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▫Noel▫

Irgendwann...spürte ich etwas nasses auf meiner Schulter. Was war...warum war es dort nass? Ich zog meinen Kopf ein Stück zurück und wischte meine Wangen trocken, meine Augen brannten mittlerweile wie Feuer und nichts würde da noch helfen.

Doch was ich sah, warum meine Halsbeuge nass war, verwunderte mich...Benny...er weinte...er weinte richtig stark und sah mich verzweifelt an. "Es...Es tut mir so leid...alles was du durchmachen musst...nur wegen Mike...niemand hat das verdient! Du bist so ein netter und normaler Jugendlicher...Ich...Es tut mir einfach so leid!" schluchzte er und drückte mich wieder fest an sich.

Seine Worte...sie bewegten irgendwas in mir...Etwas ganz warmes machte sich breit in mir...seine Wörter berührten mich...ganz tief in mir drinnen...Ich war mal ein normaler Junge gewesen...und nun war ich das nicht mehr...Ich verstand was er sagte...aber "Wa-Warum tut es dir leid? Du kannst doch...Garnichts dafür..." hauchte ich verwirrt und nahm mir schnell ein Taschentuch um damit seine Wangen trocken zu reiben.

So hatte noch nie jemand vor mir geweint. Basti und ich hatten sowas schon oft, doch Basti klammerte sich dann an mich und beruhigte sich von alleine wieder. Mike und Caleb weinten nie...zumindest habe ich sie noch nie weinen sehen...

Er schniefte laut und nahm das Taschentuch vorsichtig aus meiner Hand. "Weil ich dich nicht retten kann...weil ich dir nur so begrenzt helfen kann..." hauchte er weiter und ich senkte leicht meinen Kopf. Er...Er wollte mich retten...wollte mir helfen...und fühlte sich nun schlecht weil er es nicht konnte. Dabei machte er mich doch so glücklich und beschaffte mir wöchentlich immer mindestens einen schönen Tag!

"Ich...Es...I-Ich bin ein Sklave...E-Es...Mike darf machen w-was er will, er ist mein Master...trotzdem darf mir das weh tun...auch wenn ich eigentlich keine Berechtigung habe m-mich so zu fühlen o-oder zu bemitleiden...Basti hat es s-sogar noch viel schwerer..." fing ich nun auch leise an zu reden und setzte mich ganz vorsichtig auf seinen Schoss. Er zog mich sofort sanft an sich und platzierte mich so, dass ich bequem saß und ich seine, sowie er meine Intimgegend nicht berührte. Er schaffte es sogar meinen Hintern zu entlassen und die Schmerzen ein wenig verlassen zu lassen.

"Und...immer wenn du da bist ist der Tag super schön...Du bist ein toller Freund. Du achtest immer auf mich...und du bist glücklich wenn es mir gut geht." hauchte ich und spürte wie meine Wangen langsam warm wurden. "D-Du bist der einzige der sich zuerst für mein Wohlbefinden interessiert. Und wenn wir Schach spielen vergesse ich immer alles und habe unglaublichen Spaß." hauchte ich weiter und wischte noch einmal über meine Wangen. Sie waren zwar nicht mehr nass aber ich wollte sie irgendwie verdecken, weil sie wahrscheinlich rot wie eine Tomate waren. Es war ein Wunder, dass ich überhaupt noch so klar und deutlich sprechen konnte.

Mike atmete einmal tief durch und wischte sich die Augen nun auch wieder komplett trocken. "Noel...das bedeutet mir sehr viel, dass du so offen zu mir bist. Und es freut mich sehr, dass du gerne mein Freund bist. Ich hab dich ja immerhin auch sehr gerne." sagte er und klang dabei wieder so sanft, so ruhig und so führsorlich. "Und wie ich es dir schon mal erklärt habe, ich möchte dass es dir gut geht und du dich bei mir ohne Sorgen wohl fühlen kannst." beendete er seinen Satz und ich nickte schwach. Ja das hatte er mir gesagt und es mehr als deutlich die letzten Wochen gezeigt.

Wie er mich behandelte, wie er mit mir sprach. Er achtete auf mich und meine kleinen Verhaltensmuster. Er wusste, wann er mir eine Aufgabe abnehmen durfte und wann ich sie gerade selbst machen musste. Er wusste wie er mich berühren konnte ohne mich wirklich zu berühren. Und am aller wichtigsten, er konnte mich beruhigen und ablenken.

"Du hast mich gestern ins Bett getragen oder?" fragte ich nun leise und sah leicht peinlich berührt zu ihm hoch. Immerhin hatte ich ja keinen blassen Schimmer mehr, wie ich mich verhalten hatte und oh ich irgendwas peinliches oder verletztendes gesagt hatte.

Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf Bennys Lippen. "Ja, aber keine Sorge. Du warst betrunken und hast dich einfach nur niedlich und ein wenig amüsant verhalten. Du hast die ganze Zeit gesagt, dass du am fliegen bist." erzählte er und ich nickte leicht. Also hatte ich schon mal nichts alzu peinliches gemacht. "Ja, ich habe mich die ganze Zeit so leicht gefühlt." schmunzelte ich nun auch. "Es war ein schönes Gefühl, aber dafür geht es mir jetzt so doof." schmollte ich und lehnte mich an ihn.

Das ganze Weinen und Reden war so anstrengend gewesen...Mein Kopf dröhnte doch ohnehin schon und mein Mund schmeckte immer noch so ekelhaft...Immerhin war mir nicht mehr so schlecht.

Benny musste leicht lachen. "Du warst zum ersten Mal betrunken, oder?" fragte er, woraufhin ich nur nickte. "Okay, am besten hilft da jetzt erstmal eine Dusche und dann was zu trinken. Wenn du dann noch Kopfschmerzen hast findet sich bestimmt auch eine Kopfschmerztablette dafür. Und was Essen solltest du auch irgendwann, aber erst wenn dir nicht mehr so schlecht ist." sagte er ann und hob mich vorsichtig hoch, nur um mich dann wieder auf meinen eigenen Beinen abzustellen.

Duschen...trinken und essen, ja das hörte sich nach einem Plan an. Kaltes Wasser und ein wenig Shampoo würde immerhin den materiellen Schmutz weg waschen...

"Willst du oben oder unten duschen?" fragte er und strich mir dabei vorsichtig die fettigen Haare von der Stirn. "Unten" sagte ich einfach kurz und knapp. Jetzt gerade wollte ich einfach nicht in Mikes Nähe sein.

So nickte Benny und wir gingen gemeinsam nach unten. Sebastian war in der Küche und bereitete irgendwas vor. Seine Haare waren nass, er war also duschen. Und er summte leise vor sich hin, es schien ihm okay zu gehen. Caleb lag noch auf der Couch und schnarchte leise vor sich hin. "Ich...gehe nur eben duschen, dann helf ich dir." flüster-schrie ich ihm zu, doch brachte kein Lächeln zustande. Er nickte nur und sah mich besorgt an.

Mit leicht hängendem Kopf ging ich also weiter ins Bad. Dort legte Benny mir Handtücher heraus und ging dann wieder zur Tür. Ich...Wollte er gehen? Wollte er mich alleine lassen? Er...Er sollte hier bleiben!

Unsicher und ängstlich griff ich nach seiner Hand. Er war nicht Mike, er würde mich...nicht in der Dusche begrapschen um sich einen runterzuholen oder gar nicht dazu zwingen...zu kommen...Er...Er würde sowas nie machen, er war Benny.

Er sah mich zuerst verwundert an doch dann zog ich ihn leicht von der Tür weg, auch wenn da kaum Kraft dahinter war. "Ich...Ich will nicht a-alleine sein...n-nicht jetzt...D-Du...Ich vertraue dir...kannst du bitte hier bleiben...?" flüsterte ich mit leiser Stimme. Er sollte nichts falsches denken...ich wollte einfach nicht alleine sein, nicht jetzt, nicht mit all den Gefühlen und Gedanken in mir...

Er sah mich etwas verwundert an, doch dann musste er leicht lächeln, nickte und trat ganz von der Tür weg. "Bist du dir sicher?" fragte er extra noch einmal nach, doch ich nickte direkt wieder. Ja, ich war mir sicher. Er sollte hier bleiben, nicht mal reden müsste er. Ich wollte einfach nicht alleine sein...

▫Upload: 07.07.2021▫

▫1244 Wörter▫

Double Checkmate || Shadowuniversum Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt