▫Noel▫
Am nächsten Tag hatte ich wieder etwas Fieber bekommen. Benny hatte daraufhin den Verband gewechselt und sich die Wunde noch einmal angeschaut. Sie hatte wieder geeitert und musste noch desinfiziert und eingecremt werden.
"Das wird wieder kurz weh tun, weil die Wunde noch offen ist und ich auch durch das wegmachen von dem Eiter sie nochmal ein wenig mehr strapaziert habe." Er nahm meinen Arm sanft in die Hand. "Es wird schnell vorbei sein, okay? Bist du bereit?" fragte er ganz mitfühlend und ich nickte zögerlich. Kurz darauf kam das grauenhafte Brennen, wie tausend kleine Nadelstiche, die in die offene Haut und das offene Fleisch stichen.
"Du hast es geschafft, die Creme war beim letzten Mal auch gar nicht mehr schlimm." redete er weiter beruhigend auf mich ein. Ich nickte nur und rieb mir einmal über die Augen. Ich war zwar nicht am Weinen, aber kurz davor gewesen. "Soll ich es machen oder willst du es selbst versuchen?" fragte er mich dann. Ich schüttelte nur den Kopf. Ich ekelte mich beinahe selbst vor meiner eigenen Wunde, die wollte ich echt ungern anfassen. Und was, wenn ich einen der Fäden ausversehen ziehen würde, dann würde er wahrscheinlich reißen und ich würde alles nur wieder schlimmer machen. "Nein, mach du das lieber." antwortete ich ihm deshalb.
Den restlichen Tag lagen wir dann viel auf der Couch und bestellten und auch Essen. Benny kümmerte sich gut um mich. Ich durfte sogar so viel Kakao wie ich wollte trinken! Es war wie im Himmel.
Dennoch fiel mir das Kribbeln und alles nun viel stärker auf. Jedes Mal, wenn er mir meine Tasse reichte wurden meine Finger so weich, dass ich sie fast fallen lies. Oder wenn er mich immer wieder neu zu deckte oder so, dieses wohlig, warme Gefühl ging einfach nicht weg.
Doch...Doch das war falsch! Ich...Ich konnte mir darüber nicht im Klaren werden. Es war einfach so verwirrend. Am liebsten wäre ich alleine gewesen, gleichzeitig wollte ich aber auch Mike und Benny bei mir haben. War das Liebe? War das Pubertät? War ich da nicht schon lange durch? Warum musste das jetzt anfangen? Ich kannte meine Sexualität doch immer noch nicht! Klar, ich wusste dass ich mich von Mädchen bzw. Frauen angezogen fühlte. Aber...da konnte ja auch noch mehr sein. Was, wenn ich auch auf Männer stand? Oder sie zumindest attraktiv fande.
So ging ich irgendwie auf Abstand zu Benny, aber irgendwie auch nicht. Ich wollte die ganze Zeit in seiner Nähe sein und mit ihm, naja, kuscheln. Die meiste Zeit lag ich an ihn gelehnt und benutzte ihn als Kissen, während er dann auf meiner freien Schulter kleine Kreise mit seinem Finger zeichnete. Das fühlte sich sehr schön an und entspannte mich richtig.
"Wenn du willst kann ich dir auch mal eine Massage geben, das könnte dir noch mehr gefallen als die kleinen Kreischen." schlug er vor und reichte mir meine Tasse. Eine Massage? "Ich wurde noch nie massiert." gab ich dann zu und wurde doch irgendwie neugirig, auch wenn ich gerade in einer Verfassung war, wo ich mich Benny am liebsten nicht Oberkörperfrei zeigen wollte.
Es...Es würde sich bestimmt komisch anfühlen...und entspannen könnte ich mich bestimmt auch nicht, da jede seiner Berührungen sich so magisch anfühlte. Er würde bestimmt merken, dass ich mich nicht entspannen konnte und mich dann darauf ansprechen. Nein, nein, nein. Das war nicht gut, absolut nicht.
"Wir haben ja die ganze Woche Zeit, du kannst einfach danach fragen sobald du Lust dazu hast." schlug er vor, woraufhin ich wieder nur nickte. Okay, also nicht direkt jetzt. Das war gut. Dass mein Herz wieder schnell klopfte und ich das Gefühl hatte, so leicht zu sein, dass ich gleich abhob, versuchte ich irgendwie zu verdrängen. Doch das resultierte nur darin, dass ich mich an Benny klammerte.
Doch er selbst sagte zu diesem Verhalten Garnichts, er nahm es einfach hin. Das war angenehm und machte mir immerhin nicht noch mehr Druck. Aber warum machte er das? Dachte er, dass ich so war, weil ich krank war? Das war gut möglich...oder doch wegen etwas anderes? Vielleicht weil ich Mike so vermisste oder Liebeskummer hatte...wobei das gar nicht so der Fall war. Natürlich vermisste ich ihn, aber hier in Bennys Nähe, waren er und diese ganzen verwirrenden Gefühle gar nicht so präsent. Viel mehr lag meine Aufmerksamkeit auf Benny.
Auch waren die ganzen Gefühle zu ihm viel intensiver als bei Mike. Es war...anders...Benny war ja auch anders als Mike, hatte andere Eigenschaften und einen anderen Charakter...
Außerdem reflektierte ich viel und dachte nach...mir fielen tausend kleine Momente ein, in denen diese Wärme oder so schon da gewesen war. Er hatte mich anfangs ja nicht mal berührt, auf Rücksicht auf mich. Er wollte mich beschützen und brachte mich so oft zum Lachen. Und er war an sich so nett und wundervoll. Wenn wir Schach spielten und er so konzentriert war oder wenn er nur seine Brille trug wirkte er so intelligent und so hübsch. Naja, er wirkte nicht nur so, er war es. Ach...das war alles so kompliziert...
Gegen Abend rief dann Mike an und Benny lies uns beide alleine telefonieren. Mit einem schüchternen "Danke." nahm ich das Handy entgegen und hielt es vorsichtig fest. Das wollte ich auf keinen Fall kaputt machen.
"Kleiner? Hörst du mich?" hörte ich Mike sprechen. Ich musste sofort lächeln und antwortete ihm. "Ja, ich kann dich hören." "Was macht ihr so? Wie geht es dir Kleiner? Wenn du dich in Bennys Wohnung unwohl fühlst dann könnt ihr jederzeit auch wieder zu mir fahren. Benny hat so oder so einen Ersatzschlüssel." durchlöcherte er mich direkt mit Fragen.
"Nein, es ist alles gut Mike. Die Wohnung von Benny ist mega cool! Überall ist Marmor und es glänzt alles so. Und die Kücheninsel ist mega cool, da zu kochen macht noch mehr Spaß, als bei dir. Und die Aussicht, man ist so weit oben und kann die Straßen und Autos sehen. Und es ist auch nie still, immer hört man irgendwas." fing ich direkt an zu erzählen. Es war eben ganz anders als zuhause.
Ich konnte sein Grinsen beinahe durch das Handy hören. "Das ist schön. Ich bin auch gut angekommen und bin dann in mein Hotel. Aber wir haben den Deal, das heißt dass wir bald noch mehr Geld haben." Freudig musste ich nicken. Das war echt cool! Vor allem wenn wir uns dann einen Pool oder so bauen könnten! Oder vielleicht in den Urlaub gehen.
"Ich hab heute ein wenig Fieber bekommen, die Wunde macht immer noch Probleme. Benny musste sie wieder desinfizieren und neu eincremen." schmollte ich nun vor mich hin.
Wir telefonieren noch eine ganze Weile, bis Mike sich dann irgendwann verabschiedete. Fröhlich gab ich Benny dann sein Handy zurück und wir machten uns auf den Weg ind Bett. Es war schon spät, aber ich war mal wieder nicht müde. Und selbst Zähne putzen wollte ich mit Benny nicht gemeinsam...Es...Es war immer noch so komisch...Er musste mich nur anlächeln und mein Herz began stärker zu klopfen. Es war noch zum verrückt werden.
▫Upload: 23.07.3021▫
▫1186 Wörter▫
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Double Checkmate || Shadowuniversum
Teen FictionEin Auftrag eines völlig Fremden war es, welcher letztendlich sein Leben komplett veränderte. Aus seinem ruhigen Leben in eine neue Welt, die Welt des Sklavenhandels und des Schmerzes. Aus Freunden und Familie wurden Erinnerungen. Aus Fremden wurd...