🔴Benny🔴
Ich lag noch wach im Bett, als ich irgendwann leises rufen wahrnahm. War Noel noch wach? Aber warum denn, er lag doch seit über einer halben Stunde im Bett. "Bitte..." hörte ich ihn leise rufen. "Mike..." und "Benny!" rief er auch. Spätestens, als ich die Wörter richtig verstand war ich schon aufgestanden und ging zu seinem Zimmer.
Was war denn los? Hatte er einen Alptraum gehabt? Machte er sich wieder zu viele Gedanken? Vermisste er Mike zu sehr?
Bei ihm angekommen machte ich sofort das Licht an und sah ihn...völlig verweint und zusammengekauert in die Decke eingekuschelt, in ihr fest gekrallt...seine Augen die tiefe Trauer und Angst ausstrahlten...So am Boden hatte ich ihn nicht oft gesehen. Nur einmal, als ich ihn so überfordert hatte und ausgerastet bin, als Mike mir das mit dem Kauf seines Sklavens erzählt hatte.
Ich machte mir große Sorgen und ging natürlich sofort zu ihm, ans Bett. Vor seiner Seite kniete ich mich hin und löste vorsichtig die Hand aus seiner Decke, natürlich achtete ich wieder darauf ihn nicht zu sehr zu berühren. Ich wollte ihn jetzt einfach nur trösten und dass es ihm wieder besser geht, eine Berührung zu viel könnte ihn nur noch mehr verzweifeln lassen.
"Hey...Hey...Noel..." fing ich leise an zu flüstern, obwohl seine Aufmerksamkeit schon auf mir lag. Er sagte nichts mehr, rief nichts mehr, sah mich wie ein erschrockenes Reh an und weinte stumm weiter. "Was ist los? Du hast gerufen, ich hab mir Sorgen gemacht." fragte ich ihn nun.
Bei ihm musste ich vorsichtig sein, langsam auf ihn zu gehen. Nur weil er heute Morgen und Mittag so vertraut und offen zu mir war, hieß das nicht, dass das jetzt auch noch der Fall war. Ihm war einfach schon zu viel passiert...und er hatte zu viel durchgemacht...
Er griff nach meiner Hand und klammerte sich regelrecht an sie. "M-Mike!" schluchzte er. "E-Er ist so w-weit weg! U-Und vielleicht trotzdem n-noch sauer auf mich...U-Und Mama...u-und Papa...n-niemand ist h-hier...n-niemand der mich in den Arm nehmen k-kann...I-Ich bin ga-ganz alleine mit meinen Gedanken!" teilte er mir nun seine Gefühle mit.
Ich war doch da, jetzt war ich doch da! Ich würde ihn doch sofort trösten! Ihn sofort ablenken, nicht so wie Mike das tat, sondern normal, richtig, damit er sich auch langfristig beruhigen kann. Ich griff seine Hand leicht und versuchte sanften Druck aufzubauen, er sollte spüren, dass ich bei ihm war.
"Noel, ich bin jetzt hier. Du musst nicht alleine sein." flüsterte ich weiter und zuerst sah er mich verblüfft an doch nickte dann. "B-Bleibst du h-hier?" fragte er dann lieb und trotzdem immer noch am weinen. Für mich war das keine Frage, natürlich blieb ich bei ihm, so nickte ich.
Er schniefte noch einmal und nickte dann wieder. Geschickt ergriff ich die Taschentuchbox und gab ihm eines davon, das würde ihn vielleicht immerhin ein bisschen besser oder wohler fühlen lassen. Mit zittrigen Händen putze er sich also die Nase und trocknete sich danach die Augen. Wie fertig er doch aussah...
Seine Haare lagen ganz verwuschelt und zerstreut auf seinem Kopf, seine Augen waren knallrot und sahen mich so...so schmerzerfüllt an...Er bewegte seine Hand ein Stück und deutete auf seine Brust. "E-Es tut so weh! S-So so weh!" schniefte er. "H-Hier drinnen! U-Und es hört einfach nicht auf!" fuhr er fort. Mein Herz brach ein wenig bei seinen Sätzen.
Er war ein Kind...so jung und frei, mit Träumen, Wünschen und Zielen...Freunden und einer Familie...Er hatte so ein schönes Leben vor sich gehabt...und nun war er hier...Er hatte all das nicht verdient... Er war so jung und unschuldig...Ja, er war schüchtern und zurückhaltend, aber er hätte sich trotzdem in der Welt da draußen zurecht gefunden, da war ich mir sicher, egal was Mike sagte.
Er musste so viel Leid ertragen, so viele Schmerzen, so viele Tränen und wahrscheinlich auch schon Blut vergießen...Dabei war er noch nicht einmal achtzehn...
Er war unglaublich besonders für mich, ich wollte einfach auf ihn aufpassen, ein wenig Licht für ihn Spenden, eine Person in seinem kleinen Umfeld, in seiner kleinen Welt sein, auf welche er sich verlassen konnte, welche ihn nie verletzten würde und für ihn da war, jemandem, den er wirklich vertrauen konnte...
Ganz vorsichtig legte ich meine Hand in seine Haare und begon ihn dort leicht zu kraulen, das hatte Mike ein paar Mal getan um ihn zu beruhigen. Vielleicht würde es ihn ja an ihn erinnern und besser fühlen lassen. Und es schien zu funktionieren, denn er entspannte sich etwas.
"K-Kannst du mich w-wieder in den Arm nehmen? S-So wie heute M-Morgen?" fragte er leise und so, als würde er sich dafür beinahe schon schämen. Etwas perplex sah ich ihn an aber nickte dann. Natürlich würde ich ihn in den Arm nehmen! Warum...Ich...Die Idee, vielleicht, ich sollte ihn einfach fragen.
"Soll ich die Nacht über bei dir bleiben? Ich nehm dich dann fest in den Arm, wir reden wenn du das willst und ich bleibe so lange wach, bis du ruhig eingeschlafen bist." schlug ich leise vor und keine zwei Sekunden später war er in meinen Armen und krallte sich an mich. Er...Er wollte es? Es war auch sicher mich zu viel für ihn? Ich wollte ihn einfach nicht noch mehr belasten oder überfordern.
Doch er hauchte nur ein leises "Bitte..." und so legte ich meine Arme schützend um ihn. "I-Ich vermisse Mike u-und alle einfach s-so sehr..." flüsterte er weiter und ich nickte nur, während ich wieder begon seinen Kopf zu kraulen. War es doch keine so gute Idee mit ihm so viel über seine Familie zu reden? Aber er schien so glücklich und hatte es mir ja auch versichert...aber andererseits hatte das ja nun vielleicht die aktuelle Lage ausgelöst...Ach ich wusste es nicht...
Vorsichtig nahm ich ihn hoch, hielt ihn fest an mich gedrückt und versuchte ihn an seinen Beinen und nicht an seinem Po festzuhalten...Mike hatte ihn dort schon oft genug berührt, er sollte kein falsches Bild von mir bekommen. "Wir gehen rüber ins Gästezimmer, ich möchte ungern hier in eurem Zimmer schlafen. Wenn du hier liegst sollte Mike neben dir sein, nicht ich." erklärte ich mein Handeln, wobei noch viel mehr dahinter steckte.
Ich wollte nicht in dem Bett schlafen oder mit Noel kuscheln oder sonst irgendwie in seiner Nähe sein, in welchem Mike ihm seine Unschuld geraubt hatte...in welchem er ihn wahrscheinlich geschlagen und missbraucht hatte...
Er nickte nur und so gingen wir in mein Zimmer, dort legte ich ihn vorsichtig ab und stellte sein Foto auf meinen Nachttisch. Ja ich hatte es mitgenommen, aber er sollte es bei sich haben. Vielleicht...half es ihm irgendwie...
Danach legte ich mich zu ihm und deckte uns beide zu. Vorsichtig schlang ich meine Arme um ihn und achtete dabei immer auf sein Gesicht, auf seine Emotionen oder Reaktionen. Sobald es ihm zu viel wurde, wollte ich stoppen. Doch er drückte sich nur an mich und vergrub sein Gesicht in meiner Brust. Sein warmer Atem traf meine Haut und ich spürte seine nassen, glühenden Wangen auch durch mein Oberteil.
Er hatte sich mittlerweile beruhigt, weinte nicht mehr und atmete normal. Trotzdem würde ich warten bis er schlief und auf ihn aufpassen. Eine kurze Zeit war es still, da began er auch schon zu reden. "Hier...Hier hat Caleb Sebastian ganz viel Schlimmes angetan..." hauchte er leise und klang dabei ganz ruhig...fast schon gleichgültig...
Er redete noch viel in der Nacht, bis er irgendwann einschlief. Alles hörte sich sehr besorgniserregend an...er klang so ruhig...aber redete davon, wie er seine Eltern vermisste und wie er Mariella und Laura in den Arm nehmen wollte...Sehr viel tiefgründiges gab er mir Preis...
Als er dann endlich eingeschlafen war, war ich jedoch hellwach. Ich machte mir solche Sorgen um ihn...all das was er mir gerade erzählt hatte...es klang so traurig...und was Caleb mit Sebastian gemacht hatte war auch nochmal eine Sache...
Doch es war gut, dass er schlief. So vergaß er alles ein wenig und konnte sich vielleicht etwas ausruhen...das hatte er sich mehr als jeder andere verdient...
🔴Upload: 25.06.2021🔴
🔴1400 Wörter🔴
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Double Checkmate || Shadowuniversum
Roman pour AdolescentsEin Auftrag eines völlig Fremden war es, welcher letztendlich sein Leben komplett veränderte. Aus seinem ruhigen Leben in eine neue Welt, die Welt des Sklavenhandels und des Schmerzes. Aus Freunden und Familie wurden Erinnerungen. Aus Fremden wurd...