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"Willst du uns jetzt allen Ernstes irgendwelche Vorwürfe machen? Wir haben diese Organisation gegründet, um die Menschheit von ihrem eigenen Schmerz und dem Kummer zu befreien.", sprach Nagato laut und deutlich.

"Ja, mit noch mehr Schmerz und Furcht!", zischte ich.

"Jetzt hör ihr einfach zu.", fügte Itachi genervt an. Sein einmischen kam überraschend für mich, da er und Obito bisher still waren, doch es war definitiv willkommen. Konan stellte sich näher zu Nagato und verschränkte nun die Arme vor der Brust.

"Ich verstehe den Schmerz, den ihr gespürt habt, als Yahiko starb. Ihr wurdet von Hanso und Danzō in eine Falle gelockt und hintergangen, obwohl ihr nichts falsch gemacht habt. Doch nicht nur unser ehemaliges Oberhaupt hat sich leicht manipulieren lassen, sondern auch ihr. Und zwar so sehr, dass vor allem du, Nagato, nicht bemerkt hast, dass du ebenfalls nur eine Marionette bist.", erzählte ich. Nun verengte er auch die Augen.

"Was redest du da?", fragte er ungläubig.

"Sie hat recht.", sagte Obito und trat nun neben mich. "Doch bevor wir diese Erinnerungen wieder hervorrufen, sollte ich euch mein wahres Gesicht zeigen.", sagte er und nahm die Maske ab. Konan und Nagato sahen sichtlich irritiert aus. Sie hatten diesen Menschen noch nie ohne Maske gesehen und wussten wahrscheinlich auch nicht, was sie hätten erwarten sollen.
"Ich bin Obito Uchiha und auch ich habe mich in die Irref führen lassen. Von dem selben Mann, als den ich mich ausgegeben habe: Madara Uchiha.", erklärte er.

"Du wusstest, dass er uns etwas vormacht und hast uns nicht darüber informiert?", fragte Konan an mich gerichtet. Sie war sichtlich sauer.

"Ich habe erst einige Hintergründe herausfinden müssen und habe auch bei ihm festgestellt, dass er vom Weg abgekommen ist.", antwortete ich kühl.

"Auch?", fragte Nagato nun. Mich nervte es, dass sie nicht einfach zuhören konnten.

"Nochmal: Hört einfach zu.", knirschte ich. Ihre Aufmerksamkeit galt wieder Obito. Der älteste Uchiha erzählte den beiden von seiner Geschichte. Ich konnte Konan ansehen, dass sie sehr mit ihm fühlte. Nagato hielt seine Züge eher neutral, doch ich wusste, dass auch er Obito verstand. Sie beide waren jedoch geschockt von Madaras eigentlichen Plan zu hören. Er erzählte ihnen auch, wie ich mit Itachi das Treffen zwischen ihm und Kakashi Hatake initiierte und wir ihn gemeinsam umstimmen konnten.

"Was für ein furchtbarer Plan.", sprach Konan etwas abwesend. Ich sah ungläubig zwischen den beiden hin und her.

"Euer Plan ist nicht besser.", stelle ich klar. "Hört mal, genauso wie Madara Obito ausgenutzt hat, nutzt er auch diese gesamte Organisation aus. Dabei musste er nicht mehr machen, als sich mit seinen Redekünsten emotional aufgewühlte Marionetten an die Seite zu holen. In diesem Fall wart es eben ihr beiden.", sagte ich und sah erst Obito an, dann Nagato.
"Glaubt ihr wirklich das war es, was Yahiko wollte? Akatsuki war mal eine Gruppe von Pazifisten, die nur kämpfte, wenn es um ihr eigenes Leben ging. Das war es was Yahiko wollte. Die Dinge diplomatisch regeln. Natürlich ist dies nicht einfach, das müsstet ihr am besten wissen. Genau das, was er aus der Welt schaffen wollte, unterstützt ihr nur noch mehr. Ist euch das eigentlich bewusst?", stellte ich sie zur Rede.

"Gerade du, Kairi, musst wissen, dass die Menschen von ihrem Schmerz immer zum Bösen hingezogen werden. Wir wollen -", sprach er, doch langsam verlor ich die Geduld.

"Erzähl du mich nichts von Schmerz!", unterbrach ich ihn schroff und ging einige Schritte auf ihn zu. "Nagato, du benutzt Yahikos Leiche als einen deiner Pain.", sagte ich, als wüsste er es nicht selbst.

"Yahiko wird für immer der Anführer von Akatsuki bleiben.", betonte er.

"Yahiko war der Anführer einer Organisation, die tatsächlich gutes brachte und nicht einer Organisation voller S-Rang Krimineller, nach denen gefahndet wird!", fauchte ich ihn an. "Natürlich nahm dieser Weg viel Zeit in Anspruch, denn die Menschen sind nun mal auch misstrauisch. Doch ihr habt Erfolge erzielt, verdammt nochmal. Angst und Schrecken zu verbreiten ist offensichtlich leichter, doch zerstört die ganze Motivation der Sache." Ich drehte mich nun so, dass ich auch Konan im Blickfeld hatte. Die beiden waren endlich ruhig und hörten mir zu.
"Glaubt mir, jeden verdammten Tag vermisse ich Yami und wünsche mir so sehr, dass ich sie wieder bei mir haben könnte. Doch ich lebe nicht in der Vergangenheit. Ich habe mich mit ihrem Tod abgefunden und damit abgeschlossen. Wenn ich irgendwann wieder auf sie treffe, dann möchte ich, dass sie stolz auf mich ist. Deswegen will ich das Leben führen, was sie sich für uns gewünscht hatte. Ähnlich wie Yahiko, wollte sie nichts sehnlicher als den Frieden. Und den werde ich verdammt nochmal bringen, dafür könnt ihr eure Hände ins Feuer legen. Also sagt mir, warum lasst ihr Yahiko nicht in frieden Ruhen? Warum führt ihr sein Werk nicht weiter, sondern habt es zu etwas ganz anderem gemacht? Was unterscheidet euch von diesen ganzen Bakas, die ständig Krieg führen?", löcherte ich sie nach meiner Ansprache mit Fragen. In mir kochte alles.

Als keiner der beiden antwortete, ging ich ein paar Schritte rückwärts, wieder da hin, wo ich vorher stand. Zögernd sahen sich die beiden an und blieben weiterhin stumm.

"Was ist aus euch geworden?", fragte ich sie etwas ruhiger. Die Enttäuschung in meiner Stimme erreichte sie deutlich, denn keiner der beiden wagte es auch nur mich anzusehen. Sie wichen meinen Blicken aus, ließen den Kopf etwas hängen und sahen durchaus sogar etwas beschämt aus.

"Du bist sehr erwachsen geworden, seit diesem Vorfall an dem Stand.", sagte Nagato leise, was jedoch keine meiner Fragen beantwortete. "Du hattest schon immer diese Entschlossenheit, vor allem wenn es darum ging Yami zu beschützen. Es ist schön zu sehen, dass du dich auch um uns ein bisschen sorgst. Ich spreche für uns alle drei, wenn ich sage, dass wir sehr stolz auf dich sind.", sprach er nun deutlicher. "Und es tut mir leid, dass wir dich enttäuscht haben, kleine Kairi." Nagatos Stimme war recht sanft und klang aufrichtig. Auch Konan stimmte seinen Worten mit einem Nicken zu.

Es vergingen einige Minuten, in denen die beiden abermals nichts sagten. Sie sahen sich hin und wieder an, als würden sie sich wortlos verständigen können. Ich konnte ihre Unschlüssigkeit spüren, sie stellten sich selbst und ihr Handeln das erste Mal in Frage. Geduldig warteten wir, bis sie sich klar wurden, was sie machen wollten. Und wenn es bis morgen dauern würde, würden wir hier stehen und warten.

"Kairi.", sprach Nagato nach einer Ewigkeit. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf ihn. "Würdest du Akatsuki helfen, wieder auf den richtigen Weg zu gelangen?", fragte er und ich konnte sogar ein Schmunzeln auf seinem Gesicht erkennen. Erleichtert atmete ich aus, dabei hatte ich nichtmal bemerkt, wie angespannt ich selbst während des Wartens war.

"Ich werde euch dabei helfen. Dann könnt ihr so weiter- " Gerade als ich zustimmen wollte, unterbrach mich der Rothaarige.

"Nein.", sagte er bestimmend. "Ich möchte, dass du meine Nachfolgerin wirst.", verdeutlichte er seine Bitte nochmal. Ich war so verblüfft, dass mir sogar die Kinnlade ein bisschen runter fiel und ich erstmal sprachlos war. Selbst Konan hatte keine Einwände.

Auch Itachi und Obito schienen perplex zu sein. Zwar sagte niemand etwas, doch die Stimmung war irgendwie angespannt. Keiner wagte es etwas zu sagen, nicht bevor ich eine Antwort gegeben habe.

"Unter einer Bedingung.", sagte ich dann endlich, als ich aus meiner Starre erwachte.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt