▫Thoughts▫

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▫Noel▫

An diesem Abend lag ich noch lange im Bett. Meine Augen brannten so sehr, dass ich nicht mehr weinen wollte, Tränen dazu hatte ich sowieso nicht mehr. In meinem Kopf ging gerade einfach so viel vor, dass er einfach nicht zur Ruhe kommen konnte.

Ich dachte über vieles nach. Über mein Leben jetzt, über alles einfach.

Ich war nun vor 44 Tagen entführt worden und war seit 41 Tagen hier bei Mike. Eine lange Zeit. Mein ganzer Alltag hatte sich geändert, ich ging nicht mehr einfach nur zur Schule, lernte dort, ging nachhause und machte was mit Mariella oder Laura. Nein, jetzt gab es nur noch Mike und mich. Ich war hier gefangen und konnte nicht weg, alleine der Gedanke daran, dass ich Mariella und Laura oder Mama und Papa, dass ich irgendwenn in Gefahr bringen könnte, wenn ich von hier floh, nein, das konnte ich nicht verantworten.

Ich hatte in dieser Zeit viel verloren, meinen eigenen Willen, meine Würde, einen Großteil meiner Schamgefühls, meine Unschuld in jeder Hinsicht und mein früheres Ich hatte ich auch verloren, denn davon war nichts mehr übrig.

Genauso wie Mike hatte ich mich auch verändert, er weniger, ich mehr. Und obwohl er der Auslöser, der Grund dafür war, dass ich all das verlor und unglaubliche Schmerzen und Demütigungen erleiden musste, war er eben der einzige den ich hier hatte. Ich weiß nicht wann oder wie es sich entwickelt hatte, aber ich brauchte seine Aufmerksamkeit einfach, die ohne Schmerzen und Leid, seine Nähe und das Kuscheln. Warum auch immer fühlte ich mich in seinen Armen sicher.

Wie die vier wohl den Tag heute verbracht hatten? Ich hoffe sie haben viel gelacht und Mariella und Laura hatten einen schönen Tag. Sie sind noch so klein und diese ganze Sache hier ist so groß, es würde dauern, bis sie zu hundert Prozent verstehen, was mit mir passiert war. Ich hoffte einfach, dass es den Vieren gut geht, dass sie die Tage genießen können und gemeinsam sich Halt und Hoffnung geben können...Ich werde zwar nicht zurück kommen...aber ich war am Leben...Es...Es könnte schlimmer sein...

Mir ging es ja gut, ich bekam Essen und hatte noch ein Dach überm Kopf. Mike behandelte mich seit einiger Zeit auch anders, besser, bedachter und mit ein wenig Rücksicht. Ich glaube er hatte mein Geheule nach der Strafe mit den Radios ernst genommen und verstanden, was ich ihm damit sagen wollte...Ich...Es gab nur ihn für mich...

Und er hatte mich schon längst gebrochen, dafür brauchte es keine weiteren Beweise oder irgendwas mehr. Ich hatte eine höllische Angst vor seiner kalten und wütenden Seite, hatte Angst vor seinen Bestrafungen, wer weiß, was er sich alles noch einfallen lassen würde. Er musste nur etwas wütender, erster mit mir reden und ich hatte eine Gänsehaut vor Angst und tat sofort was er wollte...Selbst wenn es um Sex ging...So weit hatte er mich gebrochen... Immerhin hatte ich ja noch das Viagra, die Wirkung davon war einfach berauschend und ich vergaß alles...und Mike hatte mehr Spaß dabei und schien danach viel zufriedener als sonst....

Ich hatte unglaubliche Angst vor ihm und gleichzeitig brauchte ich seine Nähe. Dieses Verhältnis, dieses Paradoxon, ich verstand es nicht...Ich verstand mich selbst und alles andere auch nicht mehr, Mikes Handlungen und Taten, sowie seine ständigen Stimmungsschwankungen hatte ich zwar noch nie verstanden...aber wie seine freundliche und liebevolle Seite immer wieder zu seiner wütenden wurden verstand ich auch nicht. Ich...Es...Es war verwirrend...

Aber ich hatte einiges gelernt...hier...bei Mike...über mich...Ich konnte mich gut unterwerfen und meinen Willen abgeben...Und manchmal sollte man die Dinge eben so hinnehmen, wie sie sind...manchmal bringt einem das ganze nachdenken und nachfragen nichts...und manchmal leidet man dadurch nur noch mehr...

Neben mir bewegte sich Mike, sein Griff um meine Talie wurde fester, verschlafen setzte er sich auf. Er rieb sich ein wenig die Augen und sah mich müde an. "Du bist ja noch wach..." stellte er fest und klang dabei wieder leicht besorgt und fürsorglich.

Unsicher nickte ich und kuschelte mich mehr an ihn. "Hab ein wenig nachgedacht und konnte nicht schlafen..." flüsterte ich leise, während er seine Hand in meine Haare legte.

"Versuch jetzt zu schlafen, du hast heute schon genug geweint und nachgedacht." Dabei zog er dir Decke etwas mehr um uns und fing an meinen Kopf zu kraulen. "Ich bleib wach bis du eingeschlafen bist." flüsterte er leise. Genau das war es was ich meinte...so fürsorglich und sanft und andererseits manchmal so in Rage und so wütend...

Doch ich genoß diese Seite am meisten und versuchte ihn so lange wie möglich in der Stimmung zu halten. Und er hatte Recht...Ich hatte heute genug nachgedacht und sollte schlafen gehen...Es war bestimmt schon spät und meinem Körper wurde die Ruhe gut tun...

Und durch seine Körperwärme, das Kuscheln, das warme und kuschlige Bett und seine Streicheleinheiten schlief ich tatsächlich sogar irgendwann ein...in seinen Armen...mit einem geborgenen und schönen Gefühl...

▫Upload: 02.05.2021▫

▫838 Wörter▫

Double Checkmate || Shadowuniversum Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt