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"Wolltest du nicht erst etwas über mich erfahren?", fragte ich provokant und legte meinen Zeigefinger auf seine Lippen, um ihn wieder von mir weg zu schieben. Er sah mich etwas entgeistert an.

"Du bist grausam.", merkte er amüsiert an, als er langsam realisierte, was ich meinte. Ich nahm seine Hände von meiner Taille und setzte mich wie vorhin auf das Bett, nur rollte ich das Schriftstück jetzt zusammen, damit er auch Platz hatte.

"Ich bin einfach nicht so ein Mädchen, Itachi.", sprach ich unschuldig und sah ihm zu, wie er sich auf die Bettkante setzte, um sich dann aufs Bett fallen zu lassen.

"Nein, du hast selbst für sowas eine Strategie.", konterte er. "Theoretisch ist das alles bei dir nie wirklich passiert. Du hast mir nur einen Knochen zugeworfen.", realisierte er.

"Schlaues Kerlchen.", kommentierte ich. "Also, du hattest doch sicherlich schon das letzte Mal ein paar Fragen parat. Schieß los." Er drehte seinen Kopf zu mir. Ich machte nie ein Geheimnis aus meiner Vergangenheit und meiner Person. Die Leute erzählten sich nur sehr viel Blödsinn, was andere dann wiederum als die eine Wahrheit aufnahmen.

"Hattest du jemals ein Sharingan?", fragte er direkt und interessiert.

"Ja. Mein Vater kam aus dem Uchiha-Clan. Ich nehme an, dass sich seine Gene bei mir mehr durchgesetzt haben, als die meiner Mutter. Deswegen habe ich auch schwarzes und nicht rotes Haar.", antwortete ich und scherzte ein wenig am Ende. Da ich schon ahnte was seine nächste Frage werden würde, erzählte ich einfach weiter.
"Die Familie meiner Mutter gehörte dem Uzumaki-Clan an und irgendwie hatte sie Senju-Blut in sich. Sie hat uns nie erklärt, welche Verbindung dort genau bestand, deswegen kann ich dir das nicht erklären. Aber so war es mir wahrscheinlich möglich das Tomoe Rinnegan zu erlangen."

"Wie hast du es entwickelt?", fügte er an. Ich wusste, dass das kommen würde.

"Ich habe gesehen wie meine Schwester enthauptet wurde, dann wurde ich ohnmächtig. Als ich zu mir kam, war es da. Dieses Trauma hat es wohl hervorgerufen.", erklärte ich kurz und neutral. Itachi sah mich mitleidig und schockiert an.

"Das tut mir leid." Natürlich wusste er, dass ich ihren Tod miterlebt hatte, doch es gab so viele Gerüchte darum, dass der wahre Grund offensichtlich deutlich grausamer war, als gedacht.

"Es stimmt, was die Leute sagen. Seitdem sie nicht mehr da ist, habe ich viele grausame Dinge getan, aber ich wusste einfach nicht wohin mit mir und meiner Wut.", sprach ich weiter. Yami wäre sicherlich gerade stolz auf mich, weil ich mich einem anderen Menschen öffnete.

"Sie war dir sehr wichtig.", murmelte er eher zu sich selbst.

"Yami war die einzige Person, auf die ich zählen konnte. Unsere Eltern waren beide Trinker und haben uns nicht gut behandelt. Es waren immer wir gegen den Rest der Welt.", sagte ich leise.

"Wie war sie so?", fragte er dann, was mich etwas erstaunte. Etwas verträumt sah ich durchs Zimmer.

"Sie war komplett anders als ich. Positiv und charmant. Lächelte ständig und erhellte den Raum mit ihrer Präsenz. Sie glaubte an den Frieden, wie kein anderer Mensch den ich kannte und hätte alles dafür getan. Irgendwie ironisch, dass sie mit mir in einer Spezialeinheit war. Yami hatte kein Problem damit für Gerechtigkeit zu kämpfen und durch ihre aufblühende Art, sorgte sie immer für eine Überraschung, wenn sie jemanden besiegte.", erzählte ich ihm. Bei dem letzten Satz musste ich schmunzeln. Yami war im Gegensatz zu mir zuckersüß und legte auf Missionen dann eine 180° Wendung an den Tag.
"Sie hat immer das beste aus mir heraus gebracht. Nach ihrem Tod bin ich richtig abgestürzt, Nagato und Konan haben mir viel geholfen.", plapperte ich vor mich hin. Nach einer Weile sah ich ihm direkt in die Augen. "Yami war das Licht in meiner Dunkelheit."

