▫Noel▫
Basti und ich warfen uns einen überraschen Blick zu und sahen dann beide wieder zu dem Jungen zurück. Er sah so unsicher aus, so ganz ohne Selbstvertrauen...
"Komm her, wir teilen uns die Aufgaben alle gerecht auf. Pizza machen ist auch nicht schwer." versuchte ich eine Unterhaltung zu starten und die Stimmung zu lockern. Basti und ich konnten uns immer ausgelassen unterhalten und fanden schnell einen Weg eine bedrückte Stimmung irgendwie zu ändern. Auch wenn wir beide mal traurig oder eingeknickt waren, halfen wir einander da durch und konnten auch ohne zu reden miteinander kommunizieren.
Doch er nickte und kam langsam auf uns zu, sogar ohne humpeln. Das hieß ja schonmal, dass er immerhin in den letzten Tagen nicht mir ihm geschlafen hatte...
"Ich bin Basti und das ist Noel." stellte Basti uns nun beide vor und reichte ihm die Hand. Der Junge nahm sie etwas perplex und nickte zögerlich. "Willst du uns auch sagen, wie du heißt?" fragte er dann weiter und schnappte sich in der Zwischenzeit ein weiteres Schneidebrett, welches er zwischen uns bereit legte.
"E-Elias.." nuschelte er wieder so unverständlich. Basti nahm sich eine Paprika und reichte sie Elias. "Weißt du, wie man eine Paprika schneidet?" fragte er weiter, wobei Elias nur wieder nickte. Was ist ihm denn wieder fahren, dass er so verängstigt war...? Was hatte sein Master nur mit ihn gemacht? Was hatte er ihm nur angetan?
"Schneide die bitte in kleine Würfel." bat Sebastian ihn dann und deutete dabei auf das neue Schneidebrett. Er began direkt mit seiner Arbeit und blieb weiterhin stumm. Bei mir kam langsam die Schüchternheit zurück...vorhin war sie irgendwie gar nicht da...Es waren heute ja auch nur drei neue Leute hier, wobei der eine ja schon auf dem Geburtstag gewesen war. Und alle Personen hier, also Mike, Basti und Benny halfen mir da gerade ein wenig. Ich fühlte mich bei ihnen so wohl und sicher, dass ich keine Angst oder Aufregung verspüren musste.
Doch jetzt hier in der Küche, alleine und mit einer neuen Bekanntschaft konfrontiert war es doch wieder anders. So belegte ich auch stumm die Pizzen weiter. "Weißt du Elias...Noel und ich sind gute Freunde und wir wollten sowieso auch gerne mal mit dir sprechen. Du musst bei uns keine Angst haben, wir petzen nichts und du kannst einfach ein wenig entspannen. Wir lachen sogar oft, wenn wir beisammen sind!" sagte Basti dann nach einer Weile, in welcher es nur still gewesen war.
Doch Elias schüttelte nur den Kopf und machte weiter mit der Paprika. "Ich...Nein..." murmelte er und gab mir dann die fertig geschnittene Paprika. Ich nahm sie dankend an und verteilte sie ebenfalls auf einer der Pizzen, immerhin mochte ja nicht jeder Paprika.
"Du kannst uns vertrauen." fing nun Basti nochmal das Thema an und sah ihn dabei ganz lieb und sanft an, so hatte er mich am Anfang auch mal angeschaut, ein warmes und schönes Gefühl machte sich so in mir breit.
Elias nickte und schien hin und her gerissen. Er öffnete seinen Mund ein paar Mal, aber schloss ihn dann wieder ohne etwas gesagt zu haben. "Das weiß ich..trotzdem...I-Ich werde euch wahrscheinlich nie wieder sehen...was bringt es also..." murmelte er und schaute dann zu mir. "Muss m-man noch irgendwas machen?" fragte er hektisch und ich stand etwas perplex da. Wie? Nie wieder sehen? Wollte er...wollte er sein Leben...beenden? Oder weil sein Master ihm so schlimme Dinge an tat? Oder...hoffentlich einfach nur, weil er wieder weg fährt...?
"W-Warum nie wieder sehen?" fragte ich einfach gerade heraus. Daraufhin schnaubte er leise und verschränkte zittrig die Arme. "Nach Silvester fahren mein Master u-und ich wieder heim...ihr bleibt hier...Mein Master ist nicht so häufig unterwegs oder so...also werde ich halt daheim bleiben..." murmelte er und mir fiel direkt ein Stein vom Herzen. Er wollte sich nicht das Leben nehmen...er meinte nur die Distanz...
Erleichtert atmete ich aus und nickte. Dann griff ich nach dem Käse und gab ihm diesen. Er verstand auch ohne Worte, was er tun sollte und began auch direkt. "Wirst du...Warst du bei...Mr. Baranow?" fragte nun Basti wieder weiter. Wollte er echt direkt so tief gehen? Elias war anders als wir beiden...bei uns beiden war von Anfang an, direkt irgendwas da, irgendein Funke. Wir haben uns direkt verstanden und all sowas. Bei Elias fehlte das irgendwie.
Dementsprechend nickte er nur als Antwort. Sebastian seufzte furstiert und machte seine Pizza weiter. In ihm ging gerade bestimmt auch einiges vor. "Und...was musst du bei deinem Master machen?" fragte er dennoch weiter. Elias brummte und schmiss die leere Käsepackung weg. "Ist doch egal...den Haushalt und er schlägt mich oft...reicht das?" brummte er und sah dabei wieder so eingeknickt und verletzt aus...Sebastian war zu weit gegangen...
Als Antwort auf seine Frage nickte er nämlich einfach nur und sah Elias mit großen Augen an. Er wurde wahrscheinlich lange nicht mehr so krass abgewiesen...
"Ich gehe wieder." nuschelte er und war auch schon weg, ohne dass wir etwas dagegen hätten sagen oder uns auch verabschieden können.
Wir unterhielten uns die ganze Zeit in der Küche nur noch darüber. Wir machten uns beide Sorgen und fanden sein Verhalten irgendwie komisch...klar Basti war wahrscheinlich zu schnell zu tief gegangen aber er meinte es ja nur gut und wollte nur helfen und so...
Irgendwann kam dann Mike in die Küche und legte seinen Arm um mich. "Wie weit seid ihr?" fragte er und ich konnte sofort den Alkoholgeruch aus seinem Mund wahrnehmen. Was hatte er denn schon alles getrunken? Doch er hatte mich etwas gefragt und so zeigte ich auf den Ofen, in welchem die Pizzen gerade am backen waren.
"Gut, gut." sagte er und drückte mir sein Glas in die Hand. "Bringt sie dann raus, wenn sie fertig sind. Verbrennt euch nicht! Und trink das Glas ruhig leer." zwinkerte er mir zu, ehe er wieder aus der Küche verschwand. Betrunken war er noch nicht, aber das ein oder andere Glas hatte er bestimmt schon getrunken gehabt.
Basti und ich sahen und kurz verwirrt an, dann schmunzelten wir und lachten kurz darauf schon. "Soll ich das wirklich trinken?" fragte ich dann ganz neugierig und roch an dem Glas. Die Flüssigkeit war hell, verdünnter Saft und auch Eiswürfel und Beeren waren darin. Basti zuckte mit den Schultern. "Es ist ja nur ein halbes Glas, probier doch einfach mal." sagte er ehrlich und hatte damit ja auch Recht.
So setzte ich das Glas an und nippte vorsichtig daran. Es war süß und orangig. Im Abgang etwas bitter aber noch angenehm. Ich nickte und gab Basti das Glas. "Probier du auch mal." grinste ich und er nickte sofort. Er nahm einen kleinen Schluck und verzog das Gesicht. "Ist das Orange?" fragte er und streckte dabei die Zunge heraus.
Ich nickte und musste lachen. "Ja, ist es wohl." Er gab mir das Glas zurück und schüttelte sich kurz. "Ich hasse Orange!" lachte er dann und ich nickte. "Sorry." schmunzelte ich und trank einen weiteren Schluck. Alkohol schmeckte gar nicht so schlecht wie gedacht.
▫Upload: 03.07.2021▫
▫1185 Wörter▫

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Double Checkmate || Shadowuniversum
Novela JuvenilEin Auftrag eines völlig Fremden war es, welcher letztendlich sein Leben komplett veränderte. Aus seinem ruhigen Leben in eine neue Welt, die Welt des Sklavenhandels und des Schmerzes. Aus Freunden und Familie wurden Erinnerungen. Aus Fremden wurd...