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Mein Herz setzte plötzlich nicht nur einen Schlag aus, sondern gefühlt dreißig. Meine Augen weiteten sich schlagartig, als ich ihn immer noch Wortlos ansah. Noch an diesem Morgen hatte ich darüber nachgedacht, dass keinen von uns diese drei Worte verlassen hatten und jetzt stand Itachi vor mir, mit dem aufrichtigsten Lächeln der Welt, nach einem anstrengenden Tag und gestand mir seine Liebe.

Liebe.

Das Wort allein hatte mich schon immer beunruhigt, wenn es nicht im Kontext mit Yami verwendet wurde. Bisher war es mir auch einfach kein anderer Mensch wert und dann kam dieser Uchiha-Banause und verdrehte mir den Kopf. Natürlich wusste ich, dass ich starke Gefühle für ihn hatte, doch ich hatte diese drei Worte noch nie zu irgendjemandem gesagt. Nie.

Yami und ich hatten einfach eine Verbindung, bei der es uns beiden bewusst war. Wir zeigten uns unsere schwesterliche Zuneigung einfach mit Handlungen und beschützten einander, waren für einander da.

Doch mit einem Partner war die Sache schon ganz anders.

Egal wie intim man miteinander geworden war, die emotionale Intimität war nochmal etwas neues. Es ging nicht mehr nur um Spaß und Lust, schon lange nicht mehr. Wir waren mittlerweile auf einer Ebene, auf der man sich um seinen Gegenüber sorgte und auch Verletzlichkeit zeigte. Man sammelte die zerbrochenen Stücke des anderen auf und wollte sie gern wieder zusammensetzen, egal wie lange es dauerte. Es war buchstäblich, als hätte Itachi sich nicht von meiner Seite bewegt, bis diese Mauer eben weit genug eingerissen war, damit er mich aus dem verbliebenen Schutt rausziehen konnte. Und mit diesen drei Worten versprach er mir, dass er auch weiterhin nicht von meiner Seite weichen würde.

"Ich äh, ich..", begann ich und stammelte dann vor mich hin. Hätte ich doch lieber den Mund gehalten, das wäre weniger peinlich gewesen. Als währe es mir physikalisch einfach nicht möglich diese drei dummen kleinen Wörter auszusprechen.

"Schon gut, du musst nicht -" Itachi wollte mir gerade wahrscheinlich versichern, dass es in Ordnung sei und ich mich zu nichts zwingen musste. Doch genau das war der Punkt: Ich sollte mich nicht zwingen müssen, weil er es verdient hatte dies erwidert zu bekommen. Nur, weil ich meine Defizite hatte, hieß es nicht, dass er es nicht verdiente validiert zu werden. Natürlich war dies ohnehin selbstverständlich, doch der Mensch hörte es nun mal gern und das war auch richtig so.

"Nein, lass mich das machen.", unterbrach ich ihn. Mir entging nicht, wie er belustigt die Augenbrauen hob und sich ein Lachen verkneifen musste. So ein Mistkerl. Nachdem ich mich gesammelt hatte schloss ich die Augen und atmete tief durch. Langsam blickte ich wieder hoch, direkt in seine Augen und sprach dann mit fester Stimme. "Itachi Uchiha.", begann ich in aller Ruhe. "Ich liebe dich.", sagte ich leise, doch so, dass er es deutlich hörte.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als hätte er es nicht Minuten vor mir erst gesagt. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so extrem nervös war. Wenn man mal allgemein vom heutigen Tag absah, der nur Höhen und Tiefen brachte.

Itachi legte seine Hand an meine Wange und zog mich sanft zu sich. Seine weichen Lippen trafen auf meine. Er war sehr zart, zarter als sonst. Als würde er mir versichern wollen, dass ich alles richtig gemacht hätte und ich keine Angst mehr vor diesen Worten haben bräuchte.
Plötzlich blitzte es draußen und kurz darauf war auch ein donnern zu hören, weswegen wir uns voneinander lösten. Zwar regnete es fast durchgängig in Amegakure, doch normalerweise Gewitterte es genauso wenig, wie die Sonne in voller Pracht über das Dorf schien. Nichtsdestotrotz mochte ich Gewitter sehr. Sie hatten etwas schönes an sich, auch wenn sie noch so gewaltig aussehen konnten.