Itachi setzte sich auf und nahm meine Hand in seine.

"Sie wird immer in dir weiter existieren. Ihr Licht erlischt niemals - durch dich.", sagte er leise. Natürlich würde sie immer in mir und meinen Erinnerungen weiterleben. Seine Aussage war gut gemeint, aber für meinen Geschmack zu kitschig.

"Wow, ich wusste nicht, dass du so kitschig bist.", sagte ich schmunzelnd und er lachte. "Deswegen bin ich auch auf dich losgegangen, als du mich mit Kiri angesprochen hattest. Nur sie machte das und der Gedanke daran, jemanden so nah an mich ranzulassen bereitet mir Unwohlsein. Vielleicht war ich auch etwas impulsiv.", gab ich ehrlich zu.

"Etwas?", lachte der Uchiha. "Dafür muss ich mich auch entschuldigen, ich weiß nicht was in diesem Moment generell in mich gefahren war. Ich glaube deine Aura hat mich einfach von Anfang an fasziniert."

"So ist es immer. Die Menschen interessieren sich eben für Dinge, über die sie nicht genau Bescheid wissen.", sagte ich mit den Schultern zuckend. Es war tatsächlich nichts neues für mich. Schon seit unserer Kindheit kochte die Gerüchteküche hoch. Erst waren wir die armen Waisen und dann die Todes-Zwillinge, dann war ich plötzlich der überlebende Todes-Zwilling mit dem Rinnegan und ein Monster, welches im Schatten lebte. Natürlich war es interessant. Ich war mir ziemlich sicher, dass viele mein Gesicht gar nicht kannten.

"Das meine ich nicht.", sprach er daraufhin. Ich sah ihn abwartend an. "Natürlich habe ich als erstes deine Augen bemerkt, sie waren Buchstäblich das erste, was man so richtig bei der Besprechung sah. Ich meine allgemein dich als Person. Das Leben hat dich abgehärtet und du bist eine starke Person, doch in deinem Inneren gibt es auch diesen weichen Teil, den du niemandem zeigst. Ich sagte doch, du bist kein Monster." Seine tiefe Stimme drang in meinen Kopf ein, als würde er meine Liebe zu Yami genauestens verstehen können.

"Du willst nicht das Ewige Mangekyō Sharingan, habe ich recht?", wechselte ich einfach das Thema. "Warum hast du deinen Bruder wirklich am Leben gelassen?" Itachi sah mich erst nachdenklich an, bevor er begann mir die wahre Geschichte der verhängnisvollen Nacht des Uchiha-Clans zu erzählen. Ich wahr mehr als überrascht, von dem was er mir erzählte. Er hat es für den Frieden seines Dorfes getan und wollte seinen Bruder beschützen. Wahrscheinlich hätte ich für Yami das gleiche getan, wenn uns beiden das Dorf unter Salamanders Führung nicht so egal gewesen wäre. Und jetzt will ihn sein kleiner Bruder umbringen.
"Warum sagst du ihm nicht die Wahrheit?", fragte ich dann etwas abschätzend. Itachi seufzte.

"Er würde mir wahrscheinlich nicht glauben. Sasuke ist meinetwegen mittlerweile sehr Hasserfüllt." Er schien nicht gerade stolz auf seine Vorgangsweise zu sein. Um ehrlich zu sein, war es auch eine dämliche Idee, aber irgendwie auch nobel. "Außerdem", begann er wieder. Ich sah ihn fragend an. "Außerdem habe ich nicht mehr all zu viel Zeit. Ich habe eine Krankheit, die mich langsam zerfrisst. Trotzdem will ich diese Sache wenigstens richtigstellen." In seinem Ton lag Traurigkeit und ein bittersüßes Gefühl machte sich in mir breit. Da hattest du es Yami, ich habe meine Mauer etwas runter gelassen, das alles nur wegen dir.

"Du hast ein gutes Herz, Itachi Uchiha.", seufzte ich und er sah mich mit einem schwachen Lächeln an. Von uns beiden war definitiv ich das Monster, denn bisher habe ich ohne weitere Hintergedanken einfach Leute ermordet. "Wann wurdest du das letzte Mal untersucht?", fragte ich. Er überlegte nicht lang.

"Vor ein paar Monaten, als das alles anfing.", antwortete er. Das war noch nicht all zu lange her. Ich verdrehte die Augen.

"Leg dich hin.", forderte ich ihn monoton auf. Er hob die Augenbrauen und schmunzelte mich schräg an.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt