe an ihm zu sein war neu, ungewohnt. Ich sah ihm ja nicht mehr richtig ins Gesicht, viel mehr sah ich seinen Kiefer und seine untere Hälfte vom Gesicht, je nachdem wie er eben zu mir blickte.
Er lächelte wieder sanft und stoppte mit den Kreisen auf meinem Rücken. "Ganz am Anfang, am zweiten Treffen von uns beiden. Mike hatte mir gesagt, dass du schüchtern bist und nicht willst, dass ich dich anfasse." antwortete er. Überrascht sah ich ihn an. Er...Er erinnerte sich noch daran? Er hatte es noch nicht vergessen? Und achtete immer noch darauf? "Du...Du hast dir das gemerkt?" fragte ich verblüfft. Er schmunzelte und nickte. "Ja, ich möchte dass du dich bei mir wohl fühlen kannst und lege deshalb Wert auf das was du sagst und all sowas. Deshalb möchte ich dich auch nie bedrängen, auch nicht indem ich dich anfasse! Wenn du dich dadurch unwohl fühlst respektiere ich das und lasse es deshalb." erklärte er weiter.
Ich...Er dachte so? Er wollte...dass ich mich bei ihm wohl fühlte? Er wollte mich nicht bedrängen? Wollte...Ich war überrascht und verwirrt. "Aber...ich bin doch nur ein Sklave...Du dürftest fast alles mit mir machen, mir Befehle geben und auch meine Bedürfnisse stehen hinter deinen. Erst wenn du zufrieden bist, keinen Wunsch mehr hast, dann bin ich dran." hauchte ich verwirrt. Er begon wieder Kreise zu fahren. "Und was wenn mein Wunsch ist, dass es dir gut geht und deine Bedürfnisse erfüllt sind?" grinste er leicht zurück.
Sein Grinsen war wieder so ehrlich und so ansteckend, so dass ich auch mit lächeln musste. Und seine Worte...war das sein Wunsch? Wollte er das? "Dann...Dann würden wir uns ja im Kreis drehen." schmunzelte ich nun auch und er nickte. "Genau, und deshalb will ich, dass es dir gut geht." fuhr er fort. Ich nickte und lehnte mich an ihn, er war richtig bequem und auch so warm. Die Wärmflasche war zwar auch noch warm aber Körperwärme war doch irgendwie nochmal angenehmer.
"Ich bin nicht wie Mike oder Caleb, ich will keinen Sklaven haben. Deshalb hast du bei mir auch so wenige Regeln, die sind überwiegend dafür, dass du Struktur hast und dich wohler fühlst. Verstehst du?" redete er weiter und ich nickte zögerlich. Er...Er wollte keinen Sklaven? Wollte...Wollte er also mich auch nicht? Fand er mich doch nicht so nett? War ich doch nicht so wichtig oder...naja...toll für ihn, wie ich dachte?
"Lieber will ich dich als Kumpel, als Freund. Ich will dich beschützen und mit dir Schach spielen, eine lustige Zeit haben eben." beendete er seine kleine Rede. Also doch nicht...Er wollte mich als Freund...Dafür musste ich Mike erstmal fragen! Aber...In mir machte sich ein schönes Gefühl breit, ganz warm und ganz wohl. Er hatte von sich aus gesagt, dass er mit.mir befreundet sein will! Ich...Er mochte mich oder? Oder?
Freudig sah ich zu ihm hoch. "I-Ich muss Mike noch um Erlaubnis fragen! Aber ich wäre sehr gerne auch dein Freund!" lächelte ich ihn an. "Freunde mögen sich doch...Magst du mich also?" fragte ich unsicher? Ich...Ich wollte nicht dass er das nur so sagte oder so...Ich wollte diese Sicherheit...Ich wollte es irgendwie von ihm ausgesprochen hören...
Er nickte. "Ja, Freunde mögen sich und das heißt auch das ich dich mag. Du bist sehr nett und höflich Noel und ein sehr guter Schachgegner." grinste er mich an und ich musste leicht lachen. "Ich geb mir auch immer ganz viel Mühe! Schach macht eben so viel Spaß und gegen dich zu spielen ist immer eine kleine Herausforderung. Da macht es noch mehr Spaß!" grinste ich weiter.
Die Stimmung war nun so schön locker und angenehm, richtig schön. Benny griff nach der Tasse und reichte sie mir. "Hier, trink ihn bevor er kalt wird. Beim Weinen hast du viel Flüssigkeit verloren." sagte er ganz fürsorglich und mit einem "Danke" nahm ich den Tee und trank direkt einen Schluck. Apfeltee, ohne es zu wissen hatte er meinen Lieblingstee gemacht!
"Du und Mike, ihr beide kennt euch doch schon lange oder? Seit der Schule hatte Mike mir mal erzählt." fing ich nun eine neue Unterhaltung an. Er nickte als Antwort. "Kannst du mir ein wenig darüber erzählen? Irgendwelche Geschichten? Wie eure Schulzeit so war? Wie ihr eure Firma gegründet habt und so? Mike erzählt immer so wenig." schmollte ich und sah ihn bittend an.
Er nickte und lehnte sich etwas zurück, so dass wir nun nicht mehr gerade saßen sondern an der Couchwand lehnten. "Mh, kennst du die Geschichte wie Mike als Kind mal in den See gefallen ist?" fragte er mich und ich schüttelte den Kopf. Davon hatte er noch nie was erzählt.
"Das war am Anfang vom Sommer, wir waren draußen spielen und sind im Dorf herum gelaufen, über die Felder bis zum See. Dann sind wir da auf den Steg und Mike wollte unbedingt Schwertkampf spielen, mit Stöcken und so. Das haben wir dann auch gemacht und Mike war da nie gut drinnen. So ist er dann beim Ausweichen in den See gefallen. Damals konnte er eigentlich schon schwimmen, aber er hatte sich so erschrocken, dass er es vergessen hatte. So haben ihn dann zwei Erwachsene gerettet, die gerade am Baden waren." erzählte er und lachte am Ende. "Als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte hat er nur noch geweint, an seinen Beinen waren Seealgen und er hatte sich die ganze Zeit davor geeckelt, dass er lieber ganz ohne Hose herum gelaufen ist als mit."
Ich musste auch lachen und so erzählte er mir noch viele weitere Geschichten. Über sich, über Mike, über die beiden. Ganz viel neues erfuhr ich und die meisten waren lustig. Irgendwann hatte Benny dann sein Kuchenstück geholt und mit mir geteilt, er wollte es nicht alleine essen, hatte er gesagt. "Das wäre unfair." hatte er gesagt als er mich dann fütterte. Irgendwann bin ich dann eingeschlafen, da mein Körper sich doch die Energie von heute Früh zurück holen musste.
▫Upload: 22.06.2021▫
▫1086 Wörter▫
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Double Checkmate || Shadowuniversum
Teen FictionEin Auftrag eines völlig Fremden war es, welcher letztendlich sein Leben komplett veränderte. Aus seinem ruhigen Leben in eine neue Welt, die Welt des Sklavenhandels und des Schmerzes. Aus Freunden und Familie wurden Erinnerungen. Aus Fremden wurd...