"Entweder gibt es irgendwelche Götter, die sich gerade unheimlich über diese Situation freuen oder es gar nicht gern sehen.", scherzte Itachi. Ich verdrehte spielerisch die Augen.

"Oder es gewittert einfach nur.", erwiderte ich und hob amüsiert eine Augenbraue an.

"Es kann nicht jeder so einen trockenen Humor haben wie du.", kommentierte er stichelnd. Jedes Mal, wenn er diese Seite von dich durchblicken ließ, fühlte ich mich selbst als wäre ich noch ein Teenager. Dieses verspielte necken und das gegenseitige aufziehen. Es fühlte sich unbeschwert mit ihm an, ich konnte für einen Moment die Realität loslassen und mich mit ihm in einer Blase verkriechen, die nur uns gehörte.

"Deswegen bist du wahrscheinlich auch die meiste Zeit so ruhig.", sagte ich neutral. Itachi lachte und ging einen Schritt zurück. Sofort verließ mich die Wärme, die mir sein Körper bot.

"Sehr scharfsinnig, nicht schlecht.", gab er zu. Ich verbeugte mich leicht, als würde ich mich für seinen Kommentar bedanken.

"Ich werde mich dann mal umziehen.", informierte ich den Uchiha. Auch er begann dann, ohne eine Antwort, sich zu entkleiden. Am Ende zog ich mir einfach nur ein weites T-Shirt über und wand mich wieder meinem Freund zu. Dieser saß in dem Sessel, in welchem ich vor einiger Zeit das bunte Treiben unserer Doppelgänger beobachtet hatte. Ich ging auf ihn zu und machte es mir auf seinem Schoß bequem. Itachi wand nur kurz seinen Blick von der Fensterfront ab, um mich näher zu sich zu ziehen. Ich saß seitlich auf ihm, eines meiner Beine hing über der Armlehne und ich legte meinen Kopf auf seine Schulter.

"Amegakure strahlt auf einmal eine ganz andere Art von Ruhe aus.", bemerkte der Schwarzhaarige. Ich nickte zustimmend. Mir war dies ja bereits aufgefallen, als ich Tsunade zu Nagato und Konan gebracht hatte.
Wieder konnte man einen Blitz am Nachthimmel aufhellen sehen. Es sah aus, als würde er einfach in einem der Gebäude verschwinden. Auch der Donner ließ nicht lange auf sich warten.

"Es ist auch nochmal eine ganz andere Ruhe im Gegensatz zu Konohagakure.", fügte ich an. Logischerweise unterschieden sich die Dörfer nunmal.

Itachi und ich philosophierten noch weiter über dies und jenes. Er schien den Regen auch genießen zu können. Manchmal fragte ich mich, warum menschen den Regen als eine Form des schlechten Wetters ansahen. Also, natürlich verstand ich die Faktoren, die es zu einem Nachteil machten, doch man konnte es nicht ausschließlich negativ belasten.

Zumal, wenn man eine Situation wie diese nahm, in der man sich mit jemanden entspannen konnte, miteinander sprach und dem Regen lauschte. Es hatte etwas hypnotisierendes, wie die Tropfen gegen die Scheibe prasselten und der Himmel hin und wieder erleuchtet wurde. Natürlich würde ich gerade nicht unbedingt draußen sein wollen, doch darum ging es auch gar nicht.

Würde ich ein einfaches Leben führen, dass würde ich wahrscheinlich auch vergessen die Schönheit in dem zu sehen, was im mich herum passierte. Es war schon immer so einfach, sich über alles zu beschweren. Wie ironisch, dass dieser Gedanke gerade von mir kam, wo ich doch nun mal diejenige war, die sich von so vielen Dingen im Leben entzogen hatte, weil ich sie selbst negativ belastete.

Bei all diesen wirren Gedanken bemerkte ich gar nicht, wie ich auf Itachis Schoß einschlief.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt