▫Noel▫
Am nächsten Morgen wachte ich trotz all dem Stress in der Nacht vor Mike auf. Er schlief noch seelenruhig neben mir und schnarchte leise vor sich hin. Heute Nacht hab ich schon geschlafen, als er irgendwann wieder ind Bett kam. Ich war nur kurz wach geworden und bin direkt wieder eingeschlafen aber erinnerte mich noch leicht daran.
Müde setzte ich mich auf und rieb mir die Augen. Mein Arm fühlte sich ein wenig bedrückt und schwach an, aber ansonsten waren es im Vergleich zu heute Nacht Welten. Keine Schmerzen, kein Brennen, nur ein leichtes Ziehen wenn ich meine Hand zu sehr an spannte. Neben mir stand ein Eimer und eine Wasserflasche. War Mike das? Oder Benny? Egal, es war unglaublich nett! Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich trank direkt ein paar große Schlücke aus der Flasche. Mein ganzer Hals war trocken und allgemein schrie alles in mir nach Wasser.
Mit kleinen Schritten tappste ich ins Bad und ging auf die Toilette. Danach stand ich vor den Spiegel und sah mich verwirrt an. Meine Haare standen verwuschelt in alle Richtungen ab. Sie waren gar nicht mehr fettig, so wie heute Nacht. Hatte Mike mir sie gewaschen? Oder Benny? Ich würde es bestimmt erfahren und mich dann bedanken!
Schnell putzte ich noch meine Zähne und wusch mein Gesicht, dann ging ich auch schon nach unten. Immerhin musste ich ja noch Frühstück machen. Wahrscheinlich war Benny über Nacht geblieben, so spät wie es war. Dann könnte ich ja wieder Waffeln oder so machen. Mal schauen, wie das mit meinem Arm funktionieren wird. Den Haushalt muss ich ja auch noch machen, am schwierigsten wird wahrscheinlich die Wäsche, da mein Feingefühl in der Hand etwas nachgelassen hat.
Unten in der Küche angekommen stand Benny schon am Fenster und hielt eine Tasse in der Hand. Sofort musste ich lächeln und tappste zu ihm. "Guten Morgen!" begrüßte ich ihn freudig. Er war also wirklich geblieben! "Soll ich lieber Waffeln oder Panncakes zum Frühstück machen?" fragte ich direkt drauf los.
Er stellte seine Tasse ab und sah mich...ernst an...War irgendwas passiert? War er böse, weil er heute Nacht wegen mir hier her fahren musste? Oder wollte er das einfach nicht zum Frühstück? Oder fand er es nicht so gut, dass ich wieder alle Aufgaben machen wollte?
"Können wir kurz reden?" fragte er mich dann. Ein par mal blinzelte ich ganz verwundert. Er...Worüber wollte er denn reden? Hatte...Hatte ich etwas falsch gemacht? Vorsichtig griff er nach meiner Hand und führte mich ins Wohnzimmer. Dort lies er sich nieder und wies mir an, mich neben ihn zu setzten. Unsicher tat ich dies auch und fing nervös an meine Hände zu kneten.
"H-Hab ich irgendwas falsch gemacht?" fragte ich nun einfach gerade heraus. Ich...Benny war so nett und so ein toller Freund, so führsorglich und lieb und löste immer wieder dieses warme, wollige Gefühl in mir aus...ich wollte ihn doch nicht verlieren!
Erst sah er mich verblüfft an, doch schüttelte dann den Kopf. "Nein, du hast nichts falsch gemacht Noel, wenn dann ich...Wie gut erinnerst du dich noch an heute Nacht?" Ich...Ich hatte nichts falsch gemacht? Und wenn dann er? Was sollte er denn falsch gemacht haben? Und heute Nacht...das war alles ein wenig verschwommen...weil ich so müde und erschöpft war habe ich nicht alles richtig wahr genommen. Auch ein Großteil war durch die Schmerzen überblendet gewesen...
"Ich...an so viel erinnere ich mich garnicht, zumindest nicht genau...Ich bin aufgewacht und mir ging es ganz schlecht...dann hat Mike dich angerufen und dann warst du schon da...Du hattest deine Brille an...und hast dann meine Wunde genäht...das hat weh getan...deshalb weiß ich da gar nicht mehr so viel drüber und danach..." erklärte ich, woran ich mich noch erinnerte. Sein Blick wurde bedrückter und er lächelte schwach.
"Ich hatte dir doch ein Versprechen gegeben, dass ich dir niemals absichtlich weh tun werde, dir niemals absichtlich Schmerz zufügen würde..." begon er nun zu reden. Ja, an das Versprechen konnte ich mich noch gut erinnern. Und bis heute hatte er es immer eingehalten...er hatte mir nie weh getan. Nicht einmal ausversehen!
"Und...heute Nacht...du hast es gerade sogar noch gesagt, dass du Schmerzen hattest durch das Nähen...und dabei wollte ich dir nie weh tun...aber es musste sein, ich wusste dass es dir weh tun wird, aber die Wunde ließ nichts anderes übrig...Es tut mir Leid Noel, ich wollte dieses Versprechen eigentlich nie brechen." fuhr er fort. Er...Er machte sich deswegen Sorgen? Ich...Jetzt fiel es mir wieder ein, was er gesagt hatte...Selbst davor, bevor er angefangen hatte, hat er sich schon entschuldigt. Wie konnte ein Mensch nur so nett sein? So rechtschaffen und fürsorglich...vor allem zu mir! Zu einem Sklaven!
Er hatte seinen Kopf gesenkt, er sah wirklich traurig aus...Dabei war ich ihm doch nicht mal sauer! In meinem Kopf hatte er das Versprechen nicht einmal gebrochen!
Vorsichtig rutschte ich auf seinen Schoss und sah ihn lieb an. Sobald ich sein Gesicht sah musste ich automatisch lächeln. Er sah so hübsch aus, so schlau, selbst ohne seine Brille, auch wenn ich die wirklich mochte. "Benny, ich bin dir gar nicht sauer oder böse! Und das Versprechen hast du auch nicht gebrochen! Ich bin dir eher sogar dankbar, dass du dich um meinen Arm gekümmert hast. Sonst hätte es wahrscheinlich noch viel mehr weh getan! Du warst wie immer so vorsichtig und hast so auf mich geachtet...Ich bin dir ehrlich dankbar dafür! Und das Versprechen hast du in meinen Augen nie gebrochen."
Er sah mich nun mit einem Lächeln an und strich mir vorsichtig die Haare hinters Ohr. "Darf ich dich umarmen?" fragte er leise und sofort nickte ich. Keine zwei Sekunden später hatte er mich nahe an sich gezogen und die Arme um mich gelegt. Ich tat es ihm ebenfalls gleich und genoß die Nähe zu ihm. Dieses wohlige warme und aufregende Gefühl kam wieder in mir auf. Das fühlte sich immer so toll an!
"Ist also...alles wieder gut?" fragte ich dann nach einer Weile. Wir lösten uns und er nickte. "Ja, alles ist wieder gut." lächelte er mich sanft an. "Dann wieder zurück zu meiner Frage von vorhin!" grinste ich ihn nun an und stand auf. "Waffeln oder Panncakes?"
Er schmunzelte und stand ebenfalls auf. "Du musst deinen Arm schonen. Nicht zu viel Belastung, das werde ich Mike auch noch sagen. Die nächste Woche wird er sich um den Haushalt kümmern müssen. Deshalb werde ich dir auch beim Frühstück helfen, du sagst mir was ich machen muss und ruhst dich ein wenig aus. Dein Arm braucht das jetzt, wenn du ihn zu viel belastet wird es wieder schlimmer. Und wir wollen ja alle, dass die Wunde schnell verheilt. Bald kommt der Sommer, da willst du doch bestimmt auch schwimmen gehen können!" grinste er nun worauf ich sofort hastig nickte. Ich freute mich schon so sehr auf das Wasser, schwimmen war so toll.
So gingen wir gemeinsam in die Küche und entschieden uns für Waffeln, da ich da mehr helfen konnte, auch nur mit meinem linken Arm. Auch fragte ich ihn, ob er oder Mike mich ins Bett gebracht hatten und mir auch davor noch die Haare gewaschen hatte.
Irgendwann wachte dann auch Mike auf und wir aßen alle gemeinsam. Benny erklärte ihm und mir noch was ich mit meinem Arm machen durfte und was nicht. Dann zeigte ich ihm noch ganz stolz meine neuen Pflanzenbeete und bewästerte diese. Zwar wuchs noch nicht viel aber dafür war ja auch noch Zeit. Gutes brauchte eben seine Zeit...
▫Upload: 16.07.2021▫
▫1275 Wörter▫
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Double Checkmate || Shadowuniversum
Ficção AdolescenteEin Auftrag eines völlig Fremden war es, welcher letztendlich sein Leben komplett veränderte. Aus seinem ruhigen Leben in eine neue Welt, die Welt des Sklavenhandels und des Schmerzes. Aus Freunden und Familie wurden Erinnerungen. Aus Fremden wurd